Habt ihr schon einmal eine Tragehilfe ausprobiert und euch nicht wirklich wohl damit gefühlt? Weil es unbequem ist? Oder weh tut? Oder euer Rücken verspannt? Unsere Trageberaterin Mieke hat im heutigen Expertentipp des Monats eine (oder gleich mehrere) Ideen, woran das liegen könnte:
Wer kennt das nicht - kaum ist das Baby in der Trage, hagelt es von allen Seiten Tipps: „Du musst dein Baby in Kopfkusshöhe tragen!" „Die Gurte müssen alle so fest wie möglich sein." „Zieh die Gurte bloß nicht zu fest!" „Der Hüftgurt muss auf die Hüfte!" „Auf dem Rücken musst du das Kind aber hoch tragen, damit es über die Schulter gucken kann!" „Die Verbindungsschnalle muss im Nacken sein, sonst kommt man da ja nicht alleine ran!" „Du musst die Schultergurte auf dem Rücken über Kreuz tragen, das ist viel besser!"
Aber wo gehören sie denn nun eigentlich wirklich hin, diese Gurte?
Alles kann, nichts muss
Bei allen Tragehilfen lässt sich das im Grunde ganz einfach beantworten: Dahin, wo es am bequemsten ist. Alles KANN, nichts MUSS.
Die Ergobaby Tragehilfen bieten an verschiedenen Stellen Spielraum, um die individuell beste Einstellung zu finden. Der Hüftgurt der Original Babytrage ohne Lordosestütze bis 2017 war tatsächlich so konstruiert, dass er das Gewicht (wie bei einem Wanderrucksack) am besten verteilt, wenn er auf der Oberkante des Beckenkammes angelegt wird. Er sollte so fest zugezogen werden, dass er nicht verrutscht. Zu locker getragen, rutscht das Kind zu tief auf den Gurt und er kann mit der Zeit abknicken. Hier ist es also tatsächlich vorgesehen – und in den allermeisten Fällen auch am bequemsten – den Hüftgurt so zu platzieren, dass der obere Bereich des Beckengurtes auf der Oberkante der Beckenknochen aufliegt. Wird der Hüftgurt zu tief getragen, belastet dies die Beckenbodenmuskulatur.
Die Hüftgurte von Adapt, Omni 360, Original ab 2018 und 360 sind etwas anders konstruiert und ermöglichen einen größeren Spielraum bei der Positionierung des Hüftgurtes. Je höher der Hüftgurt, desto mehr Gewicht verlagert sich auf die Schultern.
Frauen mit recht frischer Kaiserschnittnarbe sollten den Hüft- bzw. Taillengurt lieber höher tragen, um nicht zu viel Druck auf die Narbe auszuüben. Ansonsten gilt: Jedes Gespann aus Baby und Tragendem hat seinen individuellen Schwerpunkt. Und der ist für diese beiden am bequemsten. Somit ist bei allen Tragepaaren die optimale Höhe des Hüftgurtes ein klein bisschen unterschiedlich. Während das Baby wächst, verändert sich zudem die optimale Position des Hüftgurtes.
Kind und Eltern sollen sich wohl fühlen
Auf dem Rücken tendieren viele Eltern dazu, ihr Kind möglichst hoch tragen zu wollen, damit es über die Schulter gucken kann. Wenn das Kind dann einschläft, legt es seinen Kopf meist auf den Halswirbeln des Tragenden ab. Und das führt bei vielen Eltern zu Verspannungen. Außerdem ist es oft auch einfach deutlich unbequemer. Und die Kinder? Die stört es in vielen Fällen gar nicht, wenn sie tiefer auf dem Rücken getragen werden – dann gucken sie eben an der Seite vorbei.
Die meisten Ergobaby Komforttragen sind nicht so konzipiert, dass ein überkreuztes Tragen bequem möglich ist. Wirklich vorgesehen ist diese Option nur bei der Adapt und der Omni 360. Hier werden die Schultergurte im Vergleich zu den anderen Tragehilfen in die andere Richtung festgezogen. Doch auch das Überkreuztragen muss nicht automatisch am bequemsten sein. Auch wenn sicherlich viele Menschen darauf schwören. Jeder sollte einfach für sich seine favorisierte Trageweise finden.
Damit sich das Gewicht optimal über die gesamten Schulterblätter verteilt, ist es wichtig, dass auch Schulter- und Verbindungsgurt optimal eingestellt sind. In der Regel ist die optimale Position des Verbindungsgurtes mittig auf den Schulterblättern. Ist der Gurt zu hoch, liegt das Gewicht des Kindes im Nacken, ist er zu tief platziert, führt es zu Verspannungen und Schmerzen im Rücken.
Je höher der Verbindungsgurt liegt, desto fester müssen außerdem die Schultergurte angezogen werden um das gleiche Gefühl an Stabilität und Festigkeit zu erfahren. Optimal ist es, wenn der Verbindungsgurt so fest oder locker angezogen ist, dass sich die Schultergurte nicht nach innen drehen. Aber auch hier muss jedes Tragepaar seine eigene perfekte Einstellung finden. Perfekt ist das, was am bequemsten für das Tragepaar ist.
Die Gurteinstellungen spielen also eine bedeutende Rolle für den Tragekomfort und bieten so viel Spielraum, dass jeder die für sich optimale Einstellung finden kann. Am besten ist es, wenn man einfach mal alles ausprobiert! Tragen soll ja schließlich Spaß machen und keine Schmerzen verursachen.