Meine Kinder sind fünf und ein Jahr alt und ich habe sie beide wahrscheinlich öfter getragen als der Durchschnittsvater. Das liegt zum Teil daran, dass ich ein Transgender-Mann bin und das Privileg hatte, sie in meinem Bauch zu tragen und auch zur Welt zu bringen. Zum anderen liegt es daran, dass ich selbstgewählt ein alleinerziehender Vater bin. Wenn also eines meiner Kinder getragen werden möchte, dann bin ich die Anlaufstelle.
So selten diese besondere Erfahrung auch sein mag, als Mann Kinder auszutragen, so sehr ähnelt mein Weg zum Papa-Sein und unser tägliches Leben dem vieler anderer Eltern. Ich habe die üblichen emotionalen Höhen und Tiefen (nur mit ein paar zusätzlichen, die mit dem Thema Transsexualität zu tun haben), die Strapazen einer künstlichen Befruchtung und jetzt die Herausforderungen des Elternseins Kinder großzuziehen, durchlebt.
Mein Weg zum Vater-Sein
Zuerst sollte ich wahrscheinlich von vorne anfangen. Nachdem ich mich als transsexuell geoutet habe, habe ich 2010 mit meiner medizinischen Umwandlung begonnen. Erst 2015 entdeckte ich, dass eine Schwangerschaft immer noch eine Option für Menschen wie mich ist, als ich über ein YouTube Video stolperte. Dort sah ich einen Transmann in seinem Schlafzimmer sitzen, der gesund und glücklich im achten Monat schwanger war. Für jemanden, dem von Ärzten und Menschen in derselben Situation gesagt worden war, dass das Testosteron, das ich für meine Transformation eingenommen hatte, mich unfruchtbar machen würde, war dies ein Schock.
Es dauerte noch ein paar Jahre, bis ich mich endgültig für eine Schwangerschaft und eine eigene Familie entschied. In der Zwischenzeit hatte ich das Thema fast vergessen. Ich genoss mein Leben, arbeitete im Ausland und war beruflich sehr erfolgreich. Ich wurde zweimal Onkel und liebte diese Rolle von ganzem Herzen. Und ich wusste, dass ich eines Tages, eine eigene Familie gründen wollte. Ich kann mich nicht erinnern, jemals keine Kinder gewollt zu haben.
Ich hatte das Glück, dass meine Mutter als Kind sehr positiv über ihre Schwangerschaft gesprochen hat und, „dass es in einer perfekten Welt toll wäre, wenn jeder sie erleben könnte – vor allem Männer!”. Damals konnte ich mir nicht vorstellen, selbst Mutter oder Vater zu werden, und ich habe mir nie viele Gedanken über die Schwangerschaft gemacht. Das Einzige, was ich wusste, war, dass es Kinder in meinem Leben geben wird und, dass ich mich um sie liebevoll kümmern werde, auch wenn ich mich selbst noch nicht komplett in der Rolle sehen konnte.
Als Mann schwanger werden
Nachdem ich festgestellt hatte, dass transsexuelle Männer gesund schwanger werden konnten, unabhängig davon, wie lange sie schon in der Umwandlung waren, stellte ich mir jedes Mal, wenn ich an eine mögliche Schwangerschaft dachte, dieselben großen Fragen: Warum werde ich nicht einfach selber schwanger? Könnte eine Schwangerschaft tatsächlich die einfachste Option sein? Könnte ich es schaffen?
Das Wort „einfach” mag komisch klingen, aber alles, was ich tun musste, war, meine Testosteron-Spritzen abzusetzen, auf die Rückkehr meines Zyklus zu warten, eine Kinderwunschklinik zu finden und es dann zu versuchen. Ich erfuhr, dass viele Transmänner – im Verhältnis zur Größe unserer Community – diesen Weg gegangen sind. Hätte ich mich für eine Adoption oder eine Leihmutterschaft entschieden, wären unweigerlich noch viel mehr Menschen, Organisationen und letztlich auch Hindernisse Teil meines Weges zum Vater gewesen.
Eine Schwangerschaft war kein verlockender Gedanke – zum einen, weil es bedeutete, mit Testosteron aufzuhören, zum anderen, weil ich Angst vor der Bewertung und dem Unverständnis anderer Menschen hatte. Zumindest hatte ich die Kontrolle und konnte so mit dem Thema umgehen, wie ich es wollte. Viele transsexuelle Menschen, die ein Kind austragen und gebären, wählen diesen Weg, auch darum ist es mir wichtig, dass die Möglichkeit einer Schwangerschaft für Transmänner mehr Aufmerksamkeit bekommt. Ich war so froh zu wissen, dass es diese Möglichkeit für mich gibt und trotzdem hatte ich eine Heidenangst davor.
Die Schwangerschaft
Emotional und körperlich war die Schwangerschaft mit Abstand das Schwerste, was ich je erlebt habe. Aber es war so schön zu spüren, wie das Baby immer größer wurde und auch der Schwangerschaftsbauch, die Ultraschalls, die Tritte und die Geburt selbst waren wundervolle Elemente der Schwangerschaft. In dieser Hinsicht hatte ich großes Glück mit einer Wassergeburt im Jahr 2018 und mit einem unvergesslichen Notkaiserschnitt im Jahr 2022. Was ich als schwierig empfand, war, dass ich jedes Mal über ein Jahr lang kein Testosteron nehmen konnte. Die Geschlechtsdysphorie in Bezug auf den Rest meines Körpers und die Art und Weise, wie die Welt mich wahrnimmt, kehrte als ständiger, fast greifbarer Schmerz zurück, der schwerer war als je zuvor. Aber natürlich war es all das wert, das versteht sich hoffentlich von selbst. Ich war dazu bestimmt, Vater zu werden und die Art und Weise, wie ich es tat, war die richtige für mich. Daran habe ich nie gezweifelt, seitdem ich Vater bin. Und zum Glück war es beim zweiten Mal in mancher Hinsicht einfacher.
Ein Grund, warum ich meine Geschichte erzähle, ist, dass ich es anderen Trans-Vätern, die in Zukunft schwanger werden möchten, noch einfacher machen möchte. Hoffentlich verlaufen ihre Krankenhausbesuche und die Betreuung durch eine Hebamme reibungsloser und weniger furchteinflößend als einige meiner Termine. Ich hoffe, dass künftige Trans-Eltern all ihre Optionen kennen, ihre Entscheidungen noch freier treffen können und ihre Erfahrungen noch unbeschwerter feiern können, als es bei mir möglich war.
Trans-Papa Alltag
Vater zu sein, ist trotz aller anstrengenden Herausforderungen der beste und lohnenswerteste Vollzeitjob, den ich mir vorstellen kann. Meine Kinder kennenzulernen ist ein Geschenk, das mein Herz in der einen Minute zum Stillstand und in der nächsten zum Schmelzen bringen kann. Eine Schwangerschaft als transsexueller Mann ist beängstigend, verwirrend, aber auch eine absolute Freude und sehr ermutigend. Manchmal fühlt man sich als Außenseiter und dann wird man Teil einer ganz neuen Gemeinschaft. Man kann in der Möglichkeit als Trans-Mann schwanger werden zu können etwas Negatives sehen oder es wertschätzen. Als Trans-Väter reden wird manchmal von unserer Superkraft.
Freddy McConnell ist ein preisgekrönter Journalist, Autor und Redner. Im Jahr 2018 wurde er Vater und teilte seine Erfahrungen der Schwangerschaft als Transgender-Mann in der BIFFA-nominierten BBC-Dokumentation: „The Dad Who Gave Birth“. Im Jahr 2023 ist Freddy nun als Top 10 „Outstanding Contributor to LGBT+ Life“ bei den British LGBT+ Awards nominiert.
Bilder von Danny Burrows erhalten von Freddy McConnell
Tragebilder von: Freddy McConnell