Nicht nur im Movember: Männergesundheit im Mittelpunkt

Dadshaming - Mann mit Embrace

Der November ist da! Das bedeutet für viele Frauen da draußen: Tapfer sein! Warum? Weil ab jetzt die Bärte wachsen. Nein, nicht irgendwelche, sondern schicke bis weniger schicke Moustaches oder auch Schnurrbärte, Schnauzer, Schnubbis usw. Die Exemplare, die in den kommenden Wochen durch die Straßen laufen werden, liegen irgendwo zwischen Magnum und Clark Gable, Handballtrainer Heiner Brand und Fu Manchu. Aber: eure Tapferkeit – wir meinen an dieser Stelle wieder die Frauen, die den Anblick in vielen Fällen „ertragen“ müssen (Sorry, Jungs, aber er steht einfach echt nicht jedem!) – lohnt sich.

Schließlich lassen unsere Männer nicht einfach so aus Jux und Dollerei die Haare oberhalb der Lippe wachsen. Nein, der November ist seit 2003 auch bekannt als Movember (Mo = Moustache), der Monat, in dem sich weltweit Männer eben diese Schnurrbärte wachsen lassen, um auf Gesundheitsprobleme von Männern aufmerksam zu machen. Und sie sammeln dabei Spenden zugunsten der Erforschung und Vorbeugung ebendieser Erkrankungen, beispielsweise Prostatakrebs. Wir feiern und unterstützen diese Initiative und müssen in dem Zusammenhang automatisch auch an ein weiteres, allerdings psychisches Gesundheitsproblem der Männer – in diesem Fall Väter – denken: „Dad-Shame“ oder auch postnatale Depression.

Männer schämen sich für ihre ausgelebte Vaterrolle
Ja, ihr habt richtig gehört. Nicht nur Mütter können in dieses Loch nach der Geburt ihres Babys fallen, auch Väter können unter dieser Art von Depression leiden. Und zwar mehr als ein Drittel von ihnen (34%). Das zumindest hat eine Umfrage unserer UK-Kollegen zusammen mit TheDadsNet im vergangenen Jahr ergeben. 1000 Männer wurden dabei befragt und vier von zehn (!) haben angegeben, dass sie sich in der Öffentlichkeit schämen, wenn sie eine aktive Elternrolle übernehmen, wie beispielsweise Kinderwagen schieben, eine Babytrage tragen oder geteilte Elternzeit beantragt haben. Wie bitte??? Und das in der heutigen Zeit? Aber ja, die Umfrage wurde im vergangenen Jahr (2019) durchgeführt. Und sie hat noch mehr Interessantes zum Vorschein gebracht.

Denn der Druck, der auf den Schultern der Väter lastet, scheint massiver zu sein, als man denkt. So plötzlich für eine Familie sorgen zu müssen, belastet 24 Prozent der Befragten, weitere 22 Prozent leiden erheblich unter dem Schlafmangel und 21 Prozent von ihnen hadern mit der großen, neuen Verantwortung. Und deshalb schämt sich jeder Zweite von ihnen (49%) für diese Gefühle, vor allem weil Familienmitglieder (40%) oder Freunde (32%) oder generell die Gesellschaft (ein Drittel) diese zu schnell verurteilen oder kommentieren – und das trifft eben auch das Männerherz und verunsichert. Deshalb schweigt sich mehr als die Hälfte der britischen Väter (55%) über diese Gefühle aus und macht sie mit sich selbst aus – was schnell zu einer ernsthaften postnatalen Erkrankung führen kann.

Babytragen fördert die Bindung zwischen Vater und Kind
Also heißt das in der Folge: auch Väter brauchen Zeit und aktive Hilfestellung, um in ihre neue Rolle hineinzuwachsen. Und wie gelingt das am besten? Zum einen muss ihnen aktiv die Möglichkeit gegeben werden, über ihre Sorgen und Ängste zu sprechen. Zum anderen kann eine Tragehilfe ihren Teil dazu beitragen. Denn mit ihr empfindet der Vater automatisch weniger Stress: Weil das Baby dauerhaft seinen Atem, seine Stimme und den Herzschlag hört und spürt, ist es insgesamt entspannter, und wenn es sich doch regt, kann Papa blitzschnell auf seine Bedürfnisse reagieren. Außerdem wird so der Bindungsaufbau gefördert, wie wir schon mehrfach in unseren Expertenbeiträgen betont haben. Denn wir wissen ja, der Vater spielt eine #tragenderolle nach der Geburt seines Kindes.

Und genauso haben es die befragten Väter dann auch empfunden. Die Babytrage (62%) war neben dem Spielen (71%) und Sprechen (66%) mit dem Nachwuchs unter den Top 3-Antworten, wenn es um die Möglichkeiten zum Bindungsaufbau ging. Dicht gefolgt vom ins Bett bringen (60%), Baden (57%) sowie Füttern (52%). 

Und der schönste Teil der Umfrage, kam dann bei den Abschlussfragen: Denn die Vaterrolle wieder hergeben will fast keiner (92%) – nur bessere Aufklärung und ein intensiveres An-die-Hand-nehmen (88%) wünschen sie sich. Und das sollte doch wohl drin sein, wenn jeder von uns diese Zahlen für sich im Hinterkopf behält. Auf dass wir in diesem verrückten Jahr 2020 schon einen ganz großen Schritt weiter sind bei der allgemeinen Wahrnehmung der Vaterrolle – also wir sind es ja sowieso schon immer gewesen. Und ihr doch garantiert auch, korrekt?

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