Er ist eine Wissenschaft für sich: der Babyschlaf. Regelmäßig bringt er etliche Mamas und Papas an den Rand der Verzweiflung, denn Baby ist müde, will aber nicht schlafen. Scheinbar. Denn will es wirklich nicht schlafen oder kann es einfach nicht schlafen bzw. eigenständig in den Schlaf finden? Schließlich prasselt auf so ein kleines Wesen jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde so viel Neues ein, was Körper und Geist ordentlich beschäftigt. Aber zum Glück seid ihr ja da. Denn mit eurer Hilfe kann es den Schlaf bekommen, den es je nach Alter und Entwicklungsstand so dringend benötigt. Die Grundzutaten dafür: Entspannung, ein hohes Sicherheitsgefühl und Routinen. Nichts geht über Routinen und Rituale, um Baby beim Einschlafen zu helfen. Denn die vermitteln Sicherheit und Sicherheit entspannt.
Vor ein paar Monaten haben wir euch an dieser Stelle bereits ein paar Tipps an die Hand gegeben, wie ihr eurem kleinen Wunder (und am Ende natürlich auch euch) einen besseren und gesunden Schlaf ermöglichen könnt. Altersgerechte Einschlaf- und Abendrituale inklusive. Heute wollen wir diese Liste an Tipps mit Hilfe unserer Schlafexpertin und Hebamme Katrin Ritter gerne noch ergänzen. Denn Katrin weiß, was Babys brauchen und was euch als Eltern beim Thema Babyschlaf entlasten kann.
Baby will nicht schlafen – unsere 12 Tipps
1. Das richtige (Beistell-)Bett von Anfang an
Euer Baby wächst. Und zwar rasend schnell. So kann es schon mal passieren, dass ihr für die ersten fünf Lebensjahre zwei bis vier unterschiedliche Betten kaufen müsst. Das geht an den Geldbeutel und bedeutet auch, dass euer Schatz sich immer und immer wieder an eine neue Schlafumgebung gewöhnen muss. Daher: Kauft einfach von Anfang an ein Bett, das die nächsten fünf bis zehn Jahre passen wird. Inklusive fester und stabiler Kindermatratze, versteht sich.
Wie wir schon oft erwähnt haben, macht in den ersten Jahren ein Familienbett durchaus Sinn. So könnt ihr auf einfache Art und Weise eurem Nachwuchs beim Weiterschlafen helfen und er oder sie fühlt sich sicher und geborgen. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Habt ihr genug Platz im Schlafzimmer, könnt ihr dafür einfach ein normales Einzelbett mit passender Kindermatratze besorgen und dies in gleicher Höhe an eurem Bett befestigen. Bitte auch an einen Rausfallschutz denken! Reicht der Platz im Schlafzimmer nicht, eignet sich dafür auch ein Junior- oder Babybett, das man an einer Seite offen lassen kann. Die sind meist schmaler und nur 120-140 cm lang. Später, wenn euer Nachwuchs ins Kinderzimmer auszieht (das Kind entscheidet oft selbst oder ihr mögt irgendwann nicht mehr), könnt ihr das Bett dann einfach ins Kinderzimmer umziehen lassen.
2. Die sichere Schlafumgebung
Wie eine sichere Schlafumgebung aussieht, haben wir an dieser Stelle schon häufig erläutert. Auch ein PDF „Sicherer Babyschlaf“ haben wir dazu erstellt. Diese Empfehlungen könnt ihr ganz einfach herunterladen und ausdrucken und euch an den Kühlschrank oder ins Schlafzimmer hängen.
3. Der passende Schlafsack
Euer Baby dreht und wälzt sich im Schlaf hin und her. Während ihr in der Lage seid, euch die Decke auch im Schlaf wieder bis zum Kinn hochzuziehen, kann euer Baby das noch nicht. Daher ist ein passender Schlafsack in richtiger Dicke optimal, damit euer Baby sicher und ausreichend warm und geborgen schlafen kann. Passend bedeutet, dass euer Baby nicht hineinrutscht. Also kauft bitte keinen, in den euer Baby noch hineinwachsen muss, außer er ist verstellbar. Das Richtmaß lautet: Körperlänge des Kindes minus Länge des Kopfes plus 10 bis 15 Zentimeter zum Bewegen und Wachsen.
Unsere Ergobaby Schlafsäcke gibt es deshalb in unterschiedlichen Größen, aber auch in unterschiedlicher Dicke. Damit sich euer Baby wohlfühlt, empfiehlt sich je nach Raumtemperatur im Schlafzimmer eine jeweils andere Dicke und eine dazu passende Kleidungswahl. Was ihr eurem Nachwuchs bei welcher Schlafsackdicke im Sommer oder Winter anziehen solltet, findet ihr übrigens in unserer TOG-Tabelle.
4. Der einzig wahre Schlafort: Bett oder Babytrage
Gewohnheiten geben Sicherheit und die ist bekanntlich wichtig für einen guten Babyschlaf. Das bedeutet, während es in den ersten vier Wochen noch absolut okay ist, wenn euer Baby beim Stillen oder Füttern in eurem Arm einschläft oder die häufigen Nickerchen in der Babytrage stattfinden, solltet ihr etwa ab der fünften Woche Routinen einführen. Zum Beispiel, dass ihr euer Baby in sein Bettchen legt zum Schlafen. So erfährt euer Nachwuchs nämlich eine klare Struktur und damit Sicherheit. Euer Baby muss nämlich noch lernen, was die richtigen Antworten auf seine Gefühle sind. Und je eindeutiger eure Signale sind, desto entspannter ist es. Ein Beispiel: auf das Gefühl „ich bin müde“ lautet die korrekte Antwort „schlafen“. Und das Bett ist der passende und sichere Schlafort dafür. Diesen Zusammenhang wird auch euer Baby nach und nach verinnerlichen und so weiß es bald in dem Augenblick, in dem ihr es ablegt, dass es nun Zeit ist zu schlafen. Eine kleine Ausnahme: der Vorabendschlaf. Für den ist die Babytrage besser geeignet, da dieser meist nur ein kurzes Schläfchen ist und nicht mit dem Nachtschlaf verwechselt werden sollte.
Ständig wechselnde Schlaforte und solche mit vielen Reizen von außen, zum Beispiel die Babyschale im Auto oder die Federwiege mit Motor, sind daher nicht geeignet und häufig auch nicht sicher und ergonomisch.
5. Das abgedunkelte Schlafzimmer
Tag oder Nacht? Ein Baby kennt diesen Unterschied noch nicht und muss diesen Rhythmus erst noch lernen. Helft ihm dabei, indem ihr für jedes Schläfchen den Raum abdunkelt. Legt ihr euer Baby einfach so in einem hellen Zimmer ins Bett, weiß es nicht, dass es jetzt Zeit zum Schlafen ist. Es hat Schwierigkeiten seine Gefühle einzuordnen. In einem abgedunkelten Schlafzimmer ohne Reize ist es viel einfacher zur Ruhe zu kommen. Also am besten kuschelt ihr es dort zunächst auf dem Arm müde und legt es dann noch wach direkt in sein Bettchen.
6. Die reizarme Co-Regulation
Euer Baby will nicht schlafen? Dann ist weniger eindeutig mehr. Als Eltern seid ihr die Co-Regulatoren für euer Kind. Das bedeutet, ihr gebt die Richtung vor und beantwortet die Bedürfnisse eures Kindes: ist es müde, begleitet ihr es in den Schlaf, ist es hungrig, gebt ihr ihm zu essen usw. So einfach ist das.
Je mehr ihr euch allerdings dabei Hilfe von außen holt, desto abhängiger wird euer Kind von diesen Reizen und umso mehr müsst ihr liefern. Heißt konkret, wenn ihr als Einschlafhilfe mit Baby wild auf dem Pezziball herumhüpft, die Federwiege auf die höchste Stufe stellt, stundenlang im Auto herumfahrt, weißes Rauschen oder Musik einsetzt oder über die ersten Wochen hinaus Einschlafstillen anbietet, ist das kontraproduktiv. Denn euer Baby will dann immer mehr davon. Dazu gehört übrigens auch das Herumspielen an Fingern, Haaren oder der Brust. Euer Kind wird sich daran gewöhnen und dann müsst ihr immer zur Stelle sein. Die bessere Baby Einschlafhilfe ist garantiert leises Summen, Singen von Schlafliedern, leichtes Poklopfen und das müde Kuscheln auf dem Arm.
7. Ablegen im wachen Zustand
Legt euer schlafbereites Baby immer wach ins Bett und bleibt anschließend so lange bei ihm, bis es eingeschlafen ist. Das ist ein wirklich wichtiger Hinweis, denn die Kleinen mögen es gar nicht, wenn sie nicht dort aufwachen, wo sie eingeschlafen sind. Würdet ihr vermutlich auch nicht, oder? Meist wacht ein Baby sowieso wieder auf, sobald es abgelegt worden ist, denn es merkt, dass sich etwas verändert hat. Ganz intuitiv. Also kuschelt es lieber auf eurem Arm müde bis es bereit ist zu schlafen und legt es dann im noch wachen Zustand ins Bettchen.
8. Ein Schnuller nach erfolgreichem Stillstart
Ja, ihr habt richtig gelesen. Wir empfehlen einen Schnuller. Denn der befriedigt das Saugbedürfnis eures Neugeborenen und kann so zur Selbstregulation beitragen. Deshalb könnt ihr ihm einen Schnuller anbieten. Aber bitte erst, wenn das Stillen gut klappt. Achtung! Das Schnullerstück zwischen den Lippen sollte sehr flach sein, damit sich der Mund noch gut schließen kann. Außerdem ist die Wahl einer altersentsprechenden Größe empfehlenswert.
9. Der Kuschelhelfer (ab dem 5. Monat)
Wann kann man einem Baby eine Einschlafhilfe geben? Genauer gesagt: ein Kuscheltier als Einschlafbegleiter? Ab einem Alter von ca. fünf Monaten. So ein Kuscheltier oder eine Puppe kann sehr hilfreich sein beim Einschlafen, denn es nimmt den Geruch eures Kindes an und beruhigt es. Außerdem lernt euer Baby dadurch für später, dass dieser kleine Freund und Helfer immer da ist und es beruhigen kann. Das Kuscheltier oder die Puppe sollte allerdings nicht zu groß sein und aus geeignetem Biomaterial bestehen. Außerdem darf euer Baby in der Nacht nicht damit alleingelassen werden. Sobald es in eurem Beisein eingeschlafen ist, nehmt ihr den Einschlafbegleiter aus dem Bett und legt ihn für das nächste Wachwerden beiseite. Ist euer Nachwuchs etwas größer, kann es sich seinen kleinen Freund dann selbst im Bett suchen und sich selbst beruhigen.
10. Eine andere Einschlafbegleitung als Mama
Nicht nur die Mama kann beim Einschlafen helfen, auch jede andere nahe Bezugsperson kann das. Und sollte es auch so früh wie möglich tun. Denn sonst gewöhnt sich euer Baby daran, dass nur die Mama es ins Bett bringen kann. Und so schön das am Anfang auch sein mag und so sehr sich Mamas gerne für unersetzbar halten, schätzen sie auch ihre Freiheiten. Daher: führt so früh wie möglich neben Mama auch den Papa oderdie Großeltern als Einschlafbegleitung ein. Und an alle Mamas: pumpt zwischendurch auch mal Milch ab. So kann auch der Papa das Füttern übernehmen und ihr seid freier und könnt euch wohlverdiente Me-Time gönnen.
11. Altersgerechte Wach- und Schlafzeiten
Ihr habt vielleicht schon davon gehört, dass jedes Baby altersgerechte Wach- und Schlafzeiten hat, die ihr unbedingt einhalten solltet. Bei uns im Blog findet ihr dazu Schlaftabellen, an denen ihr euch orientieren könnt. Aber nur orientieren, bitte. Jedes Kind ist anders. Findet heraus, was euer Baby wirklich benötigt, und passt die Zeiten dem jeweiligen Alter an. Das bedeutet grundsätzlich: beim kleinsten Anzeichen von Müdigkeit leitet ihr sofort alle nötigen Maßnahmen ein. Überfordert euer Baby nicht, dann kann es schnell kippen. Lautes Schreien und Weinen ist in der Tat das letzte Mittel, das euer Baby wählt, um euch mitzuteilen, dass es müde ist. Lasst es also gar nicht erst so weit kommen.
Wichtig ist es auch, morgens und abends zur gleichen Zeit aufzustehen. 30 Minuten Toleranz sollten hier bestenfalls nicht überschritten werden. Das gibt eurem Baby Struktur und damit Sicherheit und Entspannung.
12. Weiterschlafbegleitung – so lange wie nötig
Euer Baby schläft nicht sofort durch. Das kann es auch gar nicht. Denn der Schlaf besteht aus aneinandergereihten Schlafzyklen, die jeweils 45 bis 60 Minuten dauern. Und zum Ende jedes Zyklus wacht euer Baby in der Regel auf und benötigt häufig eure Hilfe, um wieder in den Schlaf zu finden. Mit der Zeit wird das besser und euer Nachwuchs lernt, die Zyklen eigenständig miteinander zu verbinden. Doch bis dahin braucht es euch. Das bedeutet aber nicht, dass ihr es jedes Mal füttern, aufnehmen oder wickeln müsst. Nein, sobald euer Baby gut trinkt, zunimmt und etwas älter ist, könnt ihr die Abstände der Essensmahlzeiten in der Nacht etwas vergrößern (bitte mit Hebamme oder Arzt/Ärztin absprechen). Wird euer Baby also wach, versucht es leise anzusprechen, zu summen, es umzulagern und eure Hand aufzulegen. Meist reicht das schon aus, damit es weiß, dass es sicher ist und weiterschlafen kann.
Euer Baby will nicht schlafen – die 12 Tipps helfen!
Das waren sie also, unsere zwölf ultimativen Tipps für einen guten und gesunden Babyschlaf. Die Liste dürft ihr euch gerne ausdrucken oder abspeichern. Wenn ihr die Empfehlungen von Anfang an befolgt, habt ihr schonmal eine wichtige Basis geschaffen. Und trotzdem: euer Baby will nicht schlafen? Und ihr wisst einfach überhaupt nicht, woran das noch liegen könnte? Dann ladet euch doch unser Schlafprotokoll herunter und füllt dieses aus.
Vielleicht erkennt ihr dann selbst schon Unstimmigkeiten in den Wach- und Schlafzeiten eures Nachwuchses. Oder ihr nutzt diesen neu gewonnenen Wochenüberblick, um mit eurer Hebamme oder einer Schlafberatung eure Situation zu besprechen. Diese können meist schnell ermitteln, an welchen Stellschrauben ihr vielleicht noch etwas drehen könnt. Probiert es doch einfach aus, damit ihr alle wieder schneller in den Schlaf findet und zufrieden durch die Nacht kommt.