Das hat gerade noch gefehlt: Da hat man mit dem Stillen und dem neuen kleinen Erdbewohner schon genug zu tun, und plötzlich meldet sich auch noch der Zahn... Also ab zum Zahnarzt, der nach dem ersten Blick in den Mund direkt mit der Betäubungsspritze anrückt. Aber halt! Darf das überhaupt sein? In der Stillzeit sind Medikamente doch ein NoGo, oder? Stillexpertin Sandra hat die Antwort:
Eine zahnärztliche Behandlung in der Stillzeit ist keine Seltenheit, aber es herrscht große Verunsicherung: Ist eine Betäubung beim Zahnarzt mit dem Stillen zu vereinbaren? Oft werde ich gefragt, ob Abstillen erforderlich wäre oder ob eine Stillpause ausreicht – in Situationen, in denen ich eher eine Stillpause hinterfragen würde. Und nicht selten höre ich, dass die Mütter sogar auf eine Behandlung verzichten! Mit der Folge, dass sie Schmerzen haben und es im schlimmsten Fall sogar den Zahn kostet.
Karies ist eine Infektionskrankheit und sollte auch so behandelt werden. Bakterien sind ansteckend und gefährden somit auch das Baby. Ich empfehle also jeder Mutter zur Kontrolle oder bei Beschwerden einen Zahnarzt aufzusuchen und sich behandeln zu lassen – auch in der Stillzeit!
Wir unterscheiden hier sehr klar zwischen Schwangerschaft und Stillzeit. In der Schwangerschaft gelangt ein Medikament aus der Blutbahn der Mutter über die Plazenta und die Nabelschnur direkt in die Blutbahn des Kindes. In der Stillzeit gelangen Medikamente, die verabreicht oder eingenommen werden, in den Blutkreislauf der Mutter. Um zum gestillten Kind zu gelangen, müssen die Wirkstoffe erst einmal diesen Blutkreislauf verlassen, um dann in die Muttermilch übergehen zu können. Das ist ein großer Unterschied.
Es gibt verschiedene Wirkstoffe – manche gehen sehr gering in die Muttermilch über, andere reichern sich in der Muttermilch an. Eine Vielzahl von Medikamenten gelangt eben nur zu einem sehr geringen Anteil oder sogar gar nicht in den Blutkreislauf des Babys und ist somit auch nicht schädlich.
Zahnärztliche Betäubungen sind also generell in der Stillzeit möglich. Es gibt eine Reihe von Wirkstoffen, die zur Betäubung eingesetzt werden können. Bei ihnen ist kein erwähnenswerter Übergang in die Muttermilch zu beobachten. Auch Zusätze wie Adrenalin sind in der Stillzeit anders zu bewerten als in der Schwangerschaft und stellen überhaupt kein Problem dar. Zahnärztliche Lokalanästhetika sind in der Stillzeit in der Regel unbedenklich.
Sollte also ein Zahn drücken – geht schnell und ohne Sorge zum Zahnarzt. Keine Mutter sollte Schmerzen ertragen müssen. Heutzutage gibt es darüberhinaus auch sehr viele Schmerzmedikamente, die stillverträglich sind. Sollte ein Arzt bei der Wahl der Medikamente oder der Betäubung Bedenken haben, kann man das wunderbar nachschlagen, z.B. in „Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit“. Oder man fragt einfach bei der Embryonaltoxikologischen Beratungsstelle in Berlin nach.