Hättet ihr gewusst, dass Tragen die Entwicklung des Gehirns positiv beeinflusst? Nein? Ist aber so. Und warum das so ist, das verrät euch Trageberaterin Mieke im heutigen Expertentipp des Monats:
Der Mensch kommt mit einem „Neuronenüberschuss“ auf die Welt. Das bedeutet: jeder Mensch hat zu Anfang etwa 170 Milliarden Nervenzellen. Zwischen denen besteht in dieser Phase allerdings noch keine Verbindung. Vergleicht man das menschliche Hirn mit einem Computer, hieße das, dass dieser erst einmal programmiert werden muss. Es müssen also Verbindungen zwischen den Neuronen geknüpft werden. „Neuronen formieren und verbinden sich erst durch den sensorischen Input, also durch akustische, visuelle und taktile Reize. So gestalten sich die Verbindungen zwischen den Zellenensembles”, erklärt auch Max-Planck-Direktorin Angela Friederici.
Die Qualität und Menge der Reize, die die Nervenzellen durch frühkindliche Erfahrungen aufnehmen, entscheiden, wie dicht und damit leistungsfähig die neuronalen Strukturen geknüpft werden. In den ersten drei Lebensjahren verliert ein Kind in der Regel zirka 60 Milliarden Nervenzellen. Warum? Weil sie nicht genug stimuliert werden.
Illustration: Entwicklung von Neuronennetzwerken in der frühen Kindheit. Bildnachweis: Seung, 2012
Bieten Sie Ihrem Neugeborenen deshalb von Anfang an unterschiedliche Anreize, die seine Sinne aktivieren. Geräusche, Gerüche, Temperaturunterschiede, Licht und Schatten, Farben, Bewegungen und Hautberührungen – was auch immer auf das Kind einwirkt, es bestimmt die physische Struktur des Gehirns. Kurz: Je häufiger Nervenzellen durch Sinnesreize aktiviert werden, desto stabiler werden die Verknüpfungen.
Wird ein Baby getragen, erlebt es permanente Bewegungsreize. Und auch alle anderen Sinne werden angesprochen. So werden beim Tragen kontinuierlich und ganz nebenbei die Nervenzellen stimuliert und angeregt stabile Neuronenverbindungen aufzubauen.