Warum will mein Baby nicht schlafen? Wie viel Schlaf braucht ein Baby? Und ja, ab wann schlafen Babys durch? Als Hebamme erhält unsere Expertin Katrin Ritter immer eine Vielzahl an Fragen rund ums Thema Schlafen. Damit ihr eure ersten Fragen schon einmal klären könnt, hat sie hier die häufigsten einmal für euch auf einen Blick beantwortet.
1. Warum ist Babyschlaf so wichtig?
Schlaf ist eine sehr individuelle Angelegenheit und geht nur mit Entspannung. Da euer Baby im ersten Lebensjahr große Entwicklungsaufgaben zu bewältigen hat und rasant wächst, verändert sich der Babyschlaf natürlich auch. In den ersten Monaten muss sich euer Baby erst einmal an die Welt hier draußen anpassen und lernen, was Schwerkraft, Essen, Verdauen, Schlafen und Wach sein bedeutet. Babys mit 6 Monaten lernen dann, dass nächtliches Aufwachen ganz natürlich ist und man weiterschlafen kann. Hierzu benötigen sie allerdings am Anfang die Hilfe ihrer Eltern. Kinder mit einem Jahr lernen dann sich immer mehr selbst zu regulieren und allein weiterzuschlafen, wenn sie nachts aufwachen. Dafür benötigen sie aber das Gefühl sicher und geborgen zu sein.
Wenn ihr wisst, wie Babyschlaf funktioniert und wie ihr ihn gezielt unterstützen könnt, seid ihr entspannter und euer Baby auch. Wichtig zu wissen ist, dass Schlaf nicht nur ein körperlicher Ruhezustand ist, sondern auch ein hochdifferenzierter Funktionszustand des Gehirns. Im Schlaf regenerieren Körper und Geist, die Tageseindrücke werden verarbeitet, die Immunabwehr gestärkt und auch Lernvorgänge ermöglicht. Habt ihr schon einmal beobachtet, dass euer Kind, wenn es gerade Laufen lernt, nachts unruhiger schläft? Das ist ein Zeichen, dass das neu erlernte verarbeitet wird. Und ohne Schlaf hätte es gar nicht die Möglichkeit dazu.
2. Wie entwickelt sich Babyschlaf?
Zu Beginn des Lebens sind die neuronalen Netzwerke eures Babys noch unreif. Darum ist der Säuglingsschlaf sehr störanfällig und instabil. Um die Regulation zwischen Schlafen und Wach sein zu steuern, muss das Gehirn komplexe Leistungen vollbringen. Akustische Reize, soziale Kontakte und eine regelmäßige Nahrungsaufnahme zu bestimmten Zeiten sind daher wichtig, damit euer Baby Struktur erfährt. Im Laufe des ersten Lebensjahres verändert sich der Babyschlaf dennoch sehr häufig. Es kann sein, dass ihr gerade denkt, jetzt läuft alles gut – und dann ist euer Baby wieder öfter wach. Woran das liegt, lest ihr hier. Erst mit Zunahme der Reifungsprozesse verändert sich dann die Schlafstruktur und es kommt zu einem zirkadianen Rhythmus (innere Uhr) – wie beim Erwachsenen. Wie ihr die besten Voraussetzungen für einen guten Babyschlaf schafft, erfahrt ihr hier.
3. Warum findet mein Neugeborenes nicht in den Schlaf, obwohl es müde ist und schreit?
Ein Neugeborenes muss erstmal lernen, was die richtige Antwort auf das jeweilige Gefühl ist. Es lernt, dass Nahrungsaufnahme bei Hunger hilft, eine neue Windel bei dem unguten Gefühl am Po und dass Schlaf die richtige Lösung bei Müdigkeit ist – beziehungsweise bei diesem speziellen, diffusen Gefühl von Unwohlsein. Darum kann es so wirken, dass euer Baby nicht einschlafen möchte. Fakt ist aber, dass es nicht weiß, dass dies die richtige Lösung für sein vermeintliches Problem ist. Daher seid ihr als Eltern als Co-Regulatoren von entscheidender Bedeutung: Niemand kennt euer Baby besser als ihr und weiß, was es gerade benötigt. Achtet auf die „kleinen“ Signale eures Babys und beantwortet diese prompt, bedürfnis- und entwicklungsgerecht, bevor euer Baby anfängt zu schreien. Denn dies ist dann nur noch pure Verzweiflung, weil niemand seine Bedürfnisse sieht und rechtzeitig beantwortet hat. Wer schreit, schläft nicht und kann nicht entspannt sein.
4. Wie viel Schlaf braucht mein Baby?
In den ersten drei Lebensmonaten könnt ihr von 15 bis 17 Stunden Schlaf innerhalb von 24 Stunden ausgehen. Euer Baby macht mehrere Nickerchen täglich, hat 30- bis 90-minütige Wachphasen – etwa zum Stillen oder Füttern und mehrmals pro Nacht. Mit der Zeit verändern sich die Wach- und Schlafphasen. Eine ausführliche Tabelle und mehr Infos zum Thema findet ihr hier. Aber bitte denkt immer daran, jedes Kind ist anders und jeder schläft so viel er benötigt.
5. Warum will mein Baby nicht schlafen?
Warum euer Baby nicht schlafen will, kann unterschiedliche Gründe haben: Ist euer Baby nicht müde genug, dann versucht, das Wachfenster vor dem Schlafengehen zu vergrößern. In der Wachzeit häuft sich eine sogenannte „Schlafschuld“ an, die im Schlaf wieder abgebaut wird. Mit wachsender Schlafschuld steigt auch der Schlafdruck und damit die Bereitschaft einzuschlafen. Wichtig: Neugeborene entwickeln durch das Wachsein noch keinen Schlafdruck, der das Einschlafen erleichtert, sie fühlen sich diffus, unwohl, regen sich auf und schlafen schlechter ein. Darum solltet ihr sehr kleine Säuglinge nicht künstlich wachhalten. Achtet auf die altersgemäßen Wachzeiten (siehe Tabelle).
Ist euer Baby dagegen zu müde beziehungsweise übermüdet, bekommt es einen zusätzlichen Energieschub, da es mit Adrenalin geflutet wird. Versucht dann, das Wachfenster vor dem Schlafengehen zu verkleinern. Hilft das alles nicht? Dann werft einen Blick auf eure Einschlafroutine. Habt ihr klare Schritte, die ihr immer wiederholt? Das hilft Kindern, den Übergang von Tag zu Nacht besser zu schaffen und einzuschlafen. Mehr dazu in der nächsten Frage.
6. Was hilft meinem Baby beim Einschlafen?
Eine verlässliche Einschlafroutine mit immer gleichen Abläufen, hilft eurem Baby dabei, leichter zur Ruhe zu kommen. Dazu gehört auch, dass ihr schon einige Zeit vor dem Schlafengehen nicht mehr so laut sprecht, die Reize reduziert und beispielsweise das Licht dimmt. Auch eine Geschichte zu lesen, ein Entspannungsbad im Eimer, die Windel zu wechseln und den Schlafsack anzuziehen, gehört dazu. Es wird empfohlen, diese Routine 15 Minuten vor einem Nickerchen und bis zu einer Stunde vor dem Schlafengehen durchzuführen. Eine ausführliche Liste mit konkreten Einschlafhilfen, die eurem Baby darüber hinaus helfen können, findet ihr hier.
7. Warum ist mein Baby nachts ständig wach?
Bei Säuglingen dauert ein Schlafzyklus etwa 45-60 Minuten, bei Erwachsenen ca. 90-120 Minuten. Auch wir erwachen, wenn dieser Zeitraum endet, drehen uns aber um und schlafen weiter. Ein Baby benötigt die Schlafbegleitung durch die Eltern. In den ersten Wochen wacht das Baby also jede Stunde auf, zeigt, dass es wach ist und muss von einer Betreuungsperson beruhigt bzw. gestillt/gefüttert werden. Später helfen Eltern ihren älteren Babys dann weiterzuschlafen, z.B. durch Hand auflegen, Lagewechsel (bitte nur Rückenlage zum Schlafen) und einen Schnuller. Auch die leise, langsame Stimme kann beruhigend wirken. Babys haben zudem viele Traumphasen, die den Schlaf stören können. Dadurch schläft es nur oberflächlich. Das Baby ist also leicht aufweckbar, atmet unregelmäßiger und ist unruhig. Mit 6 Monaten wachen Kinder nach 30 Minuten auf und mit 12 Monaten etwa nach 45 Minuten. Das heißt: Babyschlaf im ersten Lebensjahr ist anstrengend. Wie sich der Babyschlaf im ersten Lebensjahr verändert, lest ihr hier. Bei Neugeborenen steht das Stillen beziehungsweise die Gewichtszunahme im Fokus. Auch in der Nacht. Das heißt: die ersten drei Monate seid ihr im Ausnahmezustand. Schlaft am besten immer, wenn euer Baby auch schläft. Sobald sich die Gewichtszunahme gut eingependelt hat, können die Abstände des nächtlichen Fütterns länger werden.
8. Was tun gegen unruhigen Babyschlaf?
Wie ihr seht, gibt es eine ganze Reihe von Gründen, warum euer Baby nachts wach wird – einige sind also entwicklungsbedingt, andere gewohnheitsmäßig und wieder andere völlig normal. Hier erfahrt ihr mehr dazu – und auch, was ihr bei dem jeweiligen Grund konkret tun könnt.
9. Woran erkenne ich, dass mein Baby müde ist?
Typische Anzeichen für Müdigkeit sind: Quengeln, Weinen, Schreien, Unbeweglichkeit, Abwesenheit, Reiben der Augen, erhöhte Unruhe, verminderte Aktivität, Gähnen, Ziehen an den Ohren, Starren, je nach Alter unterschiedlich
10. Ab wann schlafen Babys durch?
Von Durchschlafen spricht man, wenn es dem Baby gelingt mehrere Schlafzyklen aneinanderzureihen und allein wieder einzuschlafen. Wann das der Fall ist, ist sehr individuell. Darum ist diese Frage nicht pauschal zu beantworten. Ab etwa sechs Monaten schlafen viele Babys schon mehrere Stunden am Stück. Es gibt aber auch Kinder, die bereits früher durchschlafen und auch Kinder, die erst im Kleinkindalter durchschlafen. Seid ihr unsicher, ob mit dem Schlaf eures Babys alles in Ordnung ist? Dann holt euch Hilfe bei einer Hebamme, einem Schlafcoach oder einer/m Arzt/Ärztin.
11. Warum schläft mein Baby tagsüber nicht in seinem Bett, sondern nur auf mir?
Neugeborene und kleine Babys schlafen tagsüber zunächst immer nur bei Mama und Papa, denn sie sind Traglinge und die Natur hat es nicht vorgesehen, sie irgendwo abzulegen und wegzugehen. Die „Objektpermanenz“, d.h. euer Baby weiß, dass ihr noch lebt, obwohl ihr nicht im Raum seid, begreift das Baby erst mit 9-10 Monaten. Vorher macht ein Getrenntsein von euch Angst. Daher geht das Schlafen gut auf dem Arm, in der Tragehilfe, bei manchen Babys auch in einem mobilen Bettchen, das in eurer Nähe steht. Je älter euer Kind dann wird, desto mehr werden die festen Schläfchen am Tag und in der Nacht dann ins Bett (fester Schlafort) bzw. auch in die Tragehilfe (Vormittags-/Vorabendschlaf) verlagert und ihr entwickelt mehr Routine.
12. Wann ist es Zeit, vom Beistellbett ins Babybett zu wechseln?
Das „kleine“ Beistellbett könnt ihr so lange nutzen, wie euer Baby hineinpasst bzw. sich euer Baby nicht dreht. Solltet ihr genügend Platz haben, macht es Sinn von Anfang an ein Familienbett (jeder hat eine eigene Matratze) zu bauen, natürlich so, dass euer Baby nicht herausfallen kann. Auch ein größeres Gitterbettchen (Babybett) könnt ihr an eurem Bett befestigen und habt somit ein größeres Beistellbett, welches ihr länger nutzen könnt. Egal was euch gefällt und in euer Schlafzimmer passt, das Baby bzw. Kind in eurer Nähe zu haben, ist die beste und einfachste Lösung für alle – und zwar so lange, bis es von alleine auszieht. Das ist meist etwa in einem Alter von 4 bis 6 Jahren der Fall. Denn bedenkt immer eines: je enger ihr das Kind an euch bindet und ihm Sicherheit vermittelt, desto früher wird es selbständig und selbstbewusst. Möchtet ihr gerne, dass es in seinem eigenen Zimmer schläft, dann solltet ihr es erst ausquartieren, wenn es nachts allein weiterschlafen kann, dies ist frühstens mit 12 Monaten der Fall.
Ab wann schlafen Babys durch & viele weitere Fragen?
Eure Frage wurde nicht beantwortet? Dann schaut doch einmal in unserem Blog unter der Kategorie Babyschlaf. Neben „ab wann schlafen Babys durch“ findet ihr viele weitere spannende Infos rund um die frühkindliche Entwicklung, wertvolle Einschlafhilfen und den Babyschlaf im ersten Lebensjahr. Und wenn dann noch Fragen offen sind, schreibt uns gerne per E-Mail oder auf Social Media.
Quelle: Babyschlaf, Dr. Daniela Dotzauer, Mabuse-Verlag