„Schlaf, Kindlein, Schlaf…“ oder „La Le Lu, nur der Mann im Mond schaut zu…“ Na, welches ist euer liebstes Schlaflied? Beziehungsweise welches Gute Nacht-Ständchen überzeugt euren Nachwuchs am ehesten davon, ins Schlummerland abzutauchen? Es gibt ja eine ganze Reihe von Schlafliedern – wobei die einen besser geeignet sind als andere. Ja, tatsächlich. Je einfacher die Melodie, desto wirksamer sind Schlaflieder für Babys. Aber warum ist das eigentlich so? Warum helfen Schlaflieder überhaupt beim Einschlafen? Wann sollte man damit beginnen? Und muss man wirklich selbst singen oder tun es auch Lieder „vom Band“? Unsere Hebamme und Schlafexpertin Katrin Ritter weiß, warum so ein Schlummerlied nicht nur eurem Baby gut tut…
Schlaflieder für Babys als wichtiger Teil des Abendrituals
Bereits seit vielen Generationen gehören Schlaflieder einfach dazu, wenn man ein Baby in den Schlaf begleiten oder beruhigen möchte. Und das zu Recht. Schließlich sind unzählige Mütter und Väter da draußen durchaus erfolgreich damit.
Allerdings gibt es da eine Tendenz unter jungen Eltern… Und zwar die Tatsache, dass sich immer mehr junge Mamis und Papis genieren, für ihren Nachwuchs – im Zweifel sogar in der Öffentlichkeit – laut zu singen. Sie meinen, dass sie es nicht gut genug können. Gesang hört für sie nur dann in die Öffentlichkeit, wenn es sich um eine künstlerische Darbietung handelt. Oder aber sie kennen schlichtweg die Strophen der gängigen Schlaflieder nicht mehr und lassen es lieber ganz bleiben. Dabei ist es eurem Baby wirklich völlig egal, wie gut das ist, was ihr da wie von euch gebt. Wenn es unruhig, ängstlich oder weinerlich ist, tut es ihm gut, die vertraute Stimme von Mama oder Papa zu hören. Sie vermittelt ihm ein Gefühl von Wärme, Liebe, Vertrautheit und Zärtlichkeit und damit Schutz und Sicherheit.
Außerdem bestehen Lieder für Babys zum Vorsingen grundsätzlich aus einer einfachen, sich wiederholenden Ton-Abfolge, die sie bereits abspeichern können. Je rhythmischer und einprägsamer der Text ist, desto besser für das kindliche Ohr. Singt ihr eurem Nachwuchs also regelmäßig dasselbe Schlaflied vor, signalisiert ihm die bekannte Melodie, dass es Zeit zum Schlafen ist oder eine Ruhephase bevorsteht. Es ist also perfekt geeignet für das alltägliche Abendritual oder als generelle Einschlafroutine.
Die Wirkung von Schlafliedern auf Babys und deren Eltern
Einige Effekte, die Schlaflieder auf Babys haben können, haben wir bereits besprochen. Zum einen läuten sie – wiederholt eingesetzt – die Schlafenszeit ein, zum anderen vermittelt Mamas oder Papas vertraute und ruhige Stimme dem Baby Schutz und Sicherheit. Da die Melodie in der Regel monoton und gleichbleibend ist, kann Babys Gehirn zudem langsam, aber sicher zur Ruhe kommen. Wenn man will, könnte man sagen, dass euer Baby bei der monotonen Melodie nicht das Gefühl bekommt, etwas zu verpassen und sich so dem Schlaf besser hingeben kann. Denn Entspannung ist nun mal das Wichtigste, wenn es um den Schlaf geht. Das ist bei uns Erwachsenen doch genauso.
Ein internationales Forscherteam hat zudem vor Kurzem untersucht, welche Auswirkungen Schlaf- und Spiellieder auf die kindliche Entwicklung haben. So können sogar schon kleine Säuglinge auf die Rhythmen reagieren, die durch die Stimmen ihrer Bezugspersonen übertragen werden. Auch wurde der Einfluss auf die sprachliche Entwicklung insgesamt untersucht und herausgefunden, dass das Vorsingen von Liedern scheinbar das Sprachvermögen von kleinen Kindern fördert.
Übrigens: das Vorsingen von Schlafliedern hilft nicht nur den Babys. Es ist nämlich erwiesen, dass sich Summen und Singen auch positiv auf die Gesundheit des Sängers oder der Sängerin auswirkt. Es schüttet verstärkt Endorphine aus und führt zu einer regelrechten Entspannungssituation im Gehirn. Der gesamte Organismus entspannt sich dabei. Und wie wir bereits wissen: die eigenen Emotionen übertragen sich auch auf das Kind.
Werdet ihr also immer angespannter und nervöser, weil euer Schatz einfach nicht aufhört zu weinen und nicht in den Schlaf finden kann, hilft es euch, ein leises Gute Nacht-Lied anzustimmen. Ihr werdet sehen, je ruhiger und entspannter ihr werdet, desto mehr entspannt sich auch euer Baby. Übrigens: diese liebevolle Interaktion mit eurem Baby schenkt euch selbst auch die Zeit, ein bisschen Kraft zu schöpfen und stärkt ganz nebenbei auch noch die Bindung zwischen euch und eurem Baby.
Vorsingen bereits in der Schwangerschaft
Rund 22 Wochen nach der Befruchtung der Eizelle ist das Hörvermögen eures Kindes im Mutterleib funktionsfähig. Das bedeutet, ab diesem Zeitpunkt kann euer ungeborenes Baby Geräusche und vor allem eure Stimme wahrnehmen. Es kann sogar schon Sprachfrequenzen und Melodien wahrnehmen und diese sogar abspeichern. Fangt also unbedingt schon in der Schwangerschaft an, Schlaflieder zu summen oder zu singen. So könnt ihr euch selbst auch schonmal an Text und Melodie gewöhnen. Ist euer Baby dann endlich da, werdet ihr feststellen, dass es sich durch eure sanfte Stimme und die bekannte Melodie leichter beruhigen lässt. Gerade auch weil es zu Anfang noch nicht so weit gucken kann, gibt ihm das Sicherheit. So fühlt es sich nicht im Stich gelassen, wenn es für einen Moment allein im Laufstall oder Bettchen liegt.
Geeignete Lieder für Babys zum Vorsingen: Worauf es ankommt
Hier kommen die drei „L“ ins Spiel: Ein Schlaflied sollte immer langsam, leise und langweilig sein. Ihr wollt euer Baby ja schließlich nicht aufregen oder mit immer neuen Reizen stimulieren. Deshalb sind die Melodien der wirksamsten Wiegenlieder einfach, leicht einprägsam und wiederholen sich wieder und wieder. Die Verse sind seicht und belanglos, was allerdings zunächst eh gar keine Rolle spielt, weil euer Baby das noch gar nicht wahrnimmt. Viel wichtiger sind Rhythmus und Versmaß. Je rhythmischer und einprägsamer, desto angenehmer für das kindliche Gehör. Die äußeren Reize nehmen ab und das Gehirn kann zur Ruhe kommen.
In Kombination mit den langsamen, wiegenden Bewegungen, in die ihr garantiert automatisch verfallt, sobald ihr ein Schlaflied anstimmt, kann euer Baby in den meisten Fällen gar nichts anderes tun als einschlafen.
Falls ihr nicht genau wisst, welches Schlaflied ihr euch nun aneignen sollt, haben wir hier zwei Klassiker in voller Länge:
Guten Abend, gut Nacht
Guten Abend, gut Nacht
Mit Rosen bedacht,
Mit Näglein besteckt
Schlupf unter die Deck.
Morgen früh, wenn Gott will,
Wirst du wieder geweckt;
Morgen früh, wenn Gott will,
Wirst du wieder geweckt.
Guten Abend, gut Nacht
Von Englein bewacht.
Die zeigen im Traum
Dir Christkindleins Baum.
Schlaf nur selig und süss,
Schau im Traum’s Paradies;
Schlaf nur selig und süss,
Schau im Traum’s Paradies.
Weisst du wieviel Sterne stehen
Weisst du wieviel Sterne stehen
an dem blauen Himmelszelt?
Weißt du wieviel Wolken
gehen weithin über alle Welt?
Gott, der Herr, hat sie gezählet,
daß ihm auch nicht eines fehlet,
an der ganzen großen Zahl,
an der ganzen großen Zahl.
Weißt du wieviel Mücklein spielen
in der hellen Sonnenglut?
Wieviel Fischlein auch sich kühlen
in der hellen Wasserflut?
Gott, der Herr, rief sie mit Namen,
daß sie all‘ ins Leben kamen,
daß sie nun so fröhlich sind,
daß sie nun so fröhlich sind.
Weißt du wieviel Kinder schlafen,
heute nacht im Bettelein?
Weißt du wieviel Träume kommen
zu den müden Kinderlein?
Gott, der Herr, hat sie gezählet,
daß ihm auch nicht eines fehlet.
Kennt auch dich und hat dich lieb,
kennt auch dich und hat dich lieb.
Weißt du, wieviel Kinder frühe
stehn aus ihrem Bettlein auf,
Daß sie ohne Sorg und Mühe
fröhlich sind im Tageslauf?
Gott im Himmel hat an allen
seine Lust, sein Wohlgefallen,
Kennt auch dich und hat dich lieb,
kennt auch dich und hat dich lieb.
Gesungene Schlaflieder für Babys vs. Musik vom Smartphone oder anderen Devices
Falls ihr euch nun fragt, ob ihr nicht einfach Schlaflieder von einer Playlist abspielen könnt, um euch und euren Familienmitgliedern die eigenen schrägen Töne zu ersparen, dann lautet die Antwort ganz klar Nein! Zum einen sind wir ja bereits darauf eingegangen, dass die vertraute Stimme der Mutter oder des Vaters eine wichtige Rolle dabei spielt, um das Kind zu beruhigen. Zum anderen ist es aber auch so, dass fremde Stimmen und Geräusche ein Baby eher verunsichern, sogar für Angst und Schrecken sorgen können. Erst wenn die Kinder etwas größer sind und mit euch interagieren, könnt ihr ruhigen Gewissens eine Playlist mit vielfältigen Liedern für Babys einsetzen, die ihr dann auch mitsingen könnt.