Tragetipp: Natürliches und ergonomisches Tragen … weil der Mensch von Natur aus ein Tragling ist

Wenn wir uns heute in der Stadt umschauen, ist das Bild geprägt von Vätern und Müttern, die mit Freude, Spaß und Selbstverständlichkeit ihre Babys und Kleinkinder ganz nah am Körper tragen – meist im Tuch oder in einer Komforttrage. Es gibt ja sogar schon Tragen, die einzig und allein für Neugeborene entwickelt wurden, wie zum Beispiel unser neuester Zuwachs, die Embrace. In diesem Mix aus elastischem Tragetuchstoff kombiniert mit den praktischen Features einer Babytrage können also schon die kleinsten der Kleinen ergonomisch, sicher und absolut geborgen die Welt erkunden. Bei so viel Fortschritt und solch einer Fülle an Tragemöglichkeiten kann man sich durchaus mal die Frage stellen, wie unsere Eltern früher ohne Tragehilfe überhaupt „überleben“ konnten! Vor allem, wenn sie zum Beispiel in einer größeren Stadt im dritten Stock eines Altbaus wohnten oder aktiv mit ihrem Kind unterwegs sein wollten…

Vor zwanzig Jahren war das Tragen also ein eher seltenes Phänomen und gehörte meist zu einer alternativen Lebensweise (obwohl, das sei an dieser Stelle schon verraten, wir evolutionär eigentlich nie etwas anderes gemacht haben). Aber warum tragen wir unsere Kinder denn dann heute eigentlich und vor allem: warum funktioniert das mit unseren Kindern so gut? Dieser Frage widmet sich heute unsere liebe Trageexpertin Katrin, die das Tragen übrigens einfach nur genial einfach findet.

Die Antwort auf die oben gestellte Frage ist eigentlich ganz simpel und von der Natur vorgegeben. Fast alle Tierkinder dieser Erde werden nämlich von ihren Eltern getragen. Denn das Urbedürfnis nach Körperkontakt, Wärme, Begrenzung und Bewegung ist bei allen kleinen Erdbewohnern gleich. Es ist wie ein Schlüssel-Schloss-Prinzip: Wenn man ein liegendes Kind hochnimmt, zieht es automatisch seine Beinchen an. Das Kind passt sich optimal der Hüfte seiner Eltern an. Diese sogenannte ergonomische Anhock-Spreiz-Haltung der Beine ermöglicht das physiologische, gesunde Tragen und hält den Rücken eures Kindes in seiner natürlichen Haltung, wenn dieser in der entsprechenden Tragehilfe gut gestützt ist. Insgesamt braucht die Wirbelsäule circa drei Jahre von der Entfaltung bis zur Aufrichtung (1).

Die Natur hat unseren Kindern eine Reihe von anatomischen Voraussetzungen mitgegeben, um eine optimale Passform für das Getragenwerden zu ermöglichen. So haben unsere Kinder bei der Geburt eher nach vorn orientierte Hüftgelenke und noch eine eindeutig fehlende Krümmung der Wirbelsäule nach vorn (2) im Hals- und Lendenbereich. Letztere entwickelt sich erst im Laufe der kindlichen Entwicklung im ersten Lebensjahr. Darüber hinaus verfügt unser Menschenkind anfangs eher über einander zugewandte Fußsohlen und leichte O-Beine – für die optimale Anpassung an euren Körper.
Da euer Baby seinen Kopf in den ersten Wochen nur bis auf circa 45 Grad drehen kann und das obere Kopfgelenk empfindlich und noch nicht vollständig entwickelt ist (3), sollte der Kopf- und Nackenbereich durch eine Kopfstütze/Kapuze (in der Trage) und/oder ein zusammengerolltes Moltontuch/eine kleine Nackenrolle (im Tragetuch) ausreichend gestützt werden. Das Zusammenspiel einiger wichtiger Reflexe und der zunächst eingeschränkte Sehbereich von 20-25 cm mit einer etwa 4-prozentigen Sehschärfe eines Erwachsenen (4) runden die körperlichen Gegebenheiten ab und machen deutlich, dass Menschen aktive Traglinge sind und mit einer Selbstverständlichkeit von Euch getragen werden möchten.

Hier haben wir für euch noch unsere Top-10-Tipps für gutes Tragen
(nach der Kinderphysiotherapeutin Birgit Kienzle-Müller):

  1. Achtet auf eine gute Anhock-Spreiz-Haltung eures Kindes.
  2. Der Po eures Babys befindet sich im tiefen Sesselsitz.
  3. Der Kopf- und Nackenbereich ist bei Schlaf und bis zu einer ausreichenden, alleinigen Kopfkontrolle gut gestützt.
  4. Euer Baby sollte die Hände zum Mund nehmen können: dies kann die Atmung, Wahrnehmung und Aufrichtung der Wirbelsäule verbessern.
  5. Nackte Füße bei warmen Temperaturen stimulieren und aktivieren den Kreislauf.
  6. „Steigbügel“ anbieten: Habt Kontakt zu eurem Kind durch Anfassen und Unterstützen der (nackten) Füße.
  7. Überkreuzte Schultergurte bei der Trage (z.B. Ergobaby Adapt/Omni 360) oder Tragetuch (in Höhe der Schulterblätter) geben euch und eurem Kind aktivierende Aufrichtungsimpulse für die Wirbelsäule.
  8. Wählt die richtige Tragehöhe: der Schwerpunkt liegt am idealsten in Höhe eures Körpermittelpunktes.
  9. Ab dem 5. Monat könnt ihr euer Kind mit Blick nach vorne, aber in der Anhock-Spreiz-Haltung, tragen. Diese Position für höchstens 15-20 min. und auf Ermüdungsanzeichen achten.
  10. Variationsreiches Tragen ist in jedem Alter eures Kindes empfehlenswert. Also unterschiedliche Trageweisen/Hilfen anwenden, die Trageseite wechseln, vor dem Bauch und auf dem Rücken tragen. So werden unterschiedliche Reize und Bewegungsimpulse vermittelt.

Unter Berücksichtigung aller körperlichen Voraussetzungen und dem Wissen, dass Menschenkinder zum Zeitpunkt einer termingerechten Geburt physiologische Frühgeburten sind, liegt es auf der Hand, dass wir alles tun sollten, um ihnen ständige Sicherheit und Geborgenheit zu geben und sie sowohl physisch als auch psychisch zu unterstützen und zu fördern.

Wie sollte das einfacher gehen, als mit einer ergonomischen Tragehilfe?
Es ist egal, ob es sich hierbei um ein Tragetuch (z.B. Ergobaby Aura), eine spezielle Neugeborenen-Trage (wie unsere niegelnagelneue Ergobaby Embrace) oder eine klassische Komforttrage (z.B. Ergobaby Adapt oder Omni) handelt. Wichtig ist nur, dass es/sie euch und eurem Kind optimal passt und die kindlichen Gegebenheiten jederzeit physiologisch unterstützt.

Solltet ihr euch unsicher sein, welche Tragehilfe für eure Familie die Richtige ist, so ist es sicher ein wertvoller Beitrag zur gesunden Entwicklung eures Kindes, die Beratungskompetenz einer Trageberaterin oder einer hierfür qualifizierten Hebamme in Anspruch zu nehmen.

In diesem Sinne…. „Tragen ist Entwicklung von Bewegung.“ (5) Habt viel Spaß und Freude dabei!!

(1-5: fachliche Aussagen von Birgit Kienzle-Müller, Kinderphysiotherapeutin)

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