Milch abpumpen – alles, was ihr dazu wissen müsst

Milch abpumpen

Sie tritt ins Leben vieler frisch gebackener Mamis, die sich dazu entschieden haben, ihr kleines Baby zu stillen: die Milchpumpe. Denn nicht immer gelingt der Stillstart einfach so oder das Baby ist zum ausreichenden Stillen noch zu schwach. Und dann kann das Abpumpen von Muttermilch eine echte Stütze sein. Auch im Falle einer notwendigen Trennung von Mutter und Kind direkt nach der Geburt oder auch später habt ihr so eure eigene Muttermilch immer zur Verfügung.

Neben der wichtigen ersten Stunde nach der Geburt, in der euer Neugeborenes die neun Phasen der Anpassung durchläuft, kann also auch das Abpumpen von Muttermilch eine entscheidende Rolle für einen gelungenen Stillstart spielen. Vor der Geburt wird allerdings noch nicht gepumpt, sondern mit der Hand ausgestrichen, um wertvolles Kolostrum zu gewinnen. In den ersten Tagen nach der Geburt erfolgt dann der Übergang zum Abpumpen mit einer (elektrischen) Milchpumpe (ca. nach 24 Std., wenn ihr auch anlegt) und die Handgewinnung (Gewinnung der Muttermilch per Hand) wird während der ersten Tage parallel zum Abpumpen weiter fortgesetzt, bis die Milchbildung deutlich gestiegen ist.

Damit ihr also bestens vorbereitet und aufgeklärt seid und eine eventuell bestehende Scheu vor dem Milch abpumpen ablegen könnt, werden wir gemeinsam mit unserer Hebamme und Stillexpertin Katrin unser ganzes Wissen rund ums Milch abpumpen mit euch teilen.

Milch abpumpen und Stillen, eine gute Kombi

Vielleicht denkt die eine oder andere von euch, dass man sich entweder fürs Stillen oder fürs Milch abpumpen entscheiden muss. Aber wie zu Beginn des Artikels vielleicht schon deutlich wird, gibt es einige Gründe, die dafürsprechen, dass ihr Stillen und Abpumpen kombinieren solltet. Zum Beispiel als Vorbereitung für einen guten Stillstart oder unterstützend. Darüber hinaus kann das ausschließliche oder zeitweise Abpumpen von Milch oder die Kombi aus Stillen und Abpumpen aus folgenden Gründen notwendig sein (Liste nicht vollständig):

  • Ihr habt Muttermilch auf Vorrat, so dass der Partner/die Partnerin oder eine andere Person eurer Wahl das Füttern auch mal übernehmen kann.
  • Euer Baby hat Saugschwierigkeiten, grundsätzlich oder an einer der beiden Brüste.
  • Euer Baby verweigert die Brust.
  • Ihr wollt und müsst die Milchmenge steigern.
  • Ihr habt Mehrlinge geboren.
  • Ihr hattet eine Frühgeburt oder habt ein krankes Baby.
  • Ihr möchtet die initiale Brustdrüsenschwellung (den „Milcheinschuss“) entlasten (mit niedrigem Vakuum).
  • Ihr werdet aus medizinischen Gründen von eurem Baby getrennt.
  • Ihr habt Stillprobleme, z.B. Milchstau oder Brustentzündung.
  • Bei durchgehender Verwendung eines Stillhütchens (zur zusätzlichen Stimulation in den ersten Tagen 1-2x/Tag pumpen).
  • Ihr möchtet euer Baby aus verschiedenen Gründen nicht anlegen.
  • Ihr müsst Arzneimittel einnehmen, mit denen ihr eine Zeit lang nicht weiterstillen dürft.
Milch abpumpen

Welche ist die richtige Milchpumpe?

Manuell oder elektrisch? Doppelpumpset oder Einzelpumpset? Die richtige Milchpumpe zu finden, ist nicht ganz einfach. Denn es kommt immer darauf an, warum ihr sie benötigt, wie viel Muttermilch ihr damit abpumpen wollt und wie lange und wo sie eingesetzt werden soll. Zunächst also die Frage, welche Arten von Milchpumpen es überhaupt gibt.

Die Handmilchpumpe

Die Handmilchpumpe kauft ihr euch selbst. Sie ist geeignet für das gelegentliche Milch abpumpen zwischendurch. Sie ist portabel und benötigt keinen Strom. Möchtet ihr also nur kurz einseitig Muttermilch abpumpen, um im Anschluss euer Baby zu stillen, funktioniert das gut mit einer Handmilchpumpe.

Die elektrische Milchpumpe

Die elektrische Milchpumpe ist häufig größer und eher für den langfristigen Einsatz gedacht. Wollt ihr also beidseitig abpumpen und das voraussichtlich über eine längere Zeit oder sogar ausschließlich, dann ist diese Milchpumpe die Pumpe eurer Wahl. Beidseitig Milch abpumpen zur gleichen Zeit (mit einem Doppelpumpset) hat einige Vorteile. So gewinnt ihr in der Regel 18% mehr Muttermilch durch die Oxytocinausschüttung und die Muttermilch enthält 1% mehr Fett. Außerdem seid ihr schneller fertig mit dem Abpumpen (doppelt so schnell).

In den ersten sechs Monaten könnt ihr die elektrische Milchpumpe (kein Doppelpumpset!) in der Apotheke auf Rezept ausleihen. Ihr müsst darauf achten, für welche Art der elektrischen Milchpumpe eure Krankenkasse die Kosten erstattet. Häufig übernehmen sie nur den Betrag für ein Einzelpumpset, obwohl ihr ein Doppelpumpset ausleiht. Fragt am besten gezielt bei eurer Krankenkasse (in Deutschland) nach. Benötigt ihr sie länger als die sechs Monate, könnt ihr sie kaufen.

Kompakte elektrische Milchpumpe mit Akkubetrieb

Neuerdings gibt es auch leichtere kompakte Milchpumpen, die mit einem Akku betrieben werden. Diese könnt ihr einfach im BH mit euch tragen. Damit seid ihr flexibler, seid nicht ans Bett oder Sofa gebunden und könnt auch unterwegs elektrisch pumpen.

Kleine elektrische Milchpumpen

Es gibt auch kleine elektrische Milchpumpen, die einer Handpumpe ähneln. Diese sind vor allem auf Reisen superpraktisch, wenn ihr nur gelegentlich mal Milch abpumpen müsst und nicht manuell pumpen möchtet.

Wichtig! Achtet unbedingt darauf, dass ihr eine passende Brusthaubengröße erwischt! Ist sie zu klein, werden die Milchgänge in der Brustwarze komprimiert und die Mamille (Brustwarze) kann sich im Saugtunnel nicht frei bewegen. Das schadet am Ende eurer Brustwarze und Brust. Ist die Brusthaube zu groß, werden die Milchgänge im Bereich des Warzenvorhofes komprimiert und es gelangt zu viel Gewebe in den Saugtunnel. Damit gewinnt ihr weniger Milch. Klärt also unbedingt mit eurer Hebamme oder Stillberaterin ab, welche Brusthaubengröße die richtige für euch ist.

Milch abpumpen – ab wann und wie viel?

Damit die Milchbildung in Gang kommt, ist es wichtig so früh wie möglich und so viel wie möglich bzw. nötig zu stillen oder abzupumpen. Begonnen wird immer mit der minimalen Saugstärke, die anschließend entsprechend den Bedürfnissen bis zum maximal komfortablen Vakuum gesteigert wird. Der Pumpvorgang sollte keinesfalls schmerzen. Wie das Pumpen genau aussieht, kommt immer auf die Situation drauf an, in der ihr seid:

Wie oft abpumpen, wenn man nicht stillt?

Wollt ihr ausschließlich abpumpen, das heißt ihr seid in dieser Zeit von eurem Baby getrennt bzw. könnt gar nicht anlegen, dann startet ihr folgendermaßen:

Innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt streicht ihr erstmal das Kolostrum per Hand aus. Zusätzlich wird innerhalb der ersten sechs Stunden nach der Geburt mit dem Pumpen begonnen.

In den ersten 24 Stunden pumpt ihr mind. 8x/besser 10x, in den weiteren 24 Stunden dann bis zu 12x, davon ein bis zwei Mal nachts. Entscheidend hierbei ist das Erreichen einer ausreichenden Milchmenge. Für jede Brust solltet ihr ca. 15 Minuten einplanen. Pumpt ihr die Milch an beiden Brüsten nacheinander ab, braucht ihr also ca. 30 min. In jedem Fall sollte vor dem Abpumpen auf jeden Fall eine oxytocinstimulierende Brustmassage erfolgen und das Pumpen zusätzlich durch Pausen mit weiteren Brustmassagen (zur Erhöhung der Milchmenge) unterbrochen werden.

Mit diesem Rhythmus solltet ihr so lange weitermachen, bis ihr ca. nach 14 Tagen ausreichend Milch bildet, d.h. mindestens 500-700 ml, besser 750-1000 ml in 24 Stunden. Achtet dabei aber bitte darauf, dass ihr in der Nacht 4 bis 5 Stunden Pause habt, damit ihr nicht irgendwann völlig überfordert seid mit der Situation.

Fließt die Milch dann irgendwann erfolgreich und ausreichend, solltet ihr mindestens 5x, besser 6-8x in 24 Stunden abpumpen. Idealerweise mit einem Doppelpumpset.

Wie oft abpumpen, wenn man stillt?

Wollt ihr nur nach Bedarf Milch abpumpen, gilt folgendes:

Je nach Trinkrhythmus eures Babys

Ca.15 Minuten mit dem Doppelpumpset, nach dem Anlegen oder zwischendurch

Richtig abpumpen: worauf ihr achten müsst

Da das Hormon Oxytocin wichtig ist, damit die Milch gebildet wird und gut fließt, sind alle Maßnahmen beim Abpumpen hilfreich, die die Oxytocinausschüttung anregen. Beim Stillen übernimmt das euer Baby: es liegt warm an eurer Brust, riecht gut und stimuliert eure mütterliche Liebe und Zuwendung. Beim Milch abpumpen wirken folgende Maßnahmen unterstützend: bequeme Körperhaltung, evtl. Still-BH mit Löchern für die Pumpe, Brustmassagen, kurze Pausen, die Nähe zu eurem Kind, evtl. auch ein Foto oder der Geruch eures Babys, ein Kirschkernkissen oder warmes Tuch und ein leckeres Getränk. Dadurch wird die Oxytocinausschüttung viel effektiver stimuliert als durch durchgängiges Pumpen über eine längere Zeit. Zum Aufbau und Erhalt einer guten Milchmenge sowie für schmerzfreies Abpumpen ist es sinnvoll, in mehreren aufeinanderfolgenden Pump-Episoden zu pumpen, die durch Pausen mit stimulierender Brustmassage unterbrochen werden. Diese Art des Pumpens wird auch Intervall-Pumpen genannt. Und so kann das konkret aussehen:

Power-Pumping nach Arnold:

Diese Methode empfehlen wir euch als Standard-Methode für euren Alltag:

  1. Brustmassage / Oxytocinmassage
  2. Doppelseitiges Abpumpen für circa 5 Minuten
  3. Kurze Unterbrechung (ein Glas Wasser trinken, strecken, aufstehen zur Steigerung der Oxytocinausschüttung)
  4. Punkte 1-3 insgesamt 3x wiederholen

Abpumpzeit: 15-20 Minuten

Wenn ihr im Anschluss an das Power-Pumping noch ein paar Milliliter Muttermilch mit der Hand gewinnen könnt (im Seitenwechsel rechts-links-rechts-links), sind diese nochmal besonders fettreich.

Cluster-Pumping nach Walker:

Ihr fragt euch, wie bekomme ich mehr Milch beim Abpumpen? Dann empfehlen wir euch 1x täglich diese Methode als Ergänzung:

  1. Brustmassage / Oxytocinmassage
  2. Doppelseitiges Abpumpen für circa 10-12 Minuten oder bis die Milch nicht mehr fließt
  3. Pause von circa 10 bis 12 Minuten
  4. Punkte 1-3 insgesamt 3x wiederholen

Abpumpzeit: Circa eine Stunde

Diese Methode entspricht dem typischen „Clusterfeeding“ gestillter Babys und ist ideal bei Milchmangel oder bei Frühgeborenen. Eine Kombination beider Methoden wäre beispielsweise sieben- bis achtmal Power-Pumping ergänzt um einmal Cluster-Pumping alle 24 Stunden.

Wenn die Milchbildung gut etabliert ist, kann auf die Unterbrechung verzichtet und durchgängig über ca. 15 min. gepumpt werden, sofern dies nicht zu einer Verringerung der Milchmenge führt.

Hands on-Pumping nach Morton:

Diese Methode ist als Ergänzung gedacht, wenn ihr die Milchmenge und/oder den Fettgehalt der Milch steigern wollt. Dabei führt ihr während des Pumpens zeitgleich eine Brustmassage/Brustkompression durch. Wenn ihr dabei ein speziell zugeschnittenes Bustier o.ä. tragt, ist das deutlich einfacher für euch. Denn dann müsst ihr die Pumptrichter nicht auch noch festhalten und habt die Hände für die Brustmassage frei.

Beim Umgang mit der Pumpe und der Brust solltet ihr immer darauf achten, dass

  • die Brustwarze mittig in der Brusthaube platziert ist
  • ihr das Abpumpset brustnah an der Haube festhaltet
  • ihr die Brusthaube nach dem Abpumpen immer vorsichtig und ohne Sog von der Brust löst
  • sich ein Vakuum einstellt, nachdem die Brusthaube platziert ist.

Milch abpumpen: Hygienemaßnahmen

Da Magen und Verdauungstrakt eures Neugeborenen noch sehr empfindlich sind, solltet ihr besonders auf die Hygiene achten, wenn ihr Muttermilch abpumpen wollt. Das bedeutet, vor jeder Pumpaktion – mit der Hand oder der elektrischen Milchpumpe – wascht ihr eure Hände sorgfältig mit Wasser und Seife und trocknet sie mit einem sauberen Handtuch ab. Habt ihr gerade kein Wasser und keine Seife zur Hand, solltet ihr ein Händedesinfektionsmittel verwenden.

Nach dem Abpumpen reinigt ihr bitte alle Einzelteile des Pumpsets und sämtliche Gefäße nach Herstellerangabe mit einem geeigneten Spülmittel, spült sie mit klarem Wasser ab und trocknet sie mit einem sauberen Trockentuch.

Ist euer Säugling jünger als sechs Monate und gesund, solltet ihr das Pumpzubehör täglich sterilisieren. Bei älteren Säuglingen ist das nicht mehr zwingend nötig.

Abgepumpte Muttermilch auftauen, aufwärmen und füttern

Jetzt habt ihr fleißig eure Muttermilch abgepumpt und gegebenenfalls sogar einen Teil davon eingefroren. Wie bereitet ihr die Milch jetzt für euren Säugling auf und wie füttert ihr ihn damit? Fangen wir mit dem Auftauen an. Eingefrorene Muttermilch könnt ihr im hinteren oberen Bereich des Kühlschranks schonend auftauen (bitte nicht in der Kühlschranktür) oder ihr haltet die Milchflasche bzw. den Milchbeutel unter kaltes oder lauwarmes Wasser (max. 37 Grad). Ihr könnt sie aber auch bei Raumtemperatur auftauen lassen. Wichtig ist jedoch, dass ihr einmal aufgetaute Muttermilch nicht wieder einfriert!

Ist die Muttermilch aufgetaut, könnt ihr diese nun im Flaschenwärmer, im Wasserbad oder kleine Mengen auch unter fließendem Wasser erwärmen. Schwenkt dabei die Muttermilch vorsichtig, damit Milch und Milchfett wieder durchmischt werden. Verfüttert die Milch bitte immer körperwarm bei maximal 34-36 Grad. Ist die Muttermilch einmal erwärmt, wärmt sie bitte nicht nochmal auf! Ihr könnt sie so wie sie ist innerhalb der nächsten 1-2 Stunden verfüttern. Wichtig ist auch, dass ihr Muttermilch NIE in der Mikrowelle erwärmt! Eine Tabelle zu Aufbewahrungszeiten der Muttermilch findet ihr hier

Wie wird abgepumpte Milch am besten aufbewahrt

Die frisch gewonnene und erwärmte Muttermilch könnt ihr nun mit dem Löffel, mit einem Becher, einer geeigneten Spritze, einem Brusternährungsset oder mit Hilfe einer Flasche füttern. Letzteres aber bitte nur, nachdem ihr das Stillen erfolgreich etabliert habt, um eine Saugverwirrung zu vermeiden.

Milch abpumpen – vom Laien zur Expertin in nur einem Blog-Artikel…

Von der Wahl der passenden Milchpumpe über die Art und Weise wie ihr richtig abpumpen könnt bis hin zu Zeitpunkt, Anzahl und Länge der Pumpvorgänge sowie dem Verfüttern der Muttermilch – wir denken, ihr seid jetzt echte ExpertInnen beim Thema Milch abpumpen. Trotzdem macht es Sinn sich zusätzlich zu allen Fragen des Stillens an die Hebamme oder Stillberaterin zu wenden. Denn diese schaut sich individuell eure Situation an und kann euch immer mit Rat und Tat zur Seite stehen. Nutzt diese Angebote und Unterstützung, denn Muttermilch ist für euren kleinen Schatz die beste Ernährung, die es gibt. Und wer weiß, ob ihr überhaupt mal Kontakt zu einer Milchpumpe haben werdet. Vielleicht funktioniert ja auch alles einfach so.


Quelle: Stillen-insititut.com

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