In Teil eins und zwei unserer Serie über Stillprobleme hat unsere Hebamme Katrin Ritter bereits erklärt, was einen guten Stillstart ausmacht und wie das korrekte Anlegen funktioniert. Was aber, wenn ihr dennoch nicht klarkommt oder sich das eine oder andere Problemchen auftut? Im Krankenhaus gibt es häufig ausgebildete Stillberaterinnen IBCLC, die eine sehr lange und fundierte Ausbildung haben und euch weiterhelfen können. Ansonsten kann natürlich auch immer eine stillerfahrene Hebammen helfen.
Was das Stillen negativ beeinflussen kann:
- Eine Oxytocingabe unter der Geburt: dies kann das mütterliche Oxytocin-System stören, aber auch Einfluss auf die kindlichen Reflexe und sein Immunsystem haben.
- Eine Schmerzmittelgabe (Opioide) und Anästhesie für die Mutter.
- Eine chirurgische Entbindung, per Kaiserschnitt. Mögliche Folge: Ihr seid nicht so fit und liegt zunächst eher auf dem Rücken, euer Hormonhaushalt ist beeinflusst.
- Künstliche Sauger, auch Brusthütchen und Schnuller. Meidet diese nach Möglichkeit in den ersten 4 bis 6 Wochen komplett, um einer Saugverwirrung vorzubeugen.
Sind Schmerzen beim Stillen normal?
Einige Frauen brechen das Stillen ab, weil sie dabei Schmerzen verspüren. Doch, ist das eigentlich normal? Und wieviel müssen wir aushalten? In den ersten Tagen habt ihr beim Stillen Nachwehen. Das kann einige Tage anhalten und wird dadurch verstärkt, dass das wehenfördernde Oxytocin beim Stillen freigesetzt wird. Das Ziehen im Unterleib kann sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Außerdem kann es in den ersten zwei bis drei Tagen zu empfindlichen Brustwarzen kommen, die höchstens leicht wund sind. In den ersten ein bis drei Wochen kann es zu Beginn der Stillmahlzeit für 20 bis 30 Sekunden bis zum Einsetzen des Milchspendereflexes zu Schmerzen kommen. Das ist ein ziehendes Gefühl in den Brustwarzen und Brüsten und gilt als normal. Danach sollte der Schmerz allerdings aufhören.
Es gibt aber auch einige Gründe, warum euch das Stillen anhaltend Schmerzen bereitet oder anderweitig nicht richtig funktioniert. In diesen Fällen solltet ihr euch unbedingt an eure Hebamme wenden.
Die häufigsten Stillprobleme im Frühwochenbett
# Die Form der Brustwarze Ihr habt wahrscheinlich schon mal gehört, dass es unterschiedliche Formen von Brustwarzen gibt: Flach-, Hohl-, und Schlupfwarzen. Wichtig ist, dass ihr bei diesen Brustwarzenformen wirklich korrekt anlegt. Lasst euch helfen. Euer Baby kennt keine andere Form und wird in den allermeisten Fällen keine Probleme damit haben. Vor dem Stillen könnt ihr z.B. auch kurz pumpen, damit die Brustwarze etwas mehr hervortritt. Auch Hilfsmittel wie Brustwarzenformer können helfen. Bitte die Brustwarze immer sauber und trocken halten und keine Brusthütchen verwenden. Falls ihr zufüttern müsst, nur mit dem Löffel oder Becher.
# Ungünstige Gewichtsentwicklung bei eurem Kind: Mehr als 7 % sollte euer Kind in den ersten Tagen nicht abnehmen. Bei ausschließlich gestillten Kindern ist der Tiefstand meistens am dritten Tag erreicht. Das Geburtsgewicht sollte aber bis zum 10. Tag, spätestens 14. Tag wieder erreicht sein. Als Richtwert nimmt euer Kind dann ca. 30 Gamm pro Tag zu. Was könnt ihr tun? Hautkontakt, stillen nach Bedarf, aber mindestens alle zwei Stunden – nachts sind vier Stunden Pause okay. Wichtig ist: Jedes Mal beide Brüste in verschiedenen Stillpositionen anbieten, keine künstlichen Sauger nutzen, bei Muttermilchmangel PRE-Nahrung zufüttern, Hebamme, Stillberaterin oder Kinderarzt kontaktieren und um Hilfe bitten.
# Überschießendes Einsetzen der reichlichen Milchbildung: Dies verursacht schmerzende und gespannte Brüste und wird durch den vermehrten Blutdurchfluss, das Einsetzen der reichlichen Milchproduktion und Lymphstauung verursacht. Häufiges und korrektes Anlegen wirkt vorbeugend. Was könnt ihr tun? Nach dem Stillen für mindestens 20 Minuten kühlende Auflagen nutzen, z.B. TK-Erbsen/Mais, Cool-Pack aus dem Kühlschrank, nicht TK-Fach. Wichtig: Immer ein Tuch zwischen Auflage und Brust legen. Nach Anleitung der Stillberaterin könnt ihr auch eine Brustmassage durchführen.
# Neugeborenen-Gelbsucht: Ein Anstieg des Bilirubinwertes bis zu einer gewissen Grenze ist in den ersten 5-7 Tagen normal. Ist dieser zu hoch, wird er von Hebamme oder Kinderarzt kontrolliert und es kann sein, dass euer Baby mit Lichttherapie behandelt werden muss. Stillen nach Bedarf und frühes erstes Anlegen wirken präventiv.
# Unzureichende Milchbildung: Milchmangel ist für ein Drittel der Frauen der Grund für das vorzeitige Abstillen. Über 95% der Frauen sind aber körperlich in der Lage ihr Kind ausreichend zu stillen. Daher auf jeden Fall eine Stillberaterin IBCLC oder Hebamme zu Rate ziehen und nicht gleich aufgeben.
# Überangebot von Muttermilch: Dies kann zu Verschlucken, verändertem Saugverhalten, immer wieder Loslassen der Brust, Weinen und Ablehnung führen. Weitere Folgen können dann Milchstaus, Brustentzündungen und frühes Abstillen sein. Oft reguliert sich die Menge nach ein paar Wochen. Auf jeden Fall sollte eine Fachperson zu Rate gezogen werden. Salbeitee und Kühlung der Brust nach dem Stillen kann auch milchhemmend wirken.
# Thema Stillprobleme – Milchstau und Brustentzündung: Hier kommt es zu Schmerzen, Verhärtungen, Rötungen, Fieber und Unwohlsein. Bitte unbedingt Hebamme oder Stillberaterin kontaktieren. Beim Milchstau auf jeden Fall nach 24 Stunden in ärztliche Behandlung begeben, wenn die Beschwerden schlimmer werden!
Alle genannten Gründe können dazu führen, dass ihr das Stillen vorzeitig aufgebt, obwohl es eurem Kind nicht nur die beste Nahrung bietet, sondern auch eure Bindung stärkt und die Entwicklung positiv beeinflusst. Darum: Holt euch frühzeitig Rat bei einer Fachkraft – das Stillen sollte weder wehtun noch ein Kampf sein. Eine erfahrene Stillberaterin kann euch mit großer Wahrscheinlichkeit helfen, eure Stillbeziehung zu retten.
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