Während einige von uns im Auto der Eltern sogar noch ohne Anschnallgurt mitgefahren sind, gilt heutzutage der Kinderautositz zu den wichtigsten Must-Haves für Eltern im Straßenverkehr. Und das ist auch gut so, denn die gesetzliche Regelung vom 01.04.1993 hat die Sicherheit von Kindern während einer Autofahrt deutlich verbessert. Demnach „dürfen Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr, die kleiner als 150 cm sind, in Kraftfahrzeugen auf Sitzen, für die Sicherheitsgurte vorgeschrieben sind, nur mitgenommen werden, wenn Rückhalteeinrichtungen für Kinder benutzt werden, die den […] Anforderungen genügen und für das Kind geeignet sind.“
Vorrausetzungen für ein Kindersitz
Ein Kindersitz muss demnach folgende drei Vorrausetzungen erfüllen, um das Kind optimal zu schützen:
- Der Autokindersitz muss in Europa zugelassen sein. Aktuelle Gültigkeit haben die Normen ECE R 44/03 (seit 1995), ECE R 44/04 (seit 2005) und die UN R129 („I-size“, seit 2014). Diese Information befindet sich auf dem orangenen Prüfsiegel. Das heißt aber gleichzeitig auch, dass Sitze, die nach den älteren ECE-Normen R44/01 und R44/02 zugelassen sind, nicht mehr verwendet werden dürfen. Also bitte checken, Sitze nach neuster Norm sind immer zu bevorzugen !
- Der Sitz muss zum Gewicht und der Größe des Kindes passen.
- Der Sitz ist gemäß Anleitung des Herstellers korrekt ins Fahrzeug eingebaut und das Kind im Kindersitz richtig gesichert.
Was das das genau bedeutet und wie ihr im Alltag für bestmögliche Sicherheit im Auto sorgt, erklärt euch Katrin Ritter, Hebamme und Trageexpertin.
Darauf solltet ihr achten:
Beim Kauf:
- Den Autositz nach Möglichkeit neu kaufen, um sicher zu gehen, dass er unfallfrei ist. Falls ihr gebraucht einen bekommen könnt, am besten nur aus einem bekannten, zuverlässigen Umfeld, wie z.B. von Freunden oder der Familie.
- Der gebrauchte Sitz darf nicht zu alt sein:
- Babyschalen (z.B. BeSafe iZi Go Modular X1 i-Size) maximal 3 x hintereinander nutzen (nicht länger als 4-5 Jahre).
- Sitze von etwa 1-4 Jahren nur für max. 2 Kinder benutzen (4-6 Jahre höchstens).
- Sitze von 4-12 Jahren nur für 1 Kind nutzen, da die Nutzungsdauer sehr lang ist.
- Immer mit Auto und Kind im Fachhandel (z.B. BabyOne, Zwergperten, Kindersitzprofis) beraten lassen und den Sitz im Auto ausprobieren.
- Beachten: Babys müssen nach der Norm R 129 mindestens bis zum Ende des 15. Lebensmonats entgegen der Fahrtrichtung transportiert werden.
Beim Einbau:
- Bedienungsanleitung genau befolgen, Fehler vermeiden, keine Veränderungen am Sitz vornehmen
- Beim Einbau der Babyschale oder des Reboarders (rückwärtsgerichteter Kindersitz) auf dem Beifahrersitz grundsätzlich den Front-Airbag ausschalten.
- Der Kindersitz muss stabil, kippsicher sein und darf nicht verrutschen (alle Befestigungsmöglichkeiten nach Anleitung benutzen).
- Der Autositz muss zu den kindlichen Proportionen und zum Auto (bitte Typliste des Autoherstellers beachten) passen.
- Der Autositz sollte ergonomisch und bequem sein (bei Babyschalen genügend Platz für das Kopfwachstum haben), eine ergonomische Kopfhaltung (Kinn wird nicht auf die Brust gedrückt) und Beinhaltung (leicht angehockt) ermöglichen. Bei größeren Kindern sollten die Oberschenkel ausreichend unterstützt werden und es darf nichts einschneiden.
Auf der Fahrt:
- Je aufrechter das Kind, desto sicherer!
- Kind immer ohne Jacke so straff wie möglich anschnallen, lockere Gurte vermeiden und auf den richtigen Gurtverlauf achten: Schultergurte mittig über den Schultern und der Beckengurt so tief wie möglich über der Leistenbeuge.
- Den Verlauf der Gurte und die Höhe der Kopfstütze regelmäßig überprüfen und dem Wachstum des Kindes anpassen.
- Je kleiner das Kind, desto kürzer die Fahrt: bei längeren Fahrten angemessene und bequeme Kleidung wählen, die nicht einschneidet.
- UV-Schutz beachten: 60-80 % der UVA-Strahlen gehen durchs Fenster und können Hautkrebs und Augenschädigungen hervorrufen (Sonnenrollos und geeignete Folien verwenden).
- Keine scharfkantigen, gefährlichen und ungesicherten Dinge im Auto transportieren, die das Kind verletzen könnten, Vorsicht auch bei größerem und hartem Spielzeug, hier eher z.B. weiche Stoffbücher als Beschäftigung verwenden.
Hinweis: Das Kind sollte auch nach der Babyschale möglichst lange rückwärtsgerichtet fahren. Diese Autositze nennt man Reboarder und sie sind fünfmal sicherer als klassische vorwärts gerichtete Sitze, da im Falle eines Unfalls die empfindliche Halswirbelsäule weniger belastet wird. Eine ruckartige Vorwärtsbewegung kann schon bei niedrigen Geschwindigkeiten zu Genickbruch und schweren Verletzungen führen. Im Reboarder nimmt die Sitzschale die Energie auf und schont Wirbelsäule und Körper. Aber bitte am Anfang nach der Geburt immer erst eine Babyschale verwenden und später dann auf einen Reboarder- Folgesitz umsteigen. Auch wenn es Reboarder gibt, die ab Geburt zugelassen sind, so sind sie doch in der Praxis für Neugeborene nicht geeignet und ausreichend an ihre Bedürfnisse angepasst.
Wir wünschen euch eine gute und sichere Fahrt!