<strong>Was tun bei Milchstau und Mastitis (Brustentzündung)? Vorbeugen, erkennen, behandeln</strong>

Es gibt nichts Schöneres für Mama und Baby als das Stillen. So zumindest wird es oft dargestellt. Und ja, wir geben zu: Eine gut funktionierende Stillbeziehung ist etwas Wundervolles. Doch worüber die wenigsten Sprechen: entzündete Brustwarzen, Milchstau und die Brustentzündung, die sogenannte Mastitis können bei frisch gebackenen Mamas auch eine Menge Schmerzen verursachen. Unbehandelt (oder zu spät behandelt) kann die Mastitis sogar bis hin zum Abszess führen. Damit wollen wir euch jetzt keine Angst machen, wir möchten nur, dass ihr aufmerksam seid und euren Körper besser kennenlernt. So könnt ihr unangenehmen Komplikationen des Stillens vorbeugen oder sie frühzeitig erkennen und behandeln. 

Stillen mama und Baby

Wie ist Mastitis und wie entsteht sie?

Die Mastitis puerperales tritt meist in den ersten drei Monaten der Stillzeit auf und ist eine Entzündung der Brustdrüse. Sie betrifft meist nur eine Brust und kann einerseits durch die Behinderung des Milchflusses entstehen (nichtinfektiös) und andererseits infektionsbedingt. Eine leichte, nichtinfektiöse Mastitis wird manchmal auch als Milchstau eingestuft. In 95 Prozent der infektiösen Fälle ist der Erreger Staphylococcus aureus verantwortlich – ein Bakterium, das auf der Haut oder den Schleimhäuten der Nase vieler Menschen angesiedelt ist, ohne Beschwerden hervorzurufen. Eine beidseitige Mastitis wird dagegen oft von Streptokokken ausgelöst und ist für Mutter und Kind gefährlich. Deshalb sollte in einem solchen Fall auch auf jeden Fall eine Stillpause eingelegt und das Abstrichergebnis abgewartet werden. Die Staphylokokken werden meist schon im Krankenhaus übertragen, daher sollte grundsätzlich auf strenge Hygiene geachtet werden. Weitere Ursachen von Mastitis können sein:

  • Verletzte Brustwarzen
  • Zu seltenes Stillen, Stillen nach Zeitplan oder ausgefallene Stillmahlzeiten
  • Unkorrektes Anlegen oder schwaches Saugen, unzureichende Entleerung
  • Überangebot an Milch
  • Körperliche oder psychische Belastung, Stress (fehlender Milchspendereflex), Müdigkeit
  • Mechanischer Druck auf die Brust
  • Schnelles Abstillen

Brusten

Milchstau und Mastitis: Wie merke ich, dass ich eine Brustentzündung habe?

Ein Milchstau macht sich zunächst durch eine schmerzhafte Stelle an der Brust, die auch durch das Stillen nicht weicher wird und empfindlich auf Berührungen ist, bemerkbar. Bei der Mastitis wird die Stelle zusätzlich heiß, gerötet und schmerzempfindlich. Dazu können sich grippeähnliche Symptome wie abwechselndes heiß/kalt Empfinden und Gelenkschmerzen oder auch eine Körpertemperatur über 38,4 Grad Celsius gesellen. Außerdem verändert sich der Geschmack der Muttermilch – sie wird leicht salzig, was dem Kind allerdings nicht schadet. Das alles kann, aber muss nicht der Fall sein. Eine Mastitis bleibt oft lange unentdeckt, gerade, wenn sie tief im Brustgewebe sitzt.

Milchstau beim Stillen Baby und Mama

Was tun bei Mastitis und Milchstau?

Rechtzeitig erkannt, könnt ihr einen Milchstau und eine Mastitis gut mit Hilfe von eurer Hebamme oder Stillberaterin in den Griff bekommen. Die wichtigsten Handlungsempfehlungen im Überblick:

  • Sprecht unbedingt eure Hebamme/Stillberaterin (IBCLC) an, wenn ihr Veränderungen an eurer Brust entdeckt. Sie kann am besten einschätzen, worum es sich handelt und euch die entsprechenden Anlegetechniken zeigen, die euch helfen, die Beschwerden zu verbessern.
  • Regelmäßiges und effektives Entleeren der Brust, damit es nicht schlimmer wird.
  • Falls euer Baby nicht genug trinkt, ist es ratsam abzupumpen.
  • Grundsätzlich gilt: Vor dem Stillen Wärme, nach dem Stillen kühlen.
  • Vor dem Stillen einen warmen Waschlappen auf die verhärtete Stelle legen oder auch ein sanfte Brustmassage während des Stillens oder Abpumpens, können oft schon helfen, einen Milchstau zu lösen und den Milchfluss anzuregen.
  • Die betroffene Brust sollte zuerst gegeben werden und das Kinn des Babys sollte zur besseren Entleerung in Richtung Verhärtung/Entzündung zeigen. Grund: Der Unterkiefer hat beim Saugen mehr „Zugkraft“ und so wird der Stau besser gelöst.
  • Da sowohl Milchstau als auch Mastitis durch Stress gefördert werden: haltet Bettruhe, delegiert die Hausarbeit und sagt unnötige Besuche ab.
  • Nach dem Stillen die entsprechende Stelle kühlen, zum Beispiel mit kalten Waschlappen oder Kühlpacks aus dem Kühlschrank (nicht aus dem Eisfach).
  • Gekühlte Weißkohlblätter (harten Strunk in der Mitte herausschneiden) mit dem Küchenholz auswalzen, bis der Saft austritt. Dann um die Brust herum in den BH legen. Das wirkt entzündungshemmend und kühlend zugleich.
  • Schmerzmittel bei Bedarf – Ibuprofen ist Paractamol vorzuziehen, da es entzündungshemmend wirkt.

Milchstau beim Stillen Baby und Mama

  • Kontaktiert in jedem Fall eure Ärztin oder euren Arzt (falls es nach 24-48 Std. nicht besser wird), um notfalls ein Antibiotikum zu bekommen. Je später die Behandlung einer Mastitis beginnt, desto größer wird das Risiko für einen Abzess. Eine Ultraschalluntersuchung kann hier Klarheit bringen.

Ob Milchstau, Mastitis oder Abszess – macht euch bitte keine Vorwürfe, wenn es beim Stillen Komplikationen gibt. Für viele Frauen ist die Mastitis ein Grund abzustillen. Das ist aus medizinischer Sicht aber nicht notwendig – nicht einmalim Falle eines Abszesses – selbst, wenn hier dieEinnahme von Antibiotika oder eine Operation unter Vollnarkose nötig werden. Der Nutzen für euer Baby durch die Muttermilch überwiegt. Da es sich aber hier um euren Körper handelt und das Risiko für eine wiederkehrende Mastitis natürlich immer besteht, müsst ihr für euch und euer Baby selbst die richtige Entscheidung treffen.

Quelle: Hebammenkunde, Thieme, 6.Auflage 2020