Tragetipp: Tragen fördert die chemische Kommunikation

„Tragen ist sooo toll“, schwärmen viele überzeugte Trageeltern immer wieder. Und ja, die vielen Vorteile des Tragens haben wir in unserem Blog und in den bisherigen Tragetipps  auch schon häufig thematisiert. Aber was genau passiert eigentlich mit uns und unserem Baby, wenn wir tragen bzw. das Baby getragen wird? Dieser Frage will unsere liebe Expertin Mieke im heutigen Expertentipp des Monats mal etwas näher auf den Grund gehen.

Kuscheln und Küssen verbindet

Tragen wirkt vor allem auf 2 Sinne gleichzeitig – den Geruchssinn und den Tastsinn (Hautkontakt). Der Körperkontakt mit einem Neugeborenen erhöht den Spiegel der im Gehirn ausgeschütteten Neurotransmitter Oxytocin (trägt zum Gefühl der Verbundenheit bei), Prolaktin (löst Brutpflegeverhalten aus), GABE (wirkt schmerzlindernd und beruhigend) und Noradrenalin (fördert die Aufmerksamkeit und wirkt antidepressiv). Er kann so, einer Studie zufolge, Angstzustände und Depressionen abmildern. Mütter, die unter Wochenbettdepressionen leiden, profitieren daher besonders vom Tragen des Babys. Durch Berührungen werden außerdem Dopamine und Endorphine ausgeschüttet, die positive Gefühlserlebnisse erzeugen. Das Baby während des Tragens zu spüren, fördert Vertrautheit und emotionale Zugewandtheit und erleichtert es den Eltern, die Bedürfnisse des Kindes zu erkennen und schneller darauf zu reagieren.

Wissenschaftler der Philematologie (der Wissenschaft vom Küssen) haben zudem herausgefunden, dass beim Küssen Botenstoffe, so genannte Pheromone, zwischen Eltern und Baby ausgetauscht werden. Durch Kuscheln und Küssen binden wir also das Baby an uns und das Baby bindet uns an sich.

Mama und Baby können sich gut riechen

Das Riechhirn befindet sich in einem Teil des Gehirns, das für die Verarbeitung von Emotionen zuständig ist. Gefühle können also errochen werden. So wie Hunde die Angst eines Menschen riechen können, kann auch ein Mensch „sein Gegenüber riechen“ bzw. findet ihn sympathisch oder eben nicht.  Der Geruchssinn eines Neugeboren ist besonders stark ausgeprägt. Ein Baby ist schon direkt nach der Geburt in der Lage, seine Mutter an ihrem ganz eigenen Duft zu erkennen. Wissenschaftlich wird dieser Geruch ‚olifaktorische Signatur’ genannt.

Es findet also schon während der Schwangerschaft eine chemische Kommunikation zwischen Mutter und Kind zur Wiedererkennung statt. Logisch, dass das Baby dann nach der Geburt am liebsten ganz nah an etwas ist, das wie Mama riecht – am allerliebsten an Mama selbst, zur Not aber auch an einem getragenen Kleidungsstück. Wenige Tage alte Babys sind wesentlich ruhiger, wenn sie nur den Körpergeruch der eigenen Mutter wahrnehmen können, ohne dass dieser von Deo oder Parfum überlagert wird.

Aber auch andersrum wirkt diese Geruchsverbindung. Viele Mütter berichten, dass es für sie ganz schwer zu ertragen ist, wenn das Baby plötzlich anders riecht (etwa durch Omas Parfum). Wird das Baby am Körper getragen, sind Mutter und Baby sicher vor „Geruchsattacken“.

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