Tragetipp: Getragene Babys weinen weniger

Stimmt das wirklich? Und wenn ja, warum ist das eigentlich so? Die erste Frage kann unsere Trageberaterin Mieke allein schon aus Erfahrung klar und deutlich mit einem „Ja!“ beantworten. Mit der zweiten Frage hat sie sich für euch dann mal etwas intensiver beschäftigt. Aber lest selbst:

Studien haben bereits 1986 belegt, dass Babys, die getragen werden, weniger oft und ausdauernd weinen als Babys, die nicht getragen werden. Woran liegt das?

Klar, zum einen fühlen sich Babys sicher und geschützt, wenn sie getragen werden. Sie spüren, hören, sehen und riechen eine vertraute Person und müssen nicht nach ihr rufen, um vor Kälte, Hunger oder gar Gefressenwerden beschützt zu werden. Und durch die Bewegungen werden sie zusätzlich noch sanft hin- und hergeschaukelt. Zum anderen kommt hier aber auch ein tief in den kindlichen Instinkten programmiertes Verhalten zum Vorschein: die sogenannte Trageruhe.

Unauffällige Flucht dank Trageruhe

In wissenschaftlichen Experimenten haben japanische Forscher belegt, dass sowohl Mäusejunge als auch Menschenkinder durch das Tragen zuverlässiger und effektiver beruhigt werden als durch andere rhythmische Bewegungen. Weint ein Baby, beschleunigt sich der Herzschlag. Das ist ein Zeichen für Stress. Sobald die Mutter ihr Baby aber hoch nimmt und sich mit dem Kind bewegt, geht die Herzfrequenz des Kindes wieder zurück. Das Kind beruhigt sich, hört auf zu weinen und strampeln und entspannt sich. Hält die Mutter ihr weinendes Baby lediglich im Arm, ist kein vergleichbarer unmittelbar beruhigender Effekt zu verzeichnen.

Dieses kooperative Verhalten, sich beinahe augenblicklich nicht mehr zu bewegen, in einen Ruhepuls zu verfallen und nur noch minimale bis gar keine Laute von sich zu geben, bezeichnen die Forscher als Trageruhe. Schon unseren Vorfahren hat das Baby mit dieser Reaktion das Herumtragen erleichtert und damit eine unauffällige Flucht aus einer Gefahrensituation ermöglicht.

Beim Tragen kommt es aber auch viel häufiger zu Augenkontakt zwischen Eltern und Baby. Das Kind ist auf diese Weise schneller an nonverbale Kommunikation mit den Eltern gewöhnt und weint daher seltener. Durch Bewegungen, Körperhaltung und kleine Geräusche kann schon ein Neugeborenes seinen Gemütszustand vermitteln. Durch die Nähe haben Eltern also einen besseren Zugang zu dem oft rätselhaften Wesen und können die kindlichen Bedürfnisse leichter erkennen und unmittelbar auf die kleinsten Signale reagieren. Das Baby ist somit viel öfter wach, ruhig, aufmerksam und teilt sich nonverbal mit. Und was gibt es Schöneres für die elterlichen Nerven als wache, zufriedene Babys?

Babys begegnen anderen auf Augenhöhe

Auch Fremde, die auf das Baby zukommen, lösen weniger Angst aus, weil sich das getragene Kind mehr oder weniger auf Augenhöhe befindet. Außerdem hat es die Möglichkeit, sich durch Blickkontakt bei den Eltern rück zu versichern. Und ganz nebenbei können häufiger Blickkontakt und kontinuierliche, nonverbale Kommunikation zwischen Mama und Baby auch noch die spätere Sozialkompetenz des Kindes positiv beeinflussen.

Das Umhertragen beruhigt also unmittelbar. Wenn aber der Grund des Weinens Hunger, Schmerz oder ähnliches ist, kann das Baby durchaus kurz nach dem Stehenbleiben wieder zu weinen beginnen. Der beruhigende Effekt der Trageruhe ist nämlich nur auf den tatsächlichen Moment des aktiven Umhertragens beschränkt.

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