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Im Oktober dreht sich weltweit alles um das Thema Brustkrebs, denn dieser Monat ist internationaler Brustkrebsmonat. Die ganze Welt zeigt sich in dieser Zeit solidarisch mit den zahlreichen an Brustkrebs erkrankten Frauen – und auch Männern. Zahlen, Vorbeugung, Erforschung und Behandlung sollen so ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden, damit die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt werden kann.
Und natürlich sehen auch wir von Ergobaby uns in der Pflicht, Brustkrebs zum Thema zu machen. Denn auch in der Trageberatung kann eine Hebamme oder Trageberaterin dieser Krankheit begegnen und muss entsprechend Entscheidungen treffen und ihre Beratung anpassen. Unsere Hebamme und Trageexpertin Katrin fasst deshalb im heutigen Expertentipp die wichtigsten Aspekte zusammen und gibt euch einen Fragenkatalog an die Hand, der die wichtigsten Fragen in Sachen Brustkrebs abdeckt.
Wie bereits angesprochen, sind es nicht nur Frauen, die an Brustkrebs erkranken können. Allerdings ist die Zahl der männlichen Erkrankten sehr gering. Von rund 68 000 jährlichen Neuerkrankungen sind ca. 1% Männer und der Rest Frauen. Damit ist Brustkrebs bei Frauen die mit Abstand häufigste Krebserkrankung: eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an dieser Krebsart. Im Durchschnitt ist eine Frau dann 64 Jahre alt. Insgesamt sind allerdings 90 Prozent der Betroffenen über 45 Jahre alt. Dennoch erhalten immer häufiger auch junge Frauen, Frauen in der Schwangerschaft oder Mütter nach der Geburt die Diagnose Brustkrebs. Das ist für die betroffenen Familien, die Kinder, den beruflichen Werdegang und natürlich für die Partnerschaft eine enorme Belastung. Die Folge ist nicht selten psychosozialer Stress.
Vorsorge und Früherkennung ist das A und O
Es gibt allerdings eine Altersgruppe, in der häufiger aggressive Tumore, eine fortgeschrittene Tumorgröße, die Notwendigkeit einer intensiven Therapie als auch eine höhere Morbidität mit erhöhtem Rezidivrisiko zu beobachten sind. Die European Society of Medical Oncologists (ESMO) bezeichnet die Frauen dieser Altersgruppe als „junge Patientinnen” und meint damit Erkrankte unter 40 Jahren. In allen entwickelten Ländern sind das 7 Prozent aller an Brustkrebs erkrankten Frauen. Nicht selten spielt bei diesen „jungen Patientinnen“ eine genetische Prädisposition und eine belastete Familienanamnese eine größere Rolle. Deshalb kann es bei diesen jüngeren Frauen aus belasteten Familien auch schon zu prophylaktischen Mastektomien zur Risikoreduzierung kommen.
Durch intensive Früherkennungsprogramme bei diesen Risikopatientinnen wird allerdings auch versucht, Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen und Behandlungen so früh wie möglich einzuleiten. Erkrankt eine junge Frau mit Kinderwunsch an Brustkrebs, wird vor Behandlungsbeginn immer auch über die Möglichkeiten eines Fertilitätserhalts aufgeklärt, so dass viele junge Patientinnen auch nach einer Erkrankung noch schwanger werden können.
Dennoch sollte natürlich jede Frau regelmäßig zur gynäkologischen Vorsorge gehen und monatlich die Brust selbst abtasten. Hierfür empfiehlt sich die MammaCare® Methode, die bis heute weltweit einzige wissenschaftlich überprüfte Form der klinischen Brustuntersuchung und der Vermittlung der Brustselbstuntersuchung. Jeder neu aufgetretene Befund sollte natürlich – unabhängig von Stillzeit und Schwangerschaft – sofort untersucht werden und eine umfassende Mammadiagnostik nach sich ziehen. Zur Verfügung stehen hier Mammografie und Sonografie, MRT, CT und entsprechende Biopsieverfahren. Sollte hierbei eine Diagnose gestellt werden können, richtet sich die Therapie altersunabhängig sowohl nach Tumorstadium als auch -biologie. Da aber eine Patientin, die in jüngeren Jahren erkrankt, häufig auch ein höheres Risiko für eine schlechtere Prognose aufweist, ist die Systemtherapie als Rezidivprophylaxe von entscheidender Bedeutung (Chemotherapie). Natürlich besteht zusätzlich aber auch weiterhin die Möglichkeit einer endokrinen und/oder lokoregionären Therapie.
Die Rolle des Tragens bei betroffenen Müttern
Was aber haben all diese Informationen mit der Trageberatung zu tun? Sehr viel sogar. Denn es sind entscheidende Informationen, die in der vorhergehenden Befragung unbedingt abgeklärt werden sollten. An folgendem Fragenkatalog könnt ihr euch dabei orientieren:
- Hatte die Mutter eine einseitige/beidseitige Mastektomie (Ablatio mammae) – also eine Entfernung der ganzen Brust?
- Hatte die Mutter eine ein- oder beidseitige Teilresektion?
- Gab es eine nachfolgende Rekonstruktion der Brust durch Implantate oder durch Eigenfettgewebe anhand von plastischen OP-Techniken?
- Wurden Lymphknoten entfernt und wenn ja, wo? Gibt es Probleme mit Lymphstau?
- Hat die Mutter Schmerzen im OP-Bereich, gerade auch im Narbenbereich?
- Wurde sie bestrahlt und hat hier die Haut Schaden genommen?
- Gibt es bereits Metastasen?
- Liegt noch ein Portkatheter (langfristiger venöser Zugang)?
- Gibt es weitere Besonderheiten?
Es ist absolut sinnvoll, auch den Partner in dieser Trageberatung miteinzubeziehen. Denn er spielt hier mehr denn je eine wichtige Rolle, um die betroffene Mutter zu entlasten. Für sie bekommt das Tragen als solches oft eine noch größere Bedeutung als für eine gesunde Mutter. Denn sie hat häufig Ängste. Vor allem Angst davor, sich nicht adäquat um ihr Kind kümmern zu können oder gar zu sterben. Deshalb kann das Tragen eine große Hilfe sein: so kann sie ihrem Kind nahe sein, gleichzeitig aber auch ihren Rücken, ihre Schultern und ihre Arme entlasten.
Die Auswahl der geeigneten Tragehilfe sollte gemeinsam erfolgen und die geschilderten Probleme/Schmerzen der Mutter berücksichtigen. Je nach OP- und Therapieverfahren sollten bequeme, gut gepolsterte Tragehilfen zum Einsatz kommen, die nicht einschneiden und drücken. Eher noch sollten sie mehr Raum lassen als ein Tragetuch. Schmerzregionen sollten in diesen Fällen gar nicht belastet sein. Und auch bei Lymphstauungen und nach der Entfernung von Lymphknoten sollte in diesen Regionen keinerlei Druck bzw. Belastung entstehen. Bei Narbengebieten oder Implantaten ist es wichtig darauf zu achten, dass hier nur wenig Druck herrscht und diese Bereiche entlastet werden.
Grundsätzlich muss die Mutter in diesen Fällen die besprochene Trageweise und die ausgewählte Tragehilfe aber unbedingt vor der Verwendung mit ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen, ihrer Onkologin oder ihrem Onkologen oder dem Brustzentrum abklären und sich das Okay dafür einholen. Denn diese Entscheidung liegt absolut nicht im Kompetenzbereich einer Trageberaterin!
Wir hoffen, wir konnten euch in unserem heutigen Beitrag ein paar Informationen an die Hand geben, damit ihr in eurer Trageberatung gezielt auch auf von Brustkrebs betroffene Mütter eingehen könnt. Gleichzeitig möchten wir aber auch darum bitten, in eurer täglichen Arbeit immer wieder auf die so wichtige Vorsorge und das regelmäßige Abtasten der Brust hinzuweisen. Denn nur so können wir dem Brustkrebs die rote Karte zeigen. Denn um so eher diese Erkrankung entdeckt wird, desto besser stehen die Heilungschancen.
Quellen:
- Mammakarzinom bei jungen Frauen: Was Sie wissen sollten, Dr. D.-Maximiliane Burgmann, Brustzentrum, Klinikum der Universität München, MMW Fortschritte der Medizin 2019/14
- https://mammacare.de/