Tiefsitzende Plazenta in der Schwangerschaft: Bedeutung für Schwangerschaft und Geburt

Tiefsitzende Plazenta in der Schwangerschaft

Wenn ihr schwanger seid, wächst gemeinsam mit eurem Baby auch ein neues Organ, über das euer Kind über die Nabelschnur mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt wird. Darum trägt es umgangssprachlich den lustigen Namen „Mutterkuchen“ – der medizinische Begriff ist jedoch  Plazenta. Diese kann sich an verschiedenen Lokalisationen der Gebärmutterwand einnisten, so z.B. im Bereich der Vorder- oder Hinterwand, der linken oder rechten Seitenwand und im oberen Bereich der Gebärmutter (im Fundus).  Erst am Ende des ersten Trimenons ist die Plazenta allerdings vollständig angelegt und wächst dann bis zur Ende der Schwangerschaft weiter. In der ersten Schwangerschaftshälfte wächst die Plazenta schneller als das Kind, im letzten Trimenon ist es umgekehrt. Nur in seltenen Fällen kommt es dazu, dass die Plazenta so dicht am inneren Muttermund liegt, dass es zu Komplikationen kommen kann – der Fachgriff hierfür ist Plazenta praevia. Welche Auswirkungen eine tiefsitzende Plazenta in der Schwangerschaft und für die Geburt hat, erklärt euch unsere Hebamme Katrin Ritter.

Diagnose Placenta praevia – was bedeutet das?

Bei Frauen mit einer Plazenta praevia liegt der Mutterkuchen so in der Gebärmutter, dass er den Muttermund – und damit den Geburtskanal – teilweise oder ganz bedeckt und diesen damit versperrt. Dabei wird bei einer Muttermundsweite von 3 cm unterschieden in:

Tiefsitzende Plazenta: Der Mutterkuchen reicht nicht bis zum inneren Muttermund heran.

Plazenta praevia marginalis: Die Plazenta reicht bis zum inneren  Muttermund und ragt ein wenig über den Rand

Plazenta praevia partialis: Die Plazenta bedeckt den inneren Muttermund  teilweise  (partial)

Plazenta praevia totalis: Der Mutterkuchen bedeckt den inneren Muttermund und damit den Eingang zum Geburtskanal komplett (total).

Diagnose Placenta praevia

Welche Ursachen hat eine tiefsitzende Plazenta?

Eine Plazenta praevia betrifft nur etwa 0,5 Prozent aller Schwangerschaften. Allerdings kann sie theoretisch in jeder Schwangerschaft auftreten. Was die Fehllage genau verursacht ist noch nicht abschließend geklärt, es wird jedoch vermutet, dass die befruchtete Eizelle keine guten Bedingungen für eine Einnistung in der oberen Gebärmutterhälfte vorgefunden hat.

Die folgenden Faktoren können das Risiko für eine Plazenta praevia erhöhen:

– Kaiserschnitte und Operationen an der Gebärmutter

– Entzündungen in diesem Bereich

– Abtreibungen mit Ausschabung

– Mehrlingsschwangerschaften

– Häufige Schwangerschaften in kurzen Abständen

– Vorherige Fehllage

– Künstliche Befruchtungen

– Rauchen

– Alter der werdenden Mutter­­­­­

Woran erkennt man eine Plazenta praevia?

Regelmäßige Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen sind wichtig, um eine Plazenta praevia frühzeitig zu erkennen. Eine sichere Diagnose für die Fehllage können eure Frauenärztin oder der Frauenarzt jedoch erst nach der 24. Schwangerschaftswoche stellen. Denn bei rund 90 Prozent der werdenden Mamas wandert die tiefsitzende Plazenta im Verlauf der Schwangerschaft durch die Ausdehnung der Gebärmutter weiter nach oben und macht daher keine Probleme. Wird also in einem frühen Stadium eurer Schwangerschaft eine tiefsitzende Plazenta festgestellt, wird eurer Ärztin oder euer Arzt den Mutterkuchen bei den folgenden Untersuchungen besonders im Blick behalten.

Diagnose Placenta praevia

Welche Symptome macht die Plazenta praevia?

Eine Plazenta praevia macht nicht zwangsläufig Beschwerden – das kommt auf die jeweilige Ausprägung an. Es kann aber ab etwa der 20. Schwangerschaftswoche zu wiederkehrenden, schmerzlosen Blutungen kommen. Das Blut ist dann frisch und hellrot. Die Blutungen entstehen durch kleine Verletzungen der Plazenta aufgrund des Wachstums oder der Bewegungen eures Kindes. Wichtig: Jede vaginale Blutung sollte sofort medizinisch abgeklärt werden.

Ist eine tiefsitzende Plazenta gefährlich?

Bei sehr starken Blutungen und einem hohen Blutverlust kann die tiefsitzende Plazenta für die werdende Mama und das Kind gefährlich werden. Diese Blutungen können bereits im Laufe der Schwangerschaft oder erst mit dem Beginn der Wehentätigkeit auftreten. Im ersten Fall kann es sein, dass euer Baby frühzeitig geholt werden muss. Hier muss zwischen einer Frühgeburt und einem Abwarten abgewogen werden.

Ein weiteres Risiko der Plazenta praevia ist, dass sie sich nach der Geburt nicht oder nur unvollständig löst oder auch mit der  Gebärmuttermuskulatur verwachsen ist.  

Außerdem ist das Risiko für eine Plazentainsuffizienz (mangelnde Durchblutung), eine vorzeitige Plazentaablösung und für die seltene Komplikation Vasa praevia erhöht. Dabei liegen Blutgefäße eures ungeborenen Babys ungeschützt über dem Muttermund und es kann zu lebensbedrohlichen Blutungen kommen.

Welche Auswirkungen hat die Placenta praevia auf die Geburt?

Bei einer Plazenta praevia kann ein geplanter Kaiserschnitt notwendig sein. Da sich durch die Wehen Teile der Plazenta vorzeitig lösen können, besteht das Risiko für starke Blutungen. Daher werden Babys bei dieser Diagnose oft schon vor Beginn der Wehen per Kaiserschnitt geboren. Lediglich bei der tiefsitzenden Plazenta oder der Plazenta praevia marginalis ist eine vaginale Geburt in Absprache mit betreuenden Ärzten zu erwägen. Häufig wird aber auch da aus Sicherheitsgründen zu einem Kaiserschnitt geraten, um einen Notkaiserschnitt im Falle einer Blutung zu vermeiden. Am besten lasst ihr euch in eurer Frauenarztpraxis oder im Krankenhaus individuell zum Thema tiefsitzende Plazenta beraten, um für euch und euer Baby den besten Weg zu finden.

Tiefsitzende Plazenta in der Schwangerschaft

Wir können uns vorstellen, dass einige der Erklärungen ein bisschen furchteinflößend für euch sein können. Uns ist es jedoch wichtig, dass ihr bei der Diagnose „tiefsitzende Plazenta“ gut informiert seid und wisst was es bedeutet und auch, was auf euch zukommen kann. Denn dann könnt ihr euch von eurer Ärztin oder eurem Arzt bzw. der Hebamme beraten lassen und gemeinsam mit der Fachmeinung und eurem eigenen Körpergefühl die richtigen Entscheidungen treffen und wisst auch, dass z.B. eine Blutung bei einer Plazenta praevia vorkommen kann, sodass ihr im Fall der Fälle Ruhe bewahren könnt.  

Blog

RELATED POSTS