Tragen ist das Natürlichste auf der Welt. Warum das so ist, das erklärt uns unsere liebe Trageberaterin Mieke im heutigen Expertentipp des Monats:
Während es die Menschheit schon viele tausend Jahre gibt, wurden erst 1880, also vor knapp 150 Jahren, die ersten von Geburt an nutzbaren Kinderwagen konstruiert. Vorher wurden die Kinder getragen. Menschenbabys werden als sogenannter ‘aktiver Tragling’ geboren. Das bedeutet, dass es von der Natur so vorgesehen ist, dass ein Baby erst im Bauch und dann nach der Geburt noch einige Zeit am Körper getragen wird.
Der Mensch ist ein Tragling
Erkennen lässt sich das an einigen deutlichen Anzeichen: So winkelt ein Neugeborenes beispielsweise automatisch seine Beinchen in die Anhock-Spreiz-Haltung an, sobald es hochgenommen wird. In dieser Haltung passt das Kind auf die elterliche Hüfte wie ein Schlüssel ins Schloss. Und ganz nebenbei ist sie auch noch optimal für die gesunde Hüft-und Wirbelsäulenentwicklung des Säuglings. Der sogenannte Moro-Reflex ist ebenfalls ein Indiz dafür, dass die Natur davon ausgeht, dass das Baby getragen wird. Auch die Fähigkeit, die eigene Körpertemperatur zu regulieren, ist noch nicht ganz ausgereift und bedarf Unterstützung – nichts ist dabei einfacher und zuverlässiger als die Körperwärme von Mama oder Papa, wenn sie ihr Kind an sich tragen. Sie wärmen, wenn es zu kalt ist und kühlen mit dem eigenen Schweiß, wenn es dem Baby zu warm ist.
Zuguterletzt ist da noch das Kontaktweinen. Das bedeutet, dass das Baby bei Verlust des mütterlichen Körperkontaktes anfängt zu schreien. Häufig schreit das Baby, sobald es abgelegt wird und lässt sich erst auf dem Arm wieder beruhigen. Zu einer Zeit, als die Menschen noch Nomaden waren, bedeutete das ‚Abgelegtwerden’ Gefahr: das hilflose Baby konnte verhungern oder erfrieren oder gar von einem Säbelzahntiger gefressen werden. Diese Ur-Instinkte sind bei jedem Baby mehr oder weniger stark ausgeprägt und auch bei Geschwistern oft komplett unterschiedlich. So kann das erste Kind durchaus ein glückliches Kinderwagenbaby sein und das Geschwisterchen dann ein dauertragebedürftiges “Steinzeitbaby”.
Tragen vereinfacht die Anpassung des Babys
Eltern die ihr Kind tragen, stillen daher einfach nur das Urbedürfnis nach Nähe, Körperkontakt und Bewegungsreizen. Es vereinfacht die Anpassung des Kindes an die neue Welt außerhalb des Mutterleibes und erleichtert den Eltern den neuen Alltag mit Baby.