Was man in der Schwangerschaft nicht darf und weitere Schwangerschaftsmythen

was man in der schwangerschaft nicht darf

Juchuuuu und herzlichen Glückwunsch, ihr seid schwanger! Wir hoffen, dass es euch gut geht und dass ihr euch nicht zu sehr das Hirn darüber zermartert, was man in der Schwangerschaft nicht darf, kann oder soll. Und dass ihr diesen neuen aufregenden Lebensabschnitt erstmal einfach nur genießt. Es geistern ja so viele Mythen rund ums Schwangersein herum, die einen echt verrückt machen können. Aber lasst euch nicht stressen. Okay, ein paar Regeln gibt es schon, die man befolgen sollte – einfach um euch und euer kleines Wunder in eurem Bauch zu schützen. Das Thema „Was darf man während der Schwangerschaft nicht essen und trinken“ beispielsweise haben wir ja schon vor einiger Zeit hier thematisiert. Heute wollen wir zusammen mit unserer Expertin und Hebamme Katrin ein paar weitere hartnäckige Gerüchte unter die Lupe nehmen und schauen, was wirklich dahintersteckt.

Was man in der Schwangerschaft nicht darf, wie es auf jeden Fall wird und was wirklich dran ist…

Kennt Ihr diese ganzen Gerüchte zum Thema: „Was man in der Schwangerschaft nicht darf“. Wir sprechen drüber und erzählen euch, was ihr mit gutem Gewissen tun könnt und was lieber nicht.

„Keine Haare färben in der Schwangerschaft“

Der Google Suche nach zu urteilen steht für die meisten von euch fest: keine Haare färben in der Schwangerschaft. Auch Expert*innen empfehlen dies. Vor allem in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft. Denn in dieser Zeit bilden sich die Arme und Beine eures Kindes aus und die Nervenzellen im Gehirn vernetzen sich. Eine sehr sensible Phase in der Entwicklung also. Da wollt ihr doch lieber auf Nummer Sicher gehen, nicht wahr? Gleiches gilt übrigens auch fürs Blondieren und für Dauerwellen. Auf all das solltet ihr in der Schwangerschaft und während der Stillzeit sicherheitshalber verzichten.

Aber warum eigentlich? Gelangen die Stoffe tatsächlich in euren Blutkreislauf und damit in und an euer Kind und in die Muttermilch? Ja und nein. In Oxidationsmitteln ist PPD (p-Phenylendiamin) enthalten. Der Grenzwert für diese Chemikalie liegt in Deutschland in Haarfärbemitteln bei 1-2 Prozent und darf nicht überschritten werden. Also eigentlich ist damit alles sicher. ABER: Färbt ihr eure Haare dauerhaft damit, ist es nicht ausgeschlossen, dass doch geringe Mengen gesundheitsschädlicher Substanzen über die Kopfhaut in euren Blutkreislauf gelangen. Forscher*innen der Uni Heidelberg konnten sogar schon Spuren in Muttermilch und im Fettgewebe von Säuglingen nachweisen. Allerdings sei dies noch kein Beweis für ein tatsächliches Risiko. Und auch bei Dauerwellen sei bisher kein Risiko nachzuweisen, da die Haare dabei zwar durch eine Oxidation mit Wasserstoffperoxid behandelt werden, dieses aber schnell zu Wasserstoff und Sauerstoff abgebaut wird und damit unbedenklich ist. Trotzdem: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Es handelt sich schließlich um euer Baby und um eine sehr absehbare Zeit, in der ihr vielleicht auf ein bisschen Eitelkeit verzichten könnt…

Sollte das für euch undenkbar sein, gibt es Alternativen: Weil die Chemikalien bei Strähnchen nicht an die Kopfhaut gelangen, sind diese beispielsweise unproblematisch. Und auch auswaschbare Farben (Tönungen) sind unbedenklich, weil diese nicht ins Haar eindringen und die Farbpartikel so groß sind, dass sie nicht so leicht über die Kopfhaut aufgenommen werden. Färbende Shampoos mit Walnuss, Kastanie oder Kamille sind auch eine super Alternative. Achtet nur darauf, dass die Produkte nicht aus dem Ausland stammen, da diese andere Vorschriften haben. Wenn ihr euch für Henna interessiert, solltet ihr darauf achten, dass dies aus rein pflanzlichen Rohstoffen hergestellt wurde. Künstlich hergestellte Farben könnten nämlich für Erbschäden verantwortlich sein.

was man in der schwangerschaft nicht darf

Photo von Yan Krukau auf Pexels

„Fliegen in der Schwangerschaft ist verboten“

Ihr wollt noch einmal ins Warme, noch ein letztes Mal durchatmen und entspannen, bevor ein kleines Würmchen euren Alltag ordentlich durcheinander schmeißt? Verständlich. Und empfehlenswert. Auch, wenn ihr dafür in den Flieger steigen müsst. Sofern es eure Ärztin/euer Arzt und/oder eure Hebamme nicht untersagen, spricht nichts dagegen. Denn das Fliegen an sich schadet nämlich weder Mutter noch Kind. Allerdings verläuft jede Schwangerschaft unterschiedlich, so dass ihr euch vorab unbedingt absichern solltet. Und auch Fluggesellschaften ticken unterschiedlich. Viele verhängen ab Schwangerschaftswoche 36 ein generelles Flugverbot, manche auch schon früher. Oder ihr müsst grundsätzlich ein ärztliches Attest über eure Flugtauglichkeit vorweisen. Auch das gibt es. Euch selbst zuliebe solltet ihr vor allem kürzere Flüge (bis zu vier Stunden) bevorzugen, auf reichlich Flüssigkeitszufuhr während des Flugs achten, regelmäßig aufstehen und locker sitzende Kleidung tragen. Dann steht dem Fliegen in der Schwangerschaft nichts mehr im Wege.

„Kein Sex in der Schwangerschaft“

Absoluter Quatsch. Vor allem in all den vielen Fällen, in denen eine Schwangerschaft ganz normal verläuft. Denn beim Sex in der Schwangerschaft gilt: Erlaubt ist, was gefällt und nicht schadet. Euer Baby ist durch die Gebärmutter und das Fruchtwasser gut geschützt und nimmt bei normalem Geschlechtsverkehr keinen Schaden. Allerdings stellt ihr vielleicht fest, dass sich etwas verändert hat. Und das ist auch gut so. Ihr tragt ein Kind aus und das bedeutet eine enorme körperliche und seelische Anpassungsleistung. Da kann es gut sein, dass euer Bedürfnis nach Nähe und Sexualität sich verändert. Lasst euch dadurch nicht verunsichern, sondern sprecht offen mit eurem Partner/eurer Partnerin darüber.

Nichtsdestotrotz gibt es ein paar Fälle, bei denen ihr auf das Eindringen des Penis in die Scheide verzichten solltet. Wenn ihr zum Beispiel ein erhöhtes Risiko auf Infektionen, Blutungen, vorzeitige Wehen, einen ungünstig liegenden Mutterkuchen oder einen vorzeitigen Blasensprung habt. Außerdem solltet ihr im ersten Drittel eurer Schwangerschaft vorsichtig sein, wenn ihr schon einmal eine frühe Fehlgeburt hattet und im letzten Drittel eurer Schwangerschaft, wenn der Verdacht auf eine Frühgeburt vorliegt oder ihr Mehrlinge erwartet. In diesen Fällen sollte euch euer behandelnder Arzt, eure behandelnde Ärztin oder eure Hebamme aber bereits darauf hingewiesen haben. An die solltet ihr euch auch selbstverständlich wenden, wenn Beschwerden auftreten. Ansonsten: enjoy!

„Jede Schwangere hat Schwangerschaftsgelüste“

Saure Gurken mit oder ohne Schokocreme, grundsätzlich massenweise Schokolade, Frittiertes oder das berühmt-berüchtigte Matjesbrötchen – kennt ihr sie auch, die Schwangerschaftsgelüste? Jaaa, es gibt sie wirklich. Allerdings verspürt nicht jede sie. Und nicht selten sind es auch keine abgefahrenen Lebensmittelkombinationen, sondern sogar ganz gesunde Leckereien wie Obst, Salat oder Gemüse, auf die ihr ganz plötzlich Heißhunger verspürt. Aber warum ist das so?

Eine klare Antwort darauf gibt es (noch) nicht. Bisher sind es nur Vermutungen. Hormone könnten zum Beispiel schuld daran sein. Aber auch ein Nährstoffmangel. Schokolade liefert beispielsweise Vitamin B und stillt nebenbei einen erhöhten Bedarf an Magnesium. Essiggurken führen deinem Körper Natrium zu. Und Matjes enthält wichtige Fette, die der Körper des ungeborenen Babys benötigt. Dennoch spielen am Ende die Hormone wohl eine übergeordnete Rolle bei Schwangerschaftsgelüsten. Denn das Schwangerschaftshormon Beta-hCG steigt zu Beginn der Schwangerschaft sehr stark, was häufig zu Unwohlsein führt. Aber auch zu Heißhunger. Und zwar ungefähr bis zur 10. Schwangerschaftswoche. Danach fällt der Beta-hCG-Spiegel rapide ab und die Gelüste verschwinden wieder – wenn ihr es wollt ;-). Leidet ihr im weiteren Verlauf der Schwangerschaft an Heißhungerattacken, liegt das wohl eher am schwankenden Blutzuckerspiegel.

„Morgenübelkeit bei Schwangerschaft gibt es nur am Morgen“

Falsch. Sie wird zwar umgangssprachlich Morgenübelkeit genannt, aber die wenigsten Schwangeren verspüren die Übelkeit ausschließlich in den Morgenstunden. Zu diesem Zeitpunkt tritt sie zwar häufig auf, zieht sich aber nicht selten auch über den ganzen Tag. Mal als flaues Gefühl im Magen, mal in Form von Erbrechen. Etwa 70 bis 80 Prozent aller Schwangeren geht es vor allem in den ersten zwölf bis 14 Schwangerschaftswochen so – die Hälfte von ihnen muss sich dabei regelmäßig übergeben.

Aber keine Angst, das ist sogar ein gutes Zeichen, denn es zeugt von einem hohen Wert an Schwangerschaftshormonen (Beta-hCG und Östrogen). Ob diese ausschließlich der Grund für die Übelkeit sind, ist wissenschaftlich zwar nicht erwiesen, aber sie spielen wohl eine entscheidende Rolle, da der Hormonspiegel in der Regel zwischen der fünften und 12. Schwangerschaftswoche besonders hoch ist. Weitere Gründe für das Unwohlsein sind niedrige Blutzuckerwerte, Stress, Magenempfindlichkeit, Mangelerscheinungen und eine falsche Ernährung.

Da jeder Körper anders ist und auf die körperlichen und hormonellen Veränderungen anders reagiert, ist es übrigens auch völlig normal, wenn ihr keine Übelkeit verspürt. Sollte euch über die ersten zwölf Wochen hinaus übel sein oder sollten eure Beschwerden besonders auffällig sein, sprecht bitte mit eurer behandelnden Frauenärztin/eurem behandelnden Frauenarzt oder eurer Hebamme darüber.

„Das Geschlecht des Babys kann man vorhersagen“

Euch ist morgens übel? Es wird ein Mädchen! Euer Bauch wächst spitz nach vorn? Glückwunsch, ein Junge! Du hast Heißhunger auf Salziges? Voilà, ein Junge! Eure Haare sind in der Schwangerschaft fettiger und eure Haut schlechter als sonst? Da ist ein Mädchen im Anmarsch! Vermutlich habt ihr auch schon von diesen oder ähnlichen typischen Anzeichen für Mädchen oder typischen Anzeichen für Jungen gehört. Und auch aus wissenschaftlicher Sicht gibt es einige Theorien (Herzschlag, Position der Plazenta beim ersten Ultraschall, Schädelform, etc), mit denen man das Baby-Geschlecht angeblich schon weitaus früher als in der „sicheren“ 20. Schwangerschaftswoche vorhersagen kann. Aber: bewiesen ist hier gar nichts und so manches ist einfach ein Glückstreffer.

Denn grundsätzlich ist und bleibt der zweite Ultraschall in der und um die 20. Schwangerschaftswoche herum der Termin, an dem eure Ärztin/euer Arzt es euch mit großer Wahrscheinlichkeit sagen kann, was es wird. Wenn euer kleiner Knirps mitspielt. Denn zu diesem Zeitpunkt ist der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen ziemlich offensichtlich. Das Geschlecht wird zwar schon bei der Zeugung bestimmt, aber am Anfang sehen alle Embryos gleich aus: mit einer Knospe zwischen den Beinen.

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Photo von Richard Jaimes auf Unsplash

Bekommt ihr einen Jungen, beginnt euer Körper in etwa der achten Schwangerschaftswoche Testosteron zu produzieren, wodurch die kleine Wölbung zu wachsen beginnt und sich zu einem Penis und einem Hodensack formt. Bei Mädchen entwickeln sich ab diesem Zeitpunkt die Klitoris und die Schamlippen. Erst ab Woche 11 ist ein feiner Unterschied zu sehen: Bei Jungen ragt in diesem Stadium etwas in einem Winkel von mehr als 30 Grad zur Wirbelsäule nach oben, während es bei Mädchen waagerechter ausgerichtet ist. Der Unterschied ist also so fein, dass noch große Verwechslungsgefahr besteht. Also, seid geduldig und wartet bis zu eurem zweiten Ultraschalltermin. Und bis dahin vertreibt euch eure Zeit einfach mit lustigen Vermutungen und Rätselraten. Immerhin, die Chancen stehen 50:50…

„Badewanne oder Whirlpool sind in der Schwangerschaft tabu“

Tut euch was Gutes, entspannt euch, genießt die Ruhe bevor es turbulent wird… Da klingt so ein Wellnesswochenende mit Whirlpool, regelmäßige Ausflüge ins Schwimmbad oder Bäder bei Kerzenschein in der eigenen Badewanne doch wunderbar, oder nicht? Ja und nein. Ein Entspannungsbad in der Badewanne (bei empfohlenen 33 bis 34 Grad) und regelmäßiges Schwimmen sind für die meisten Schwangeren ideal und absolut wohltuend. Man fühlt sich schwerelos im Wasser, die Gelenke werden geschont, der Rücken wird spürbar entlastet und Wassereinlagerungen, Thrombosen und Müdigkeit wird vorgebeugt. Und auch die Infektionsgefahr in öffentlichen Schwimmbädern wird als gering eingestuft, da das Wasser gut überwacht und regelmäßig gründlich gereinigt wird. Chlorwasser trocknet zwar die Haut aus, ist aber für Schwangere unbedenklich.

Verläuft eure Schwangerschaft also ganz unauffällig, macht ihr damit nichts falsch. Ausgenommen davon sind Schwangere, die z.B. Blutungen, vorzeitige Wehen, eine Risikoschwangerschaft, Übelkeit oder Schwindel haben bzw. empfinden. Dann solltet ihr euer Wellnessprogramm anders ausrichten. Geben die Expert*innen grünes Licht, go for it!

Jetzt kommen wir aber zu der großen Ausnahme: Whirlpools. Diese sind in der Tat tabu für euch, wenn ihr schwanger seid. Denn in Whirlpools tummeln sich viele Bakterien und Pilze, welche sich in warmem Wasser wunderbar vermehren können. Da die lokale Immunabwehr eurer Vaginalflora durch die Schwangerschaftshormone geschwächt ist, kann euch ein solcher Ausflug in den Whirlpool schmerzhafte Pilzinfektionen bescheren. Vor allem im ersten Trimester solltet ihr Infektionen wie diese unbedingt vermeiden.

Mythen aufgedeckt: Was man in der Schwangerschaft nicht darf und was doch

Tja, so ist das mit den Gerüchten und Mythen. Sie halten sich hartnäckig, aber es ist selten was dran. Manchmal aber dann doch, nur in abgeschwächter Form. Und genau das verunsichert einen. Wir hoffen, wir konnten euch mit diesem Beitrag die Unsicherheit nehmen. Wichtig ist: macht euch nicht verrückt und stresst euch nicht. Nur weil ihr schwanger seid und euch andere sagen, was man in der Schwangerschaft nicht darf und was doch. Ihr seid nicht krank. Dennoch: gebt gut auf euch acht, hört auf euer Bauchgefühl und natürlich auf eure Ärztin/euren Arzt und eure Hebamme. Dann wird das schon alles werden.


Blog Foto von: Ignacio Campo auf Unsplash

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