Sex nach der Geburt: Wie wir es schaffen, Intimität wieder in den Alltag zu integrieren

Sex nach Geburt

Photo von Kenny Eliason auf Unsplash

Das Thema Sex nach der Geburt bleibt ein bewegtes Thema. Schließlich dreht sich plötzlich alles ums Baby. Und trotzdem sollen eure eigenen Bedürfnisse und eure Beziehung natürlich nicht zu kurz kommen. Puh, das ist aber gar nicht immer so leicht! Und da könnt ihr beruhigt sein: Ihr seid mit dem Thema nicht allein. Das bestätigt uns auch die niederländische Sexologin und Anthropologin Mandy Ronda. Immer wieder erreichen sie Anfragen wie: „Seit wir ein Baby haben, ist es wirklich unmöglich, spontan Sex zu haben. Wir hören manchmal davon, Sex auf die Tagesordnung zu setzen. Aber wie können wir das planen?“ Was die „Sexpertin“ dann rät, wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten…

Mandy Ronda, Sexologin und Anthropologin:

„Fakt ist: Eure Paarbeziehung verändert sich nach der Geburt eines Babys. Und genau so ist das auch mit eurer sexuellen Beziehung. Ein erster Schritt wäre daher zu akzeptieren, dass Sex oder das Verlangen nach Sex jetzt nicht mehr spontan entsteht. Vergleicht euer Sexualleben nach der Geburt daher nicht mit der Zeit vor der Geburt. Denn jetzt beginnt eine ganz neue Ära… zumindest vorübergehend. Vergesst nicht: Alles ist nur eine Phase. So wie es jetzt aussieht, wird es nicht immer aussehen. Es ist völlig normal, dass Intimität in dieser Phase eurer Beziehung anders aussieht, sowohl was die Häufigkeit betrifft als auch in der Art und Weise.

Und bitte, vergleicht euer Sexualleben auch nicht mit dem von anderen. Denn auch, wenn Hebammen nach der Geburt (die zudem bei jeder Frau anders aussieht) auf die Bedeutung der Verhütung pochen, heißt das noch lange nicht, dass auch zu erwarten ist, dass wirklich bald wieder für alle Sex auf dem Tagesplan steht. Denn berechtigterweise stellt sich die Frage: Woher nehmen andere Menschen nur die Zeit und Energie zwischen dem Einschlafen, Füttern, Wickeln und Waschen? Ihr habt jetzt also nur zwei Möglichkeiten: Entweder findet ihr euch für einen Moment damit ab, dass für spontanen Sex vorübergehend weniger Platz ist, oder ihr tut beide euer Bestes, um euch diesen Raum zu schaffen.

Wie lässt sich Raum für Intimität schaffen?

„Wie, aber wie?“, mögt ihr euch jetzt fragen. In der Tat raten einige Sexologen dazu, Sex buchstäblich auf die Tagesordnung zu setzen. Denn ehe man sich versieht, sind x Wochen oder Monate vergangen. Das ist nicht ganz abwegig, denn wir haben mit Baby ein beschäftigtes Leben und die Schwelle zur Intimität kann höher werden, je mehr Zeit vergeht. Allerdings bin ich nicht dafür, weil man den Sexualtrieb nicht planen kann. Dieser kommt schließlich nicht aus heiterem Himmel. Er erfordert sexuelle Reize und Sensibilität für diese sexuellen Reize. Steht zum Beispiel Sex am Samstag an, weil das Baby beim Babysitter ist (wenn man sich damit überhaupt wohl fühlt, denn genau wie Sex wird das auch sehr schnell von jungen Eltern in unserer Gesellschaft erwartet) oder weil das Baby schläft, dann kann es durchaus sein, dass ihr gerade gar nicht empfänglich seid für sexuelle Reize. Zum Beispiel, weil ihr eine schlaflose Nacht hattet, da die Zähne eures Kleinen gerade durchbrechen. Dann wollt ihr diese geblockte Zeit vielleicht lieber zum SCHLAFEN verwenden. Und das ist völlig natürlich. Ihr seid schließlich nicht umsonst Mutter und Vater. Das ist ein 24/7-Job und kostet Kraft!

Warum Intimität nicht gleich Sex bedeuten muss

Darum empfehle ich, Intimität lieber im übertragenen Sinne auf die Tagesordnung zu setzen. Einfach um sicherzustellen, euch als romantische Lebenspartner nicht zu vergessen. Bleibt euch der Liebessprache des anderen bewusst und sprecht immer wieder über eure Bedürfnisse im Hinblick auf Intimität und Sexualität. Was braucht ihr wirklich, wenn es um Intimität in dieser Phase eurer Beziehung geht? Ist es Zeit für Gemeinsamkeit oder vielleicht noch mehr? Können das auch Komplimente oder eine süße Aufmerksamkeit sein, die zeigt, dass ihr wisst, wie es eurem Partner in dieser neuen Phase als Mama oder Papa geht? Zum Beispiel, indem euer Schatz das Baby nach einer unruhigen Nacht ins Wohnzimmer bringt, damit ihr ausschlafen könnt oder mit dem Kleinen spazieren geht, damit ihr das Haus eine Weile für euch allein habt.

Intimität Paare
Photo von Viktoria Slowikowska

All das sind süße Gesten, die euch etwas Luft zum Atmen und Entspannen geben und das Gefühl vermitteln, gesehen und geschätzt zu werden. Aber das ist vielleicht nicht das erste, was euch in den Sinn kommt, wenn ihr das Wort „Intimität“ hört.

Warum es wichtig ist, euch als Paar nicht aus den Augen zu verlieren

Eventuell ist dies den meisten aber nicht genug. Denn ihr wünscht euch mehr gemeinsame Aktivitäten, sexuelle Aktivitäten, wenn möglich. Es kann sein, dass ihr auch aus eurem Umfeld den Anstoß bekommen werdet, mal für ein Wochenende „weg“ zu fahren. Schließlich „dürft ihr euch nicht als Paar aus den Augen verlieren“. Aber vielleicht habt ihr gar nicht das Bedürfnis, dafür von eurem Baby „weg“ zu sein? Das müsst ihr auch nicht, denn das erzeugt oft zusätzlichen Druck, das Beste aus diesem Wochenende herauszuholen. Dabei stehen die Chancen gut, dass ihr bei einem derartigen Ausflug überwiegend schlaft und euch gemeinsam Bilder eures Nachwuchses anseht.

Intimität Paare und Baby
Photo von Laura Garcia

Und ja, es ist wichtig, den Partner weiterhin als Partner zu sehen und nicht nur als Miterzieher. Eine aktuelle Analyse von Statistics Netherlands zeigt, dass, obwohl die Zahl der Scheidungen seit sieben Jahren abnimmt, der Anteil der Eltern, die sich in den Jahren nach der Geburt ihres Kindes trennen, immer noch zunimmt. Mehr als 16 Prozent der unverheirateten zusammenlebenden Paare haben sich getrennt, bevor ihr Kind sechs Jahre alt ist. Investiert also unbedingt Zeit und Energie in eure Beziehung! Wenn ihr Gefahr lauft, euch aus den Augen zu verlieren, sucht euch rechtzeitig Hilfe. Tatsächlich müsst ihr nicht damit warten, bis die Dinge nicht mehr gut laufen. Vieles spricht dafür, mit einem Beziehungstherapeuten oder Sexualtherapeuten frühzeitig darüber zu sprechen, wie ihr euer neues gemeinsames Leben als Eltern gestalten könnt, einschließlich eures Sexuallebens. Schließlich gibt es da keinen Standard. Jedes Paar wählt seinen eigenen Erziehungsstil und der Raum, der für euch als Paar vorhanden ist, wird daher auch anders aussehen als der von euren Nachbarn.

Fazit:

Es ist vollkommen normal, dass ihr euch in den frühen Phasen der Elternschaft nur auf euer kleines Wunder konzentriert und nicht auf spontane Sex-Sessions. Und das ist gut so. Denn diese hilflose Kreatur braucht euch dringend, um zu überleben. Das ist also clever arrangiert von der Natur!

Schaut einfach, ob ihr morgens/nachmittags/abends mal etwas Raum für euch als Paar findet. Nicht für Sex (keinen Druck), aber für Intimität im weitesten Sinne. Und vielleicht entsteht aus dieser entspannten Zweisamkeit spontan ein sexuelles Gespräch, das Lust auf mehr macht …“

Ihr seid neugierig auf mehr von Mandy Ronda? Dann folgt ihr auf Instagram oder schaut mal auf www.mandyronda.com vorbei.

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