Na, haben wir ihn wirklich geschafft? Liegt der Winter jetzt hinter uns und es kommen nur noch frühlingswarme Temperaturen auf uns zu? Oder überrascht uns doch noch ein kleiner Kälteeinbruch? Wir jedenfalls wollen, dass ihr für diesen Fall gewappnet seid und haben unsere Trage-Expertin Katrin Ritter gefragt, was man eigentlich beachten muss, wenn man in eisigen Temperaturen sein Baby in der Trage herumchauffiert:
Mit großen Schritten naht der Frühling und jeder von uns freut sich schon wieder auf lange Sonnentage, zwitschernde Vögel und ausgedehnte, warme Nachmittage mit den Kiddies auf dem Spielplatz. Teilweise könnte man meinen, es sei schon April…warme Temperaturen wie im Sommer, nachts aber Minusgrade, morgens vereiste Scheiben am Auto und im nächsten Augenblick Sturm und Regen. Wer möchte sich da nicht eng aneinander kuscheln und die Körperwärme genießen?
Also, egal bei welchem Wetter…Tragezeit ist Kuschelzeit!
Was gibt es Schöneres? Ihr wisst, euer Kind ist geschützt und sicher an eurem Körper, ihr seid mobil und könnt sofort und adäquat auf eure Bedürfnisse und die eures Kindes reagieren. Was genau beim Tragen, besonders in der kalten Jahreszeit zu beachten ist und welche vielfältigen Möglichkeiten ihr habt, möchte ich euch im heutigen Tragetipp verraten.Wer schon einmal versucht hat, einen Kinderwagen durch dicken Schnee, über den Strand oder die Wiese, durch unwegsames Gelände oder durch Matsch zu schieben – das alles sogar noch bei schlechtem oder winterlichem Wetter – der weiß, dass Tragen viel, viel einfacher, bequemer und kräfteschonender sein kann. Zudem kommt hinzu, dass auch ein reifes und gesundes Neugeborenes seine Körperwärme noch nicht selbständig regulieren kann, d.h. es verliert an Wärme, sobald die Umgebungstemperatur sinkt und ändert somit seine Körpertemperatur mit der Umgebungstemperatur. Erst mit steigender Stoffwechseltätigkeit und zunehmendem Alter ist der Säugling in der Lage, seine Körpertemperatur stabil zu halten (klinische Studien D. Morris, 1967,1992). Das unterstreicht die Tatsache, dass die Körpertemperaturregulation in der Babytrage oder im Tuch möglichst nah bei Mama und Papa am besten funktioniert – gerade im Winter bei kalten Temperaturen.
Also ist das Tragen bei fast allen Temperaturen (außer bei extremen) möglich und empfehlenswert – wenn ihr ein paar Dinge beachtet.
DOs beim Tragen in kalten Temperaturen:
* Behaltet Euer Baby stets im Blick und kontrolliert die Körpertemperatur durch Anfassen im Nacken und zwischen den Schulterblättern! Sowohl eine Unterkühlung als auch eine Überhitzung sollte vermieden werden.
Die Hautfarbe ist normalerweise rosig. Ist das Baby zu kalt, ist die Haut eher blass bzw. bläulich marmoriert. Ist es zu warm, hat euer Baby einen roten Kopf.
Regel: Wer bibbert, muss rein!
* Wichtig ist es, das Baby bei kalten Temperaturen am Körper zu tragen, d.h. nicht über der Jacke. Eure Körperwärme ist der beste Schutz! Ab dem Laufalter ist es auch über der Jacke möglich, aber nur für sehr kurze Zeitspannen zwischendurch.
* Zieht euch und euer Kind der Außentemperatur entsprechend an. Die Tragehilfe ersetzt mindestens eine Schicht Kleidung. Bewährt hat sich daher das Zwiebelprinzip: verschiedene Lagen Kleidung, die ihr der Temperatur entsprechend an- oder ausziehen könnt. Zunächst die Unterwäsche, z.B. aus Wolle/Seide (Langarmbody/Strumpfhose bzw. Leggins), dann normale Kleidung, wie z.B. Sweatshirt/weiche Hose und, je nach Dicke der Tragejacke oder des Covers sowie der Außentemperatur, kann noch ein Fleece- oder Wollwalkoverall zum Einsatz kommen. Ein normal wattierter Schneeanzug eignet sich eher nicht, da durch die Tragehilfe die Wärmeisolation und die Anhock-Spreiz-Haltung beeinträchtigt werden.
* Schützt alles, was rausschaut! Besonders im Fokus sind hier der Kopf/Ohren (hier geht viel Körperwärme verloren, also passende Mütze wählen), der Hals (hier hilft ein Dreieckstuch oder eine Schalmütze), die Hände (Handschuhe anziehen oder Bündchen vom Overall umschlagen), die Beine (Kleidung entsprechend wählen, evtl. zusätzlich Tragestulpen) und die Füße (hier können dicke Wollsocken und Fellstiefel wärmen).
* Tragejacke, Tragecover, Tragejackenerweiterung oder normale, größere Jacke entsprechend der Temperatur und den eigenen Bedürfnissen & Wünschen auswählen.
* Achtet stets darauf, dass das Gesicht eures Kindes frei sichtbar ist, es gut atmen kann und der Rücken gut gestützt ist (eure Tragehilfe ist ausreichend festgezogen). Verzichtet lieber selbst auf dicke Schals, die das Kind beeinträchtigen und wählt lieber glatte, warme Wäsche, die auch euer Dekolletee wärmt. Kontrolliert zwischendurch immer wieder, ob alles gut sitzt und euer Kind es bequem hat.
* Schützt die empfindliche Babyhaut eures Kindes mit Wettercremes, die z.B. Bienen- und Wollwachs enthalten.
* Achtet bei Matsch, Schnee und Eis auf ein ausreichendes Schuhprofil für euch – auch Spikes können zusätzlichen Halt ermöglichen.
* Verzichtet auf wintersportliche Aktivitäten mit eurem Kind in der Tragehilfe, z.B. Skilanglauf, Rodeln und Eislaufen. Dies kann zu lebensgefährlichen Verletzungen führen!
* Last but not least gilt: Temperaturen im Winter nicht unterschätzen. Ihr bewegt euch, euer Kind aber nicht! Es kann schnell zu Unterkühlung und Erfrierungen kommen.
Wie bei allem anderen gilt: alles in Maßen (also keine mehrstündigen Touren bei sehr kalten Temperaturen) und stets nach eurem Bauchgefühl agieren!
Dann wird der winterliche Outdoor Trip mit eurem Kind zu einem unvergesslichen Erlebnis!