Sex in der Schwangerschaft: Tipps für werdende Eltern

Sex in der Schwangerschaft

Ihr seid schwanger und wisst jetzt nicht, ob ihr mit eurem Partner oder eurer Partnerin Sex haben dürft? Ob das Auswirkungen auf die Schwangerschaft hat, ob ihr das Kind womöglich damit sogar verletzen könnt oder ob es generell falsche und richtige Zeitpunkte für Sex in der Schwangerschaft gibt? Oder aber ihr verspürt gerade so gar kein Verlangen danach und seid deshalb verunsichert? Dann ist unser heutiger Blogartikel genau der richtige für euch. Denn wir verraten euch, was ok ist und was nicht. 

Sex in der Schwangerschaft kann zur Herausforderung werden

Grundsätzlich spricht nichts dagegen, während der komplikationslosen Schwangerschaft Sex zu haben. Das ungeborene Kind ist durch die Gebärmutter und das Fruchtwasser gut geschützt und nimmt bei normalem Geschlechtsverkehr keinen Schaden. Wenn die Schwangerschaft normal verläuft, könnt ihr also nach Lust und Laune euer Liebesleben beibehalten. 

Allerdings verändert sich in der Schwangerschaft auch die Sexualität. Ein Kind auszutragen hat einen enormen Einfluss auf die körperliche und seelische Anpassungsleistung, was sich auch auf das Bedürfnis der Frau nach Nähe und Sexualität auswirkt. Und auch der Mann bzw. die Partnerin muss sich an den neuen Zustand gewöhnen. Die Vorstellung, von nun an umfassend und für lange Zeit für einen kleinen Menschen verantwortlich zu sein, will erst einmal verarbeitet werden – das gilt eben für beide Partner*nnen. Sex in den ersten Schwangerschaftswochen kann daher eine Herausforderung sein.

Körperliche Veränderungen und ihre Auswirkungen auf die Sexualität

Die Schwangerschaftshormone haben einen großen Einfluss auf die Durchblutung eurer Geschlechtsorgane. Klitoris und Schamlippen sind dadurch empfindsamer, so dass ihr leichter erregbar seid. Außerdem produziert euer Körper jetzt auch mehr Scheidensekret, was die Gleitfähigkeit erhöht. Doch diese Veränderungen können auch dazu führen, dass ihr es als unangenehm empfindet, wenn euer Partner oder eure Partnerin eure Genitalien oder Brüste berührt. Es ist individuell wirklich total verschieden, ob die körperlichen Veränderungen euer Lustempfinden verstärken oder eher schwächen. Das kann sich im Verlauf der Schwangerschaft auch immer wieder ändern.

In den ersten Schwangerschaftswochen können Übelkeit, Brechreiz und Müdigkeit die Lust auf Sex mindern. Im zweiten Trimester fühlen sich viele Schwangere dann wieder wohler und das Bedürfnis nach Sex stellt sich oft wieder ein. Nicht selten beginnt für die meisten Frauen gar eine lustvolle Zeit mit neuen erotischen Empfindungen. Das bedeutet, was ihr eventuell im ersten Trimester noch als unangenehm und schmerzhaft empfunden habt, könnte im zweiten Drittel genau gegenteilig wahrgenommen werden. Vollere Brüste, empfindliche Brustwarzen und mehr Scheidensekret können dann also dazu führen, dass ihr in diesen Wochen leichter einen Orgasmus bekommt. Nicht selten ist das Liebesleben in dieser zweiten Phase der Schwangerschaft für viele Paare sehr erfüllend. Im letzten Drittel nimmt die sexuelle Lust bei vielen Frauen dann aber wieder ab. Gründe hierfür können sein, dass euer Bauch immer größer wird und ihr einfach weniger beweglich seid. Kurzum: es wird mühsamer.

Emotionale Aspekte für werdende Eltern

Die körperlichen Veränderungen der Schwangeren können für euren Partner oder eure Partnerin faszinierend und aufregend sein. Euer runder Bauch und der größere Busen können als erotische Signale wirken. Dank der Schwangerschaftshormone glänzen auch eure Haare stärker, eure Haut wirkt glatter und rosiger und der Bereich um eure Brustwarzen färbt sich dunkler. Dies alles kann auf eure/n PartnerIn eine enorme sexuelle Anziehungskraft haben. Plötzlich seid ihr für ihn oder sie auf ganz neue Art attraktiv.

Auf der anderen Seite kann es aber auch sein, dass sich bei eurem Partner/eurer Partnerin ein Gefühl von Verunsicherung einstellt. Eure möglichen hormonell bedingten Stimmungswechsel können ebenso irritieren wie die Gelassenheit und Selbstsicherheit, die ihr gegebenenfalls zeitweilig ausstrahlt. Auf einige Partner*innen wirkt auch die beträchtliche Gewichtszunahme der Schwangeren oder das Austreten von Vormilch aus der Brust kurz vor der Geburt befremdlich. Und nicht zu vergessen: nicht selten wird die Lust eures/r Partner*in auch von der meist unbegründeten Angst getrübt, euch oder dem ungeborenen Kind beim Sex in der Schwangerschaft, besonders in den ersten Schwangerschaftswochen, zu schaden.

Sicherheit und Vorsichtsmaßnahmen beim Sex in der Schwangerschaft

Bei einer normal verlaufenden Schwangerschaft ist Sex unbedenklich und ihr könnt euer Sexualleben nach Lust und Laune genießen. Euer ungeborenes Kind nimmt keinen Schaden. Allerdings gibt es bestimmte Risiken, bei denen Vorsicht geboten ist und zumindest auf Geschlechtsverkehr mit Eindringen des Penis in die Scheide verzichtet werden sollte. Dazu zählen z.B:…

  • Infektionen
  • Blutungen
  • Vorzeitige Wehen
  • Ein ungünstig liegender Mutterkuchen (Plazenta praevia) 
  • Blasensprung
  • Vorzeitiges Öffnen des Muttermunds 
  • Verlust von Fruchtwasser 
  • Plazenta praevia (ggf. Plazentainsuffizienz) 
  • Frühere Fehl- oder Frühgeburten 
  • Mehrlingsschwangerschaft 

Das Sexverbot gilt im ersten Trimester vor allem bei denjenigen von euch, die schon einmal eine Fehlgeburt hatten oder  für diejenigen, die Anzeichen für eine Frühgeburt haben oder die Mehrlinge erwarten. In diesen Fällen und Zeiten ist Zurückhaltung ratsam. Besprecht das aber am besten mit eurem Frauenarzt, eurer Frauenärztin oder eurer Hebamme. Das bedeutet aber nicht, dass ihr nicht trotzdem auch intim werden könnt. Streicheln und Kuscheln sind da oft gute Alternativen. Vielen Schwangeren ist während der Schwangerschaft eh mehr nach Nähe und Kuscheln oder sie sehnen sich nach einer entspannenden Massage. 

Sex im dritten Trimester der Schwangerschaft


Sex im dritten Trimester der Schwangerschaft

Im letzten Drittel eurer Schwangerschaft fühlen sich die meisten Schwangeren so richtig schwanger. Deshalb widmen wir dieser Phase noch einmal einen eigenen Absatz. In der Regel ist der Bauch jetzt riesig, die Beschwerden wie Rückenschmerzen, Sodbrennen oder Wassereinlagerungen nehmen zu, so dass auch eure Lust nach Sex schwindet. Das ist völlig normal.

Fühlt ihr euch aber wohl in eurem Körper und aus ärztlicher Sicht bestehen keine Risiken (s. oben), dann spricht nichts gegen Sex in der Schangerschaft. Ihr müsst nur etwas kreativer werden, was die Stellungen angeht (s. unten). Denn der Bauch kann jetzt schonmal etwas im Weg sein. In einigen Fällen kann Sex kurz vor dem Geburtstermin sogar hilfreich sein. Denn die im Sperma enthaltenen hormonähnlichen Substanzen (Prostaglandine) können Wehen auslösen. Sie machen obendrein den Muttermund weicher und erleichtern dessen Öffnung. Das geht aber nur, wenn euer Körper auch wirklich schon bereit für die Geburt ist. Bei einer risikolosen Schwangerschaft besteht also kein Grund zur Sorge, wenn es euch kurz vor dem errechneten Geburtstermin überkommt. 

Hygiene ist wichtig! 

Was auch immer jetzt für euch das Richtige sein mag – wenn ihr intim werdet, achtet auf Hygiene! Denn mangelnde Hygiene beim Sex in der Schwangerschaft kann Infektionen begünstigen. Diese wiederum können vorzeitige Wehen auslösen und zu einer Frühgeburt führen. Gegen Bakterien oder Pilze hilft also nur eine ausreichende Körperhygiene. Warmes Wasser, also z.B. duschen, reicht da in der Regel schon aus. Übertreiben solltet ihr es in eurem Intimbereich nämlich auch nicht, damit das schützende Milieu eurer Scheide nicht zerstört wird. Und natürlich gilt das mit der Hygiene auch für euren Partner oder eure Partnerin. 

FAQs rund um Sex in der Schwangerschaft

Zum Schluss haben wir noch ein paar Fragen und Antworten zu Sex in der Schwangerschaft herausgesucht, die der einen oder anderen von euch vielleicht noch unter den Nägeln brennen:

  1. Welche Sexstellung ist während der Schwangerschaft am besten?
    Oft ist mit voranschreitender Schwangerschaft der Bauch immer mehr im Weg. Die gewohnten Stellungen funktionieren plötzlich nicht mehr. Dann empfinden viele Frauen eine Position in Seitenlage (Löffelchen-Stellung) oder im Sitzen als angenehm. Aber auch der Doggy-Style wird oft als angenehme Stellung beim Sex in der Schwangerschaft genannt. Denn so wird der Bauch der Frau entlastet und es ist bequemer für sie. 
  2. Wie lange kann man während der Schwangerschaft Sex haben?
    Bei einer Schwangerschaft ohne Komplikationen gibt es in der Regel keine Einschränkungen, was Art und Dauer eurer sexuellen Aktivitäten betrifft. Solange sich die Schwangere damit wohl fühlt. Aber, übertreibt es trotzdem nicht!
  3. Bis zu welchem Zeitpunkt vor der Geburt ist Sex noch möglich?
    Theoretisch ist Sex bis zur Geburt möglich. Viele Schwangere entscheiden sich jedoch, in den letzten Tagen vor dem errechneten Geburtstermin (ET) auf Sex zu verzichten. Wie bereits angesprochen, kann Sex kurz vor ET aber auch dazu führen, dass es schneller los geht – sofern der Körper der Schwangeren schon bereit dazu ist. 
  4. Was tun bei einer Blutung nach Sex in der Schwangerschaft?
    Eine Blutung nach Sex während der Schwangerschaft ist nicht selten. Dadurch, dass der Genitalbereich so gut durchblutet ist, kommt es häufiger zu leichten Blutungen, die meistens nicht besorgniserregend sind. Das sind so genannte Kontaktblutungen, die ihr vielleicht auch schon von vaginalen Untersuchungen beim Frauenarzt oder bei der Frauenärztin kennt. Sie sind harmlos und stellen keine Gefahr für Mutter oder Kind dar. Meist klingen sie auch rasch wieder ab. Solltet ihr jedoch stärkere und auch anhaltende Blutungen haben und sogar Schmerzen dabei empfinden, sucht umgehend eine Arztpraxis auf. 

Sex in der Schwangerschaft – wie es euch gefällt

Ihr seht, ihr könnt eurem Verlangen auch in der Schwangerschaft gerne nachgehen – sofern eure Schwangerschaft ganz normal verläuft. Sollte allerdings irgendetwas Unerwartetes auftreten oder bei euch eine Risikoschwangerschaft bestehen, besprecht euch unbedingt mit eurem Arzt, eurer Ärztin oder eurer Hebamme. Und auch wenn euch so gar nicht nach Sex ist, ist das absolut normal. Letztendlich entscheiden eure individuellen Bedürfnisse darüber, wie viel Sex in der Schwangerschaft für euch ok und angenehm ist.

Sprecht mit eurem Partner/eurer Partnerin offen über eure Gefühle, Gedanken, Sorgen oder Wünsche. Holt euch Tipps und Ratschläge von Paartherapeut*innen, Hebammen oder Frauenärzt*innen. Sex in der Schwangerschaft kann viele Seiten haben. Seid kreativ und sucht mit eurer/m Liebsten nach der Form von Intimität, die ihr beide vollends genießen könnt. 


Beitragsbild von Janko Ferlic

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