In den Schlaf gestillt? So gelangt ihr zu einer neuen Einschlafroutine

Breastfeeding

Foto von Анастасия Войтко

„Waaaas, du stillst dein Baby in den Schlaf?“ „Mach das bloß nicht, sonst wird es niemals einschlafen können, ohne deine Brust.“ Habt ihr solche Sätze schon einmal gehört? Dann seid ihr mit Sicherheit nicht die Einzigen. In den ersten Lebensmonaten werden viele Babys zum Einschlafen gestillt oder mit der Flasche gefüttert. Tatsächlich ist es sogar fast unmöglich zu verhindern, dass euer Baby beim Trinken einschläft, wenn es noch so klein ist. Und lasst es uns vorab sagen: Das ist in der Anfangsphase auch völlig okay. Denn es fördert eure Bindung und stellt sicher, dass alle Ernährungsbedürfnisse eures Kindes erfüllt werden. Ihr könnt es auch als eine Art Superkraft der Natur betrachten, ein Ass im Ärmel oder ein Werkzeug, um Neugeborene zu beruhigen und sie in einen erholsamen Schlaf zu versetzen. Dies ist ganz natürlich, da junge Babys in den ersten Wochen sowieso 14-18 Stunden schlafen.

Wie ihr die Einschlafroutine ändern könnt

Obwohl es dann aber in den ersten Wochen und vielleicht Monaten recht gut „funktioniert“ hat, wenden sich dann doch viele Eltern Hilfe suchend an Hebamme und Schlafcoach, um genau dies zu ändern. Vor kurzem haben wir darüber berichtet, wie sich Babyschlaf je nach Alter und Entwicklungsstand verändert und Eltern im ersten Lebensjahr ihre Einschlafhilfen stetig anpassen müssen. Strategien, die gut funktioniert haben, funktionieren dann plötzlich nicht mehr und euer Baby benötigt nun etwas anderes. Das kann sehr kräftezehrend sein. Es hat vielleicht keinen Hunger, aber nichts anderes als z.B. die Brust oder Flasche, scheint ihm zu helfen, wieder einzuschlafen – gerade, wenn ihr das vorher lange so praktiziert habt. Manche Eltern fühlen sich dadurch eingeschränkt und suchen nach weiteren Einschlafhilfen. Natürlich gibt es aber auch viele andere Gründe, warum ihr nach neuen Methoden sucht, um eurem Baby beim Einschlafen zu helfen: Ihr kehrt in den Beruf zurück oder ein Geschwisterchen ist unterwegs. Was viele Monate für die Familie funktioniert hat, passt nun vielleicht einfach nicht mehr….

Baby und Mama

Schritt für Schritt von der Brust oder Flasche entwöhnen

Babys, die in den Schlaf gefüttert wurden, sind an Nähe und Kuscheln gewöhnt. Wollt ihr also schrittweise Änderungen vornehmen, könnt ihr zum Beispiel damit beginnen, es für ein paar Nächte in den Schlaf zu wiegen. Babys sind meist zur Schlafenszeit am müdesten, daher ist es eine gute Zeit, um an dieser Stelle Änderungen in euren Routinen vorzunehmen. Sicher kann es sein, dass euer Kind protestiert und es kann länger dauern, bis es einschläft. Schließlich fühlt es sich anders an als sonst und es fragt sich: „Hm – was ist los?!“ Aber nach ein paar Nächten fühlen sich die neuen Muster etwas vertrauter an und die Zeit, die ihr braucht, um es zum Einschlafen zu bewegen, wird weniger werden.

Sobald das mit dem Schaukeln gut funktioniert, könnt ihr als nächsten Schritt die Bewegung ein wenig verlangsamen und sehen, ob euer Kind trotzdem noch glücklich ist und auch ohne Schaukeln in euren Armen einschlafen kann. Wenn es protestiert, schaukelt einfach wieder, um es zu beruhigen und verlangsamt dann allmählich bis zum Stillstand. Denkt immer daran bei der Einschlafbegleitung gilt für euch die 3-L-Regel: die Eltern sind LEISE, LANGSAM, LANGWEILIG. Kontraproduktiv sind: Hopsen auf dem Pezziball, laute Geräusche vom Handy/CD-Player, stundenlanges Umhertragen/Fahren, elterliche Körperteile zum Spielen wie Haare, Brust, Hände etc. oder an der Brust nuckeln, obwohl euer Baby lange satt ist. Hier ist einfach weniger mehr.

Babyschlaf
Foto von Laura Garcia

Wenn ihr das geschafft habt, lasst ihr die Bewegung weg und legt euch neben euer Baby (Beistellbett an eurem Bett oder Familienbett), damit es mit Nähe, Stimme und Berührung in den Schlaf begleitet werden kann. Ihr beginnt erst mit Berührung, dann nur noch mit Nähe. Das kann auch ein rhythmisches, leichtes Poklopfen sein, ein sanftes Zustreicheln der Augen oder generelles Streicheln. Und später bleibt die Stimme, um euer Kind zu beruhigen. Weiches, leises Erzählen, Singen, Summen Schschsch-Geräusche können irgendwann schon ausreichen. Es ist ein Schritt-für-Schritt-Ansatz, bei dem ihr zugleich präsent und unterstützend seid, während euer Baby neue Fähigkeiten lernt. Bei nächtlichem Aufwachen (je nach Alter: bei Neugeborenen alle 60 min., bei 6-Monatsbabys alle 30 min. und bei 12-Monatsbabys alle 45 min.) reicht es oft einfach nur die Hand aufzulegen, ggf. auch etwas umzulagern und kurz zu signalisieren, dass man da ist. Jüngere Babys müssen natürlich auch nachts trinken und ggf. ist auch mal ein Windelwechsel erforderlich. Sobald es nachts gut funktioniert, könnt ihr Änderungen am Nachmittagsschlaf vornehmen. Aber stresst euch dabei nicht. Seht jeden kleinen Schritt als Fortschritt. Jeder Tag ist eine Gelegenheit zum Üben, und um neue Fähigkeiten zu erlernen. Es kann Höhen und Tiefen geben, aber versucht, euch nicht entmutigen zu lassen, wenn es doch mal wieder eine oder zwei schlechte Nächte gibt.

Die Reihenfolge ändern

Zusätzlich zu einer Veränderung der Einschlafhilfen, kann es hilfreich sein, die Reihenfolge der Einschlafroutine zu ändern. Für einige Babys ist das Einschlafen während des Fütterns unvermeidlich! Daher kann es auch hilfreich sein, früher in der Routine zu füttern, wenn euer Baby weniger müde ist und sich von seinem Schlafplatz entfernt in einer aufrechteren Position befindet. Ihr legt euer Kind dann immer satt und wach, aber schlafbereit ins Bett. Ein Schnuller oder ab vier Monaten ein Kuscheltuch oder -tier können eurem Baby helfen, in den Schlaf zu finden. Wichtig: Der neue Schlaffreund sollte nicht zu groß sein und nur unter Aufsicht angewendet werden. Nachdem euer Kind eingeschlafen ist, legt ihr es griffbereit in eure Nähe. Geeignet sind Schlafpüppchen/ kleine Schnuffeltücher mit Schurwollfüllung im Kopf, die den Geruch des Kindes annehmen.

Probiert es einfach aus und setzt euch nicht unter Druck. Es kann drei bis vier Wochen dauern, bis ihr einen neuen Schritt wagen könnt – oder es funktioniert so gut, dass ihr einen überspringen könnt. Das ist so individuell wie eure Familie. Ganz sicher ist aber, dass euer Baby es in ein paar Wochen gelernt hat, wenn ihr es auch wollt und eurem Kind entsprechend kommuniziert. Und das ist dann für alle ein großer Gewinn! Falls ihr doch Unterstützung benötigt, wendet euch bitte an einen kompetenten Schlafcoach.

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