Stillen ist eins der Top-Themen, die frisch gebackene oder zukünftige Mamas beschäftigen. Darum haben wir uns im ersten Teil unserer Blogreihe zu Stillproblemen bereits mit der entscheidenden ersten Stunde nach der Geburt beschäftigt. Falls ihr diesen Beitrag noch nicht kennt, schaut euch am besten noch einmal die 9 Phasen der Anpassung eines Neugeborenen für einen gelungenen Stillstart an. Im folgenden Beitrag verrät euch unsere Hebamme und Trageexpertin Katrin Ritter, wie euer Baby korrekt andockt. Denn das ist nicht nur wichtig, damit das Trinken funktioniert, sondern auch, um eure Brustwarzen langfristig zu schonen.
Warum Stillen so eine gute Entscheidung ist
Die beste Basis für einen gelingenden Stillstart und eine erfolgreiche Stillzeit ist sofortiger, ungestörter und ausgedehnter Hautkontakt (Haut an Haut) gleich nach der Geburt und dann täglich im weiteren Verlauf. Und das liegt nicht in der alleinigen Verantwortung der Mutter, sondern bedarf auch der Unterstützung des Partners, weiterer Familienangehöriger und der Gesellschaft allgemein. Nach wie vor ist Muttermilch einzigartig, durch nichts zu ersetzen und besteht aus tausenden verschiedenen Inhaltsstoffen – darunter Proteinen, Fetten, Laktose, Vitaminen, Eisen, Mineralien, Wasser und Enzymen, die die optimale Entwicklung eures Babys fördern und es schützen. Muttermilch bringt also unzählige gesundheitliche Vorteile für euren Nachwuchs mit sich. Und das Beste ist: Sie ist kostenlos und jederzeit verfügbar.
Wie euer Baby richtig andockt
Liegt ein Baby bei seiner Mama auf der Brust, befindet es sich direkt an der Nahrungsquelle. Das fördert bei euch als Mamas die Milchproduktion und ermöglicht es eurem Kleinen, intuitiv und nach Bedarf zu stillen. Auch wenn dies jetzt sehr einfach klingt, heißt es nicht, dass das korrekte Anlegen sofort funktioniert und alle glücklich sind. Viele Stillprobleme im frühen Wochenbett können durch eine gute Stillposition und das passende „Andocken“ vermieden bzw. behoben werden. Von dem einen oder anderen „Problemchen“ habt ihr wahrscheinlich schon mal gehört bzw. es eventuell sogar am eigenen Körper gespürt:
- Wunde Brustwarzen
- Überschießendes Einsetzen der reichlichen Milchbildung
- Unruhe und Schreien beim Baby
- Unzureichende Milchbildung/Milchmangel
- Milchstau und Brustentzündung
- Ungünstige Gewichtsentwicklung beim Kind
Das soll euch jetzt keine Angst machen, sondern nur zeigen, dass die richtige Technik beim Anlegen die Basis für häufige und entspannte Stillzeiten und eine gute Entleerung der Brust ist.
Die besten Tipps für ein entspanntes Stillen:
- Eine bequeme Haltung für Mama und Kind ist beim Stillen entscheidend. Am besten probiert ihr daher verschiedene Positionen im Sitzen und Liegen aus und variiert auch hin und wieder. Ein Stillkissen entspannt und hilft euch dabei, das Baby in der richtigen Position zu halten.
- Bewährte Positionen sind: die Wiegehaltung, die Kreuzhaltung, die Rückenhaltung und die Seitenlage.
- Habt ihr eine gute Position für euch beide gefunden, legt sich das Kind selbst an oder ihr zieht es schnell an die Brust, wenn der Mund weit (>=120°) geöffnet ist. Wichtig: Nicht die Brust kommt zum Kind, sondern umgekehrt!
- Das Ohr, die Schulter und die Hüfte des Babys befinden sich immer in einer Linie, d.h. der Kopf des Babys ist NICHT gedreht.
- Die Füße des Kindes haben Kontakt zum Kissen oder zur Mutter, damit das Baby sich besser regulieren und entspannen kann (das kann auch euer Arm sein).
- Das Baby liegt mit dem Mund auf Höhe der Brustwarze.
- Für die ersten Tage und in den Wochen danach empfiehlt sich auch die zurückgelehnte Stillhaltung: das Baby liegt bäuchlings auf der zurückgelehnten Mutter und kann mit Hilfe seiner frühkindlichen Reflexe gut andocken. Wichtig ist, dass keinerlei Druck auf Schultern, oberem Rücken und dem Kopf lastet. Die Mutter ist im unteren Rücken gut unterstützt und achtet darauf, dass das Baby nicht herunterrutscht. Ein Bonding-Top kann helfen.
Woran ihr erkennt, dass ihr euer Baby korrekt angelegt habt
- Der Mund ist weit geöffnet (>= 120 °).
- Die Oberlippe liegt leicht ausgestülpt locker auf (Lippenrot ist zu sehen).
- Die Unterlippe ist nach außen gestülpt (Zunge liegt über der unteren Zahnleiste).
- Pausbacken beim Trinken (keine Strohhalmbacken).
- Der Kopf ist leicht überstreckt.
- Nase und/oder Kinn berühren die Brust.
- Eine Rollbewegung des Unterkiefers ist sichtbar (die Ohren wackeln).
- Die Zunge bewegt sich rhythmisch.
- Als Mama verspürt ihr keine Schmerzen, eure Brustwarzen fühlen sich gut an.
- Am Ende der Mahlzeit ist euer Kind zufrieden und entspannt.
Da Mama und Kind sich erst aufeinander einstimmen müssen, ist anfangs Geduld ein guter Begleiter. Außerdem steht euch natürlich eure Hebamme oder auch eine Stillberaterin helfend zur Seite. Verliert auf jeden Fall nicht sofort den Mut, denn Übung macht den Meister und fast jede Frau kann stillen. Im nächsten Teil beschäftigen wir uns dann mit möglichen Stillproblemen und was „Frau“ dagegen tun kann.
Quelle: Skript Stillprobleme im frühen Wochenbett vermeiden und lösen, Iris-Susanne Brandt-Schenk, IBCLC, 2020