Zahnen Baby: Baby zahnt, aber kein Zahn in Sicht

Euer Baby ist schon seit Tagen unzufrieden, weint viel und kaut sabbernd alles an, was ihm in den Weg kommt? Dann ist da wohl ein Zähnchen im Anmarsch. Eine wirklich herausfordernde Zeit für euren kleinen Schatz, aber auch für euch. Denn diese Hilflosigkeit, die ihr in diesen Tagen als Elternteil durchlebt, ist einfach schrecklich. Schließlich möchtet ihr eurem Nachwuchs am liebsten die Schmerzen nehmen oder zumindest mitfühlend zur Seite stehen. Aber wie? Und überhaupt: woher wisst ihr, dass es die Zähne sind, die euer Baby gerade so quälen? Immerhin ist es ja häufig so, dass ein Baby zwar zahnt, aber kein Zahn in Sicht ist. Wir wagen zusammen mit unserer Hebamme und Trageexpertin Katrin Ritter quasi einen Blick hinter die Kulissen des Zahnens und erklären, was da überhaupt im Kiefer deines Babys los ist. Hier kommen sie also, die drängendsten Fragen (und Antworten) rund ums Thema „Zahnen Baby“.

Der Zahnungsprozess: Wenn Baby zahnt, aber kein Zahn in Sicht ist

Das Hervortreten des Zahns, auch als Zahndurchbruch bekannt, ist ein komplexer Prozess, der in allen seinen Mechanismen noch gar nicht abschließend geklärt ist. Sowohl die Milch- als auch die bleibenden Zähne werden bereits in der Schwangerschaft angelegt. Bei der Geburt sind die sogenannten Zahnkronen der Milchzähne (sichtbarer Teil der Zähne) schon fertig ausgebildet; die Wurzelbildung allerdings nimmt dann noch einige Zeit in Anspruch und ist ungefähr im Alter von 1,5 – 3 Jahren abgeschlossen.  Also insgesamt eine lange Entwicklung, die  kann auch  schon mal schmerzhaft oder zumindest unangenehm sein. Das bedeutet, wenn euer Baby alle Symptome fürs Zahnen aufzeigt (siehe unten), ihr aber vergeblich auf etwas Sichtbares im Mund wartet, können es trotzdem die Zähne sein, die euer Baby beschäftigen. Darauf folgt dann der Zahndurchbruch, der in mehreren Etappen geschieht. Das heißt, die Zähne kommen nacheinander an die Zahnfleischoberfläche. Für viele Babys (aber nicht alle!) ist dieser Schritt der schmerzhafteste.

Ab wann zahnt ein Baby?

Bereits im Mutterleib sind die Zähne im Kieferknochen angelegt. Im Schnitt brechen die ersten Milchzähne dann zwischen Babys sechstem und achtem Lebensmonat durch. Aber eben nur im Schnitt. Es ist nämlich nicht unüblich, dass das auch schon im dritten oder vierten Lebensmonat der Fall ist. Oder erst im zweiten Lebensjahr. Manchmal ist das erste Zähnchen sogar schon bei der Geburt da. Wie ihr seht, es ist wie immer sehr individuell und bei den Zahlen handelt es sich um Richtwerte. Also bloß nicht stressen lassen!

Wie viele Zähne bekommt ein Baby insgesamt?

Ein Kindergebiss besteht aus 20 Milchzähnen – zehn im Oberkiefer und zehn im Unterkiefer. Dabei handelt es sich um insgesamt acht Milchschneidezähne, vier Milcheckzähne und acht Milchbackenzähne.

In welcher Reihenfolge kommen die Zähne?

Im folgenden Schema könnt Ihr sehen, in welcher Reihenfolge die Milchzähne in der Regel durchbrechen. Wie bereits erwähnt, kann es sein, dass der Zeitpunkt variiert, nicht aber die Reihenfolge:

Zahnen Baby: Symptome – woran kann ich es erkennen?

Manche Babys fangen an, drei bis vier Tage vor dem eigentlich Zahndurchbruch quengelig und anhänglich zu werden. Andere lassen sich das Zahnen in ihrer Laune nicht anmerken. Was aber alle eint: sie nehmen in den Mund, was ihnen in die Finger kommt. Und auch auf diesen kauen die Babys gern herum und sabbern dabei, was das Zeug hält. Und dies ist ganz normal, denn euer Baby befindet sich im 1.Lebensjahr in der oralen Phase (aus der Psychologie), in der der Mund im Fokus steht. Hier wird erforscht, Lust empfunden (nuckeln, lutschen), Nahrung aufgenommen und elementare körperliche und sinnliche Bedürfnisse befriedigt. Durch diese Bedürfniserfüllung fühlt sich das Kind angenommen und kann Urvertrauen entwickeln. Es ist also von großem Wert, wenn ihr dies unterstützt und auch das Bedürfnis nach körperlicher Nähe (z.B. mit einer Babytrage) stillt. Damit euer Baby gut durch diese Phase des Entdeckens und des Zahnens kommt, ist es natürlich wichtig, zu schauen, dass euer kleiner Schatz nicht mit gefährlichen Gegenständen bzw. Substanzen in Kontakt kommt. Auch auf die Hygiene sollte geachtet werden. Es reicht aber, wenn ihr die Objekte der Begierde täglich unter fließendem Wasser reinigt.

Durch den erhöhten Speichelfluss kann es zudem auch schonmal zu Hautirritationen im Gesicht kommen. Manchmal leiden die Kleinen aber auch an erhöhter Temperatur oder Durchfall. Allerdings wird häufig gesagt, dass es hier keinen eindeutigen Zusammenhang zum Zahnen gibt, sondern einfach ein Infekt zugrunde liegt. Also ggf. bitte in eurer Kinderarztpraxis vorstellig werden. Ist euer Baby am Tag unruhig, wird vermutlich auch die Nacht entsprechend holprig sein. Darüber hinaus kann empfindliches Zahnfleisch dazu führen, dass dein Baby weniger Appetit hat und Mahlzeiten verweigert.

Wie sieht das Zahnfleisch aus, wenn Babys zahnen?

In den meisten Fällen ist das Zahnfleisch des Babys rot und geschwollen und es sind kleine Erhebungen, kleine Knospen, zu sehen. Ihr könnt mit einem sauberen Finger darüberstreichen und werdet vermutlich den harten Zahn darunter spüren können.

Wie lange zahnt ein Baby pro Zahn?

Wie immer ist das sehr individuell. Bei einigen Babys ist bereits die Wurzelbildung unangenehm, bei anderen wird es erst unangenehm beim eigentlichen Zahndurchbruch. Baby hat im Durchschnitt pro Zahn drei bis vier Tage damit zu kämpfen. Da die Zähne meist nacheinander kommen, können die Zeiträume ineinander übergehen.

Zahnen Baby: Was hilft?

Die Schmerzen werdet ihr eurem Baby nicht komplett nehmen können, aber zumindest könnt ihr sie etwas lindern. Folgende Hilfsmittel sind dafür geeignet:

  • Zahngel – In Apotheken und Drogerien gibt es kühlende Zahngels, die direkt auf die wunde Stelle im Mund aufgetragen werden. Sie sollen den Schmerz für eine knappe Stunde betäuben. Die Wirkung von Zahngels ist nicht wissenschaftlich nachgewiesen, eine kühlende Wirkung haben sie aber allemal. Bitte nur nach Anleitung und Absprache mit Arzt/Ärztin oder Hebamme nutzen.
  • Beißring – Kauspielzeuge wie Beißringe sind sehr beliebt, weil sie für Ablenkung sorgen und dein Baby sein Zahnfleisch damit massieren kann. Einige können vorab im Kühlschrank (nicht im Tiefkühler) gekühlt werden.
  • Massage – Apropos Massage. Ihr könnt das Zahnfleisch eures Nachwuchses mit einem sauberen Finger oder einem Baby-Zahnpflege-Fingerling (in Drogerien und Apotheken erhältlich) sanft massieren. Das regt die Durchblutung an und lindert so den Schmerz.
  • Trinken – Stillen oder Pre-Nahrung nach Bedarf können helfen.
  • Feuchter Waschlappen – Bietet eurem Baby einen feuchten und kühlen Waschlappen an und legt diesen auf die wunde Stelle im Mund oder lasst euer Baby daran saugen(Waschlappen aus Biobaumwolle bitte vorher ohne Waschmittel bei 90 Grad waschen). Das kühlt ebenfalls und tut gut.
  • Globuli – Fragt in der Apotheke nach bestimmten homöopathischen Mitteln wie Globuli, die speziell auf Zahnungsbeschwerden zugeschnitten sind. Bitte vorher mit eurer Hebamme besprechen.
  • Fieberzäpfchen/Schmerzmittel – Ihr habt das Gefühl, dass euer Baby gar nicht zur Ruhe kommt? Dann könnt ihr nach Rücksprache mit eurer Kinderarztpraxis auch mal ein Schmerzmittel geben (ab 4 Monaten).
  • Viel Liebe und Nähe – Euer Baby ist besonders anhänglich? Dann gebt ihm die Nähe, die es in diesen Tagen braucht. Damit ihr dabei trotzdem die Hände frei habt, seid ihr mit einer Babytrage gut beraten.

Zahnen Baby – jetzt wisst ihr, was ihr wissen müsst

Ihr seht, da ist eine Zeit lang ganz schön viel los in Babys Kiefer und Mund. Und auch wenn es keine hundertprozentige Hilfe gibt, wenn der Zahndurchbruch Baby plagt: Vielleicht konnten wir euch mit diesem Wissen in dieser kräftezehrenden Zeit ein wenig mehr Ruhe und Gelassenheit mit auf den Weg geben. Und jetzt wisst ihr auch, dass wenn euer Baby zahnt, aber kein Zahn in Sicht ist, es trotzdem die Zähne sein können, die sich da bemerkbar machen. Es dauert einfach noch ein bisschen. Seid einfach für euer Baby da, kühlt, massiert und schenkt viel Liebe. Dann fühlt es sich nicht so allein, wenn ein erster Zahn Baby quält. Übrigens: was du tun solltest, wenn die ersten Zähnchen da sind, erfährst du hier.