Auch, wenn ihr in den ersten Tagen noch im Liebesrausch zu eurem Nachwuchs seid – so sind die ersten Tage nach der Geburt für die meisten stillenden Mamas auch ziemlich anstrengend und ermüdend. Man spricht oft von einem “Still-Marathon”, da das Baby alle zwei bis drei Stunden trinken soll. Das ist normal, und es dauert ein paar Tage, bis die Milchproduktion sich den Bedürfnissen eures Kindes angepasst hat. Von 2 bis 20 ml Kolostrum pro Mahlzeit in den ersten 3 Tagen, wechselt ihr ab Tag 4 zur Übergangsmilch und ab dem 15. Tag stillt ihr reife Frauenmilch. Es lohnt sich also durchzuhalten! Doch nicht immer läuft das Stillen reibungslos ab. In den meisten Fällen werden Schmerzen beim Stillen durch wunde oder eingerissene Brustwarzen verursacht. Wie ihr schmerzende Brustwarzen und Milchstau vermeiden könnt und was euch hilft, wenn es doch so weit gekommen ist, erklärt euch unsere Hebamme Katrin Ritter.
Schmerzende Brustwarzen vermeiden
Laut einer US-Studie sind Stillprobleme in den ersten 3 bis 7 Tagen nach der Geburt der größte Risikofaktor, warum frisch gebackene Mamas abstillen. Aber diese Probleme sollten nicht der Grund sein, nicht mehr zu stillen. Ein essenzielles Element für einen guten Stillstart ist die erste Stunde nach der Geburt. Lest auch also unbedingt unseren Blogartikel dazu durch. Das zweite Element ist das Stillen selbst und vor allem das richtige Andocken, denn das kann schmerzenden Brustwarzen vorbeugen. Unsere Hebamme Katrin Ritter gibt euch ein paar Tipps:
# Die optimale Haltung: Mama und Kind sollten es beim Stillen bequem haben. Am besten probiert ihr daher verschiedene Positionen im Sitzen und Liegen aus und variiert hin und wieder. Unser ergonomisches Natural CurveTM Stillkissen ermöglicht eine entspannte Haltung und hilft euch dabei, euer Baby in der richtigen Position zu halten. Bewährte Positionen sind: die Wiegehaltung, die Kreuzhaltung und die Rückenhaltung. Für die ersten Tage und in den Wochen danach empfiehlt sich auch die zurückgelehnte Stillhaltung: das Baby liegt bäuchlings auf der zurückgelehnten Mutter und kann mit Hilfe seiner frühkindlichen Reflexe gut andocken. Wichtig ist, dass keinerlei Druck auf Schultern, oberem Rücken und dem Kopf lastet. Die Mutter ist im unteren Rücken gut unterstützt und achtet darauf, dass das Baby nicht herunterrutscht. Ein Bonding-Top kann helfen.
# Das Kind kommt zur Brust – nicht umgekehrt: Habt ihr eine gute Position gefunden, legt sich das Kind selbst an oder ihr zieht es schnell an die Brust, wenn der Mund weit (>=120°) geöffnet ist. Es sollte beim Stillen einen Großteil des unteren Brustwarzenhofs mit in den Mund nehmen und die Brustwarze seinen Gaumen berühren.
# Die richtige Position: Das Ohr, die Schulter und die Hüfte eures Babys befinden sich immer in einer Linie, d.h. der Kopf eures Babys ist NICHT gedreht. Die Füße eures Kindes haben Kontakt zum Kissen oder zu euch, damit es sich besser regulieren und entspannen kann (das kann auch euer Arm sein).
Es liegt mit dem Mund auf Höhe der Brustwarze.
# Prüft, ob euer Baby korrekt angelegt ist: Sein Mund ist weit geöffnet (>= 120 °). Die Oberlippe liegt leicht ausgestülpt locker auf (Lippenrot ist zu sehen). Die Unterlippe ist nach außen gestülpt (Zunge liegt über der unteren Zahnleiste). Es hat Pausbacken beim Trinken (keine Strohhalmbacken).
Der Kopf ist leicht überstreckt. Nase und/oder Kinn berühren die Brust. Eine Rollbewegung des Unterkiefers ist sichtbar (die Ohren wackeln). Die Zunge bewegt sich rhythmisch.
Ganz wichtig: Als Mama verspürt ihr keine Schmerzen, eure Brustwarzen fühlen sich gut an.
Am Ende der Mahlzeit ist euer Kind zufrieden und entspannt.
# Pflege der Brustwarzen: Eure Brustwarzen werden beim Stillstart leicht strapaziert. Eine leichte Empfindlichkeit ist in den ersten Tagen also normal. Ihr macht euch das Leben einfacher, wenn ihr in den ersten Tagen auf einen engen Still-BH und Stilleinlagen verzichtet. Zusätzlich pflegt ihr eure Brustwarzen am besten mit reinem Lanolin nach dem Stillen (muss vor dem nächsten Stillen nicht abgewaschen werden) oder betupft sie mit ein paar Tropfen Muttermilch und lasst dies einfach an der Luft trocknen (nicht bei einer Pilzerkrankung (Soor)). Auch ein Brustwarzenschutz (oder alternativ ein Wiener Brust-Donut) zwischen den Stillmahlzeiten verhindert eine Reibung mit der Kleidung und kann die Beschwerden lindern. Auch Hydrogel Pads kühlen und lindern Schmerzen.
# Infektionen vermeiden: Hygiene ist das A und O! Wascht nach dem Stillen eure Brustwarzen vorsichtig mit Wasser ab, nicht abtrocknen. Da Keime sich in feuchter Umgebung schneller vermehren, hilft es auch die Brustwarzen häufiger an der Luft trocknen zu lassen. Einweg- oder waschbare Wolle-Seide-Stilleinlagen können auslaufende Muttermilch aufsaugen, sollten aber regelmäßig gewechselt werden, sonst werden sie zu Brutstätten für Keime.
Was tun bei schmerzenden Brustwarzen?
Schmerzen eure Brustwarzen bereits, ist es wichtig zu handeln. Denn tut ihr nichts dagegen, kann sich das Problem schnell verschlimmern, so dass eure Brustwarzen sogar rissig werden oder bluten.
Hier ein paar Tipps und Hilfestellungen:
1. Stillt euer Kind zuerst an der weniger betroffenen Seite.
2. Nehmt eine bequeme Stillposition ein.
3. Legt euer Kind an, bevor es sehr hungrig ist. Je größer der Hunger, umso stärker das Saugverhalten.
4. Positioniert, wenn möglich, die wunde Stelle der Brustwarze im Mundwinkel eures Kindes, um den Druck zu vermindern und weniger Schmerzen zu haben.
5. Achtet unbedingt auf die Anlegetechnik: Ist der Mund des Kindes auf Höhe der Brustwarze? Berühren Nase und Kinn des Kindes die Brust? Liegt das Kind Bauch an Bauch? Sind Ohr, Schulter und Hüfte des Kindes auf einer Linie? Hat das Kind die Brustwarze UND einen Teil des Warzenhofes im Mund? Hat das Kind den Mund „voll Brust“?
6. Schiebt zum Lösen des Vakuums den kleinen Finger in den Mundwinkel eures Kindes, um abzudocken.
7. Benutzt einen Brustwarzenschutz/ Donut, um ein Scheuern der wunden Nippel am Stoff zu verhindern.
8. Hydrogeleinlagen oder MultiMam-Kompressen kühlen und pflegen die wunde Brustwarze.
9. Habt Geduld! Wunde Brustwarzen beruhigen sich meist nach ein paar Tagen, wenn sich eure Brust an das Stillen gewöhnt hat und euer Baby besser saugt.
10. Wendet euch bei Schmerzen frühzeitig an eure Hebamme oder Stillberaterin IBCLC. Bei einer Infektion kann es sein, dass ihr eine medikamentöse Behandlung braucht.
Schmerzende Brustwarzen und ihre unangenehmen Folgen
Manchmal kommen Schmerzen in der Brust nicht von den Brustwarzen, sondern von einem Milchstau oder einer Brustentzündung. Sobald der Milcheinschuss erfolgt, werden eure Brüste voller und fester. Wenn euer Baby gut und häufig trinkt, ist das kein Problem. Wenn euer Baby aber beispielsweise nur schwer wachzuhalten ist oder beim Stillen einschläft und daher nicht genug Milch abtrinkt, kann es schmerzhaft werden und zu einem Milchstau kommen. Das kann auch passieren, wenn ein Milchgang blockiert ist. Ihr merkt das daran, dass eure Brust dem Bereich wärmer und druckempfindlich ist. Jetzt ist es wichtig, den Stau zu lösen, um das Risiko für eine sogenannte Mastitis, eine Entzündung der Brust, zu minimieren. Eine Mastitis kann außerdem entstehen, wenn durch die verletzten Brustwarzen Keime in die Milchgänge eindringen. Mehr dazu, wie ihr einen Milchstau und eine Mastitis erkennt und was ihr dann tun könnt, erfahrt ihr hier.
Um schmerzende Brustwarzen oder einen Milchstau zu vermeiden, ist es wichtig, euch bereits in der Schwangerschaft über das Stillen zu informieren und bei Problemen zeitnah eine Hebamme oder Stillberaterin IBCLC zu Rate zu ziehen.