Stilltipp: Stillen und arbeiten

Irgendwann ist der Tag gekommen: die Elternzeit ist vorüber und ihr steigt wieder in euren Job ein. Nicht jeder hat bis zu diesem Zeitpunkt bereits abgestillt, so dass sich nun die Frage stellt: Wie gehe ich mit dem Stillen im Job um? Muss ich gar abstillen, wenn ich wieder anfange zu arbeiten? Unsere Hebamme Jasmin hat Antworten auf diese Fragen und verrät sie euch in unserem Stilltipp des Monats.

Stillen und Job lassen sich in aller Regel gut miteinander vereinbaren. Grundsätzlich hat eine stillende Mutter ein im Mutterschutzgesetz verankertes Recht auf Stillzeit – und zwar zweimal täglich eine halbe Stunde oder einmal täglich eine Stunde. Dies gilt für die gesamte Zeitspanne, in der die Mutter ihr Kind stillt. Es darf kein Verdienstausfall durch die Stillzeit eintreten und diese Zeit darf nicht vor- oder nachgearbeitet werden.

Somit kann das Stillen individuell auf die jeweilige Arbeits- und Familiensituation angepasst werden. Je nachdem wann die Mutter wieder mit der Arbeit beginnt, wird der Säugling vielleicht noch voll gestillt – dann empfiehlt es sich Milch abzupumpen und einzufrieren. Ich rate den meisten Müttern circa drei bis vier Wochen vor Arbeitsbeginn damit zu starten. So kann ein Vorrat angelegt werden und die Mutter kann im Alltag einfach nach Bedarf weiterpumpen. Der Säugling kann dann zum Beispiel morgens vor der Arbeit, nach Arbeitsende und nachts gestillt werden und bekommt tagsüber durch die Betreuungsperson die abgepumpte Milch per Becher oder Flasche. Auch hier empfehle ich jedem, dies schon einige Wochen vor Arbeitsbeginn zu üben. Am besten gemeinsam mit der Betreuungsperson oder mit dem Vater.

Die Brust der Mutter passt sich den Mahlzeiten an. Daher muss tagsüber nicht unbedingt abgepumpt werden. Falls doch, beispielsweise wenn es zur Anregung der Milchmenge notwendig ist, kann die Mutter sich mit einer Handpumpe für die Arbeit ausstatten und die dort abgepumpte Milch gekühlt mit nach Hause nehmen. Um zuhause Zeit zu sparen, ist häufig eine elektrische Pumpe sinnvoll. Falls das Baby noch vollständig Muttermilch bekommt, empfehle ich eine elektrische Pumpe mit Doppelpumpset. Damit können größere Milchmengen abgepumpt werden.

Ist das Baby bereits im Beikostalter, erhält es während der mütterlichen Arbeitszeit entsprechende Kost und trinkt Wasser dazu. Meist reduzieren sich auch nach und nach die Stillmahlzeiten. Deshalb werden selbst für einen vollen Arbeitstag nur einige Mahlzeiten abgepumpter Milch benötigt. Zum Ende des ersten Lebensjahres essen viele Kinder am Familientisch mit und werden nur noch abends und nachts gestillt. Meist ist dies für Mutter und Kind eine schöne Möglichkeit, das Stillen aufrecht zu erhalten. Besonders die arbeitenden Mütter genießen diese einzigartige Nähe zu ihrem Kind.

Für eine individuelle Beratung zum Stillen und Arbeiten ist es immer wieder empfehlenswert, einen Termin mit der betreuenden Hebamme oder einer Stillberaterin IBCLC zu vereinbaren. Jede familiäre Situation ist anders – besonders wenn es bereits Geschwisterkinder gibt. Ich persönlich finde es unheimlich wichtig eine individuelle Lösung zu entwerfen, mit der sich die gesamte Familie wohlfühlt.

RELATED POSTS