Mal ehrlich: Wie oft trainiert ihr eigentlich euren Beckenboden? Ööööhm… unseren was? Ja genau, das gute an einem stabilen Beckenboden ist, dass man ihn nicht merkt. Aber nicht nur nach der Geburt eures ersten, zweiten oder dritten Babys, sondern bei manchen auch schon vorher, kann sich eine nicht gaaaanz so fitte Basis durchaus mal unschön bemerkbar machen. Wir kennen das zum Beispiel beim Trampolinspringen, Kind hochheben, Husten oder Niesen… uuuups! Darum plädiert mamaFit-Trainierin Ulli Fritzl aus Parz dafür, sich dieser durchaus vernachlässigten Zone möglichst frühzeitig zu widmen. Aber wir wollen nicht zu viel vorwegnehmen. Here you go, Ulli:
„Während sich der Beginn der ersten Schwangerschaft bei mir vor allem durch Dauerübelkeit und Müdigkeit auszeichnete, bemerkte ich meine zweite Schwangerschaft bereits vor dem positiven Schwangerschaftstest. Plötzlich war da etwas mit dem Beckenboden: Er fühlte sich nicht (immer) so kompakt und dicht an wie davor. ‚Komisch‘, dachte ich erstmal. Schnell gesellten sich kleine Kreislaufschwankungen dazu und nach ein paar Tagen war klar: schwanger.
In einer zweiten, dritten, vierten Schwangerschaft wird sehr schnell deutlich, dass die Rückbildung nicht erst nach der Geburt anfängt, sondern dass Beckenboden und Bauchwand bereits ab dem ersten Trimester ihre Aufmerksamkeit brauchen und auch verlangen – häufig viel mehr als in einer ersten Schwangerschaft. Woran das liegt? Die Bauchkapsel wurde bereits stark beansprucht, die Bauchwand gedehnt, der Beckenboden belastet. Kommen nun die Schwangerschaftshormone dazu, machen sich diese Strukturen oft sehr schnell bemerkbar. Da muss der Babybauch noch gar nicht groß sein.
‚Da haben wir nun den Salat‘, denkst du? Jein, denn obwohl die Ausgangsbedingungen bei einer zweiten (oder Folge-) Schwangerschaft zumeist andere sind als bei der ersten, spielen – zum Glück – auch noch andere Dinge eine Rolle. Erstens weiß frau bereits, was auf sie zukommt und kennt im besten Fall aus dem Rückbildungskurs oder dem mamaFIT-Training bereits ein paar Übungen, die ihr helfen, präventiv und muskelerhaltend zu trainieren, um die Beckenbodensituation wieder zu verbessern bzw. nicht noch schlimmer werden zu lassen. Zweitens macht der Körper das, was er schon einmal geleistet hat, beim zweiten (oder x-ten) Mal oft leichter bzw. schneller als beim ersten Mal. Einfach, weil er schon weiß, wie es geht, er hat es gelernt.
Wissen ist also Macht, in jeglicher Hinsicht. Dieses Wissen wollte ich während meiner zweiten Schwangerschaft und nun nach der Geburt also nutzen, um so schnell wie möglich – am besten in Lichtgeschwindigkeit – wieder völlig rückgebildet zu sein. Schließlich bin ich als mamaFIT-Trainerin ja mein eigenes Rückbildungsprojekt und -experiment. Oder? Und siehe da, bereits wenige Wochen nach der Geburt ist mein Bauchspalt fast nicht mehr vorhanden, der Beckenboden fühlte sich sogar noch schneller wieder ziemlich fit an. Nichtsdestotrotz habe ich in meinem Körper noch nicht das Gefühl, wieder ganz die Alte zu sein. Ich war frustriert.
Aber als meine eigene Personal Trainerin (zu der ich mich selbstbewusst ernannt hatte) einen objektiven Blick auf mich als mein eigenes Rückbildungsprojekt einzunehmen, war gar nicht so einfach. Was würde ich meinen Teilnehmerinnen in so einem Fall raten? Vermutlich: „Toll, dass du dich um die Körpermitte schon wieder so kompakt fühlst und dass der Beckenboden im Alltag so gut mitmacht. Freue dich darüber, dass es dir gut geht. Bedenke dabei aber, dass dein Körper über neun Monate hinweg Großartiges geleistet hat und es immer noch tut. Während du dein Baby stillst, sind deine Bänder durch die Hormone noch weicher. Gedulde dich und gib dir und deinem Körper die nötige Zeit.“
Denn wie man es dreht und wendet: Trotz intensivem Training und guten Rückbildungsfortschritten hat der alte Hebammenspruch „neun Monate dehnt sich der Bauch, neun Monate bildet er sich zurück“ einfach seine Berechtigung. Geschenkt ist die Rückbildung aber natürlich trotzdem nicht und Bauchspalt und Beckenbodenbefinden verbessern sich nicht einfach von allein. Daher habe ich hier meine nicht wissenschaftlichen Erkenntnisse aus meinem nicht wissenschaftlichen Selbstexperiment exklusiv für dich zusammengestellt:
- Von Anfang an dranzubleiben, am besten bereits während der Schwangerschaft, zahlt sich aus. Du bist nicht nur während der Schwangerschaft (mit Kleinkind zuhause) fitter, sondern erholst dich auch danach schneller.
- Wissen ist Macht: Setze die Übungen, die du aus dem Rückbildungskurs oder dem mamaFIT-Training kennst, am besten ein, noch bevor Beschwerden entstehen.
- Solltest du Beschwerden haben, wende dich lieber früher als später an Expert*innen (z.B. Hebammen, Gynäkolog*innen, Physiotherapeut*innen.).
- Sei geduldig und gelassen mit den Veränderungen deines Körpers. Er ist nicht mehr der gleiche nach der Geburt eines Kindes und das ist völlig okay so. Das zu akzeptieren und die Veränderungen anzunehmen, darf aber natürlich auch seine Zeit brauchen. Der Austausch mit Gleichgesinnten ist Gold wert!
- Und last but not least mein wichtigster Punkt: Sei nicht dein eigenes Versuchsobjekt! Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit fordern dich körperlich, aber auch psychisch, du musst nicht mit allem allein zurechtkommen.
Ich, als schwerer Fall von „zu früh zu viel wollen“, habe auf den Rat einer Freundin gehört und mein Selbstexperiment beendet. Tipps zur Rückbildung hole ich mir nun im mamaFIT-Kurs einer lieben Kollegin, deren Blick auf meine Situation garantiert objektiver ist als mein eigener. Und ganz abgesehen davon: In der Gruppe trainiert es sich einfacher als allein!“