Porträt-Reihe: An deiner Seite Folge 3: Kinderkrankenschwester und Trageberaterin Kira Kieper

Es gibt Situationen im Leben, da ist man auf Hilfe angewiesen. Kleine oder große Veränderungen stellen einen vor neue Herausforderungen oder bringen einen gar in Notsituationen. Dann ist es schön zu wissen, dass es jemanden gibt, der einem hilft. Der einen an die Hand nimmt oder in den Arm; der die richtigen Worte findet; der weiß, wie es weitergeht oder zumindest dabei hilft, den richtigen Weg zu finden. In unserer Reihe „An deiner Seite“ stellen wir Initiativen, Projekte oder Einzelpersonen vor, die genau das tun: da sein und helfen.

Die ganz Kleinen, die, die zu früh das Licht der Welt erblickt haben, deren Eltern oftmals überfordert sind aus Ungewissheit, Angst und Sorge – das sind diejenigen, um die sich Kira Kieper ganz besonders intensiv kümmert. Die 30-Jährige ist Fachkinderkrankenschwester für Intensivpflege und Anästhesie auf einer Früh- und Neugeborenen-Intensivstation in Bochum. Hier beschloss sie auch, sich zur Trageberaterin weiterbilden zu lassen. „Eine ehemalige Kollegin hat mich auf das Tragen aufmerksam gemacht und ich dachte sofort, dass das doch super für die frühgeborenen Kinder bei uns auf Station wäre“, erzählt sie. Sie entwickelt ein Konzept, das den Eltern von Frühchen ermöglicht, ihr Baby in einer Tragehilfe auf der Station zu tragen, sobald es stabil genug ist. „Leihweise bekommen sie ein Tragetuch von uns und eine ausführliche Beratung von mir oder meiner Kollegin. Darüber hinaus schule ich meine Kolleginnen intern, damit sie den Eltern beim Anlegen der Tragehilfen beratend zur Seite stehen können.“

Gerade für Frühgeborene ist die Nähe und der intensive Körperkontakt zu den Eltern lebensnotwendig. Auch die Eltern beruhigt es, wenn sie ihr Kind nach der schwierigen Anfangszeit wie einen „normalen“ Säugling das erste Mal außerhalb des Zimmers umhertragen können. „Viele Mütter fühlen sich wieder schwanger und haben Tränen in den Augen, wenn ihnen das klar wird. Emotional holen sie ihre Schwangerschaft mit dem Tragen nach. Genauso die Frühchen: Man merkt, wie sie die Nähe ihrer Mutter quasi ‚aufsaugen‘, denn auch sie holen die verpassten Wochen im Bauch auf. Je eher das Kind auf die Welt kommen musste, desto intensiver ist dieser Moment.“ Und auch der Vater ist emotional sehr eingebunden in diese Situation: Zum ersten Mal sieht er Mutter und Kind völlig zufrieden und ohne Sorgen. Trägt er erst einmal selbst, mag er sein Kind gar nicht mehr hergeben. „Es ist einfach so wunderbar zu sehen, was ein einfaches Tragetuch oder eine Tragehilfe bewirken und auslösen kann“, so die Krankenschwester.

Bei sehr zarten Kindern oder Säuglingen, die auf Drogenentzug sind, nutzt Kira häufig die Ergobaby Adapt. Letztere sind meist über Wochen auf Station, werden überwacht oder bekommen Medikamente. „Diese Kinder sind anders als alle anderen Säuglinge. Sie schreien viel, sind sehr unruhig und ständig extrem angespannt. Da hilft es, wenn die Trage schnell und einfach angelegt ist und die Kinder den Körperkontakt bekommen, den sie so sehr brauchen.“ Bei Frühchen ist die Suche nach einer passenden Trage schon die größere Herausforderung. Es gibt kaum Tragehilfen, die so klein eingestellt werden können. Da muss dann schon ein Tragetuch her. „Die passen sich selbst bei nur 1500g gut an“, weiß Kira. „Oder ich muss die Trage ein bisschen ‚pimpen‘.“

Seit 2015 wendet Kira ihr Wissen nicht mehr nur in ihrem Job an. Neben ihrer Arbeit im Krankenhaus bietet sie auch privat Trageberatungen und Babymassagen in und um Dortmund an. Der perfekte Ausgleich zu ihrem recht stressigen und hektischen Alltag: „Auf Station schaffe ich es häufig gar nicht, den Eltern, die regulär entbinden, eine ausführliche Trageberatung zu geben. Daher mache ich das vor oder nach meiner Schicht sowie im Rahmen der Elternschule, die meine Kollegin und ich regelmäßig anbieten.“ Dass diese Beratungen dringend notwendig sind, wird Kira immer wieder bewusst, wenn sie die Sorgen und Ängste der Eltern rund um das Thema Tragen hört. Schon fast reizüberflutet seien viele vom großen Tragen-Angebot auf dem Markt. Auch die Fülle an Informationen sowie falsches Hintergrundwissen, das zum Teil in den Sozialen Medien verbreitet werde, verwirrt viele oder lässt sie gar vom Tragen zurückschrecken, berichtet uns die 30-Jährige. 

Wenn dann aber das Baby zum ersten Mal in der Trage sitzt, verändere das alles: „Die Eltern streicheln und küssen ihr Baby, reden mit ihm und die ganze Anspannung fällt plötzlich von ihnen ab.“ Das merken auch die Kleinen. Während sie beim Anlegen noch viel meckern und unruhig sind, beruhigen sie sich zusammen mit dem tragenden Elternteil.

Nicht selten stößt die Trageberaterin bei ihren Hausbesuchen auch auf alte, abgegriffene, ausgeblichene und verwaschene Ergobaby Exemplare aus der Original-Kollektion. Die sind dann meist von der Cousine, über Freunde, auf jeden Fall aber durch viele Hände weitergereicht worden. „Ich sage dann, dass es kein Problem ist, die Trage weiter zu benutzen, so lange die Babys mit circa vier Monaten schon etwas weiter entwickelt sind. Grundsätzlich sind die Tragen ja immer noch einsatzbereit.“ Zwei Familien, die sie in der Vergangenheit betreut hat, konnte sie zudem mit Ergobaby-Spenden glücklich machen. „Die waren so dankbar, weil sie sich selbst keine Trage leisten konnten. Jetzt hatten sie endlich eine Möglichkeit, ihren Nachwuchs sanft zu beruhigen. Eine unheimliche Entlastung für die Eltern, die man auch in ihren Gesichtern ablesen konnte. Und einer von vielen Momenten, die mich immer wieder in meinem Tun bestätigen.“

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