Milchfluss fördern: Die 10 besten Tipps von unserer Hebamme

Falls ihr nicht zu den glücklichen gehört, bei denen das Stillen von Anfang an reibungslos funktioniert, bitte gebt nicht auf. Ob bei schmerzenden Brustwarzen oder zu geringem Milchfluss – ihr könnt immer etwas tun, um eure Stillbeziehung zu verbessern. Manchmal benötigt es etwas Zeit, bis ihr euch eingegroovt habt und dann läuft es plötzlich wie am Schnürchen. Wichtig ist, dass ihr euch frühzeitig Hilfe holt, damit ihr nicht in die Situation kommt, dass euer Baby zu wenig Gewicht zunimmt, ihr zufüttern müsst (wenn ihr das eigentlich nicht wollt) und am Ende aus lauter Frust auf die Anfangsmilch umsteigt, um euer Baby satt zu bekommen. Eure Nachsorgehebamme oder eine Stillberaterin (IBCLC) kann euch gezielt Hilfestellung geben, damit es mit dem Stillen funktioniert. In diesem Blog verrät euch unsere Hebamme Katrin Ritter, was ihr tun könnt, wenn ihr zu wenig Milch habt. Also freut euch auf die 10 besten Tipps, die bei euch den Milchfluss fördern.

Was hemmt die Milchbildung & wie kann man den Milchfluss fördern?

1. Häufig stillen

Das ist zunächst einmal die wichtigste Maßnahme, denn: Häufiges Stillen fördert den Milchfluss. Allerdings sind manche Babys in den ersten Wochen solche Schlafmützen, dass sie gar nicht erst aufwachen, um ihren Hunger zu stillen. Das kann dazu führen, dass euer Baby nicht genug zunimmt und euer Milchfluss nicht genügend angeregt wird. Darum ist es sinnvoll, euer Kind mindestens alle zwei Stunden zu wecken, um es anzulegen. Wir wissen, sie schlafen so friedlich, aber es muss sein – eurer Gesundheit zuliebe. Stillt immer beide Brüste für mindestens 10 -15 Minuten.

Es ist normal, etwa 8 bis 12 Mal in 24 Stunden zu stillen. Öfter geht natürlich immer, wenn euer Baby das Bedürfnis hat. Am Anfang kann sich das Stillen auf bis zu 8 Stunden summieren, aber seid beruhigt, es wird mit der Zeit weniger.

Als Anzeichen für eine ausreichende Milchproduktion und gutes Gedeihen sollte euer Baby folgendes haben/zeigen:

  • ab Tag 3 (bis ca. 4 - 6 Wochen nach der Geburt) mind. 3x Stuhlgang in 24 Stunden
  • ab dem 4. Tag nach der Geburt mind. 4 - 6 nasse Windeln in 24 Stunden
  • erkennbares Schlucken beim Einsetzen des Milchspendereflexes
  • das Geburtsgewicht nach 10 -14 Tagen wieder erreicht
  • in den ersten 2 Monaten ca. 170-330 g pro Woche an Gewicht zugelegt
  • das Geburtsgewicht nach 3 - 4,5 Monaten verdoppelt
  • im 3. und 4. Monat 110-330g pro Woche an Gewicht zugelegt
  • aufgeweckt sein, mit gutem Muskeltonus und glatter Haut
  • eure Brust sollte sich nach dem Stillen weicher anfühlen

(Quelle: Europäisches Institut für Stillen und Laktation)

2. Milchbildung anregen: Abpumpen hilft

Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Das heißt: Wenn eure Brust merkt, dass viel Milch benötigt wird, produziert sie mehr neue Milch. Und das könnt ihr mit Hilfe einer Milchpumpe unterstützen, wenn euer Baby in der Anfangszeit etwas Unterstützung benötigt. Ideal ist eine elektrische Milchpumpe, denn sie nimmt euch die Arbeit ab. Ihr müsst diese nicht zwangsläufig kaufen, sondern könnt sie euch über ein Rezept von eurer Frauenärztin oder eurem Frauenarzt in der Apotheke leihen. Pumpt ihr nach jeder Stillsitzung auf jeder Seite noch ein bisschen ab, kann dies die Milchproduktion schnell ankurbeln. Wichtig beim Abpumpen – auch, wenn es eine etwas absurde Situation ist, bei der sich die meisten Frauen wie eine Milchkuh vorkommen: Setzt euch relaxt hin und habt Ruhe dabei. Vielleicht schaut ihr auch euer schlafendes Baby an oder hört entspannende Musik. Einigen Mamas hilft es auch, mit der einen Brust zu stillen und parallel an der anderen abzupumpen. Das ist tatsächlich am einfachsten. Zudem gibt es Milchpumpen, die direkt in euren BH stecken könnt – so ist das Ganze auch noch recht easy und leicht zu bedienen. Schaut mal, was für euch gut funktioniert. Falls ihr das Gefühl habt, es kommt keine Milch beim Abpumpen, dann sprecht einmal mit einer Hebamme/Stillberaterin. Es kann sein, dass euer Brustaufsatz die falsche Größe hat.

3. Milchfluss fördern & bitte nicht einschlafen

Manche Babys schlafen beim Stillen schon nach wenigen Schlucken ein. Kein Wunder, wenn es so kuschelig warm an Mamas Brust ist. Um das zu vermeiden, könnt ihr euer Baby vor dem Stillen bis auf die Windel ausziehen (bitte für warme Umgebung sorgen und Babys Temperatur im Blick behalten – nicht für Neugeborene! - diese kühlen zu schnell aus), es an den Füßen kitzeln oder es auch aufrecht halten, wenn ihr die Brust wechselt. Das hilft ihm, wach zu bleiben und garantiert, dass genug Milch getrunken wird, damit eure Milchproduktion irgendwann auf Hochtouren läuft und euer kleiner Schatz natürlich auch groß und stark wird.

4. Haut an Haut kuscheln

Beim Kuscheln – und gerade bei der Berührung von Haut auf Haut wird unser Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet. Das ist nicht nur toll für die Mama-Kind-Bindung, sondern kurbelt auch die Milchproduktion an. Darum: Kuschelt und tragt so oft wie möglich. Macht euren Oberkörper frei und zieht euer Baby aus. Eine Babytrage ab Geburt kann euch hier entlasten. Dann läuft es auch wortwörtlich mit der Milch.

Stillen Mutterschaft

5. Macht euch keinen Stress

Aller Anfang ist schwer – das gilt tatsächlich für die meisten Mamas auch beim Stillen. Probiert daher verschiedene Anlegetechniken, lasst euch beraten, lernt das richtige Andocken und achtet vor allem auf eines: Stresst euch nicht damit. Denn die Produktion von Stresshormonen wie Cortisol kann den Milchfluss blockieren. Schließlich bringt Stress euren Körper in einen Kampf- oder Fluchtmodus und da drosselt er alle Funktionen, die gerade nicht überlebensnotwendig für euch sind. Dazu gehört eben auch die Aktivität der Milchdrüsen. Verschiedene Anlegetechniken, die den Stillstart erleichtern findet ihr hier. Außerdem hilft euch ein ergonomisches Stillkissen wie unser Natural CurveTM Stillkissen dabei, euch auch körperlich zu entspannen. Das Baby liegt automatisch in der richtigen Position, ist gesichert gegen das Herunterrollen und Rückenschmerzen werden aufgrund der optimalen Höhe vermieden.

6. Gesund essen

Während des Stillens verbraucht ihr mehr Energie und Mikronährstoffe. Um nicht in einen Nährstoffmangel zu rutschen, ist es wichtig, nicht direkt nach der Geburt Diät zu halten, euch möglichst ausgewogen zu ernähren und auf euer Hungergefühl zu hören. Denn eine Mangelernährung kann sich auf Dauer ebenfalls negativ auf die Milchbildung auswirken. Abgesehen davon, dass euch die Energie ausgehen könnte. Welche Lebensmittel den Milchfluss anregen können und welche Gerüchte sonst noch rund um die Ernährung während der Stillzeit kursieren, erfahrt ihr hier.

7. Warme Lappen auflegen

Wärme hilft, gestaute Milch zu lösen und den Milchfluss zu fördern. Darum könnt ihr einen warmen – nicht heißen – Waschlappen vor dem Stillen auf eure Brüste legen. Von einer Wärmflasche raten wir eher ab. Ihr kommt vermutlich hormonell bedingt beim Stillen bestimmt eh schnell ins Schwitzen und wir wollen ja auch das Risiko für Verbrennungen vermeiden.

8. Notfalls erstmal zufüttern

Wenn euer Kind zu wenig an Gewicht zunimmt und ihr euch große Sorgen macht, ist das kontraproduktiv für die Milchbildung. Dann kann es – in Absprache mit eurer Hebamme oder Stillberaterin - Sinn machen, erstmal zuzufüttern. Wann genau es Sinn macht, diesen Weg zu gehen und wie ihr dabei stillfreundlich vorgeht, erfahrt ihr hier.

9. Keinen Schnuller geben

Um in den ersten Wochen eine Saugverwirrung zu vermeiden, ist es wichtig, dass ihr eurem Kind noch keinen Schnuller gebt. Startet erst mit einem Schnuller zur Beruhigung, wenn eure Stillbeziehung gut läuft und ihr genug Milch habt. Und auch dann: gebt den Schnuller immer erst nach dem Stillen.

10. Medikamente zur Milchbildung

Sicher habt ihr schon mal davon gehört, es gibt sogenannte Galaktagogen, die die Milchbildung fördern sollen. Aber Achtung: Vorher sollten auf jeden Fall die Ursachen für die geringe Milchproduktion abgeklärt werden und diese Mittel auf keinen Fall im Alleingang eingesetzt werden. In Studien wurden diese nämlich noch nicht ausreichend untersucht, so dass eine Behandlung auf jeden Fall in die Hände von Fachleuten gehört und medikamentöse Galaktogogen auf Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen stets kritisch untersucht werden sollten. .

Milchfluss fördern – zum Glück gibt es so viele Möglichkeiten

Vielleicht habt ihr euch schon in der Schwangerschaft mit dem Thema Milchfluss beschäftigt oder habt von Freund*innen gehört, dass es manchmal etwas Arbeit sein kann, ausreichend Milch für die Kleinen zu produzieren. Wir hoffen, mit diesem Blog habt ihr ausreichend Tipps an der Hand, wie ihr mit eurem Baby oder auch mit einer Milchpumpe euren Milchfluss fördern könnt und kennt auch sonst verschiedene Möglichkeiten, um nicht direkt zu verzweifeln oder gar aufzuhören zu stillen, wenn es mit der Milchproduktion und dem Stillen am Anfang nicht so funktioniert.