Mit dem Schwangerschaftstest beginnt eine aufregende und für viele auch wundervolle Zeit. In eurem Bauch wächst neues Leben heran und mit fortlaufender Schwangerschaft spürt ihr dieses kleine Etwas in euch immer mehr. Das bedeutet aber auch: mehr Gewicht, das ihr mit euch herumtragt – und das kann durchaus beschwerlich werden. Sowieso ist so eine Schwangerschaft oft auch anstrengend, da ihr ab sofort für zwei (oder mehr) Menschen Energie aufbringen müsst. Deshalb solltet ihr regelmäßig Pausen einplanen, in denen ihr neue Kraft tanken könnt. Wie wäre es da zum Beispiel mit Wellness? Eine Runde Baden in der Schwangerschaft, mit Kerzenschein und sanfter Musik? Oder lieber Sauna, Whirlpool oder sogar ein paar Bahnen schwimmen? Schließlich ist so ein bisschen Bewegung in der Schwangerschaft doch gesund.
Halt! Stopp! Mögen die einen oder anderen von euch jetzt innerlich schreien. Ist das wirklich gesund? Darf man in der Schwangerschaft baden? Und wie sieht das mit Schwimmen in der Schwangerschaft aus? Sind da nicht Bakterien in Schwimmbad, Whirlpool und Co, die euch und eurem Ungeborenen schaden können? Jein, sagt unsere Expertin und Hebamme Katrin Ritter. Grundsätzlich ist gegen Wellness in der Schwangerschaft nichts einzuwenden und Bewegung tut nicht nur Schwangeren gut. Dennoch gilt es, ein paar Dinge zu beachten, bevor ihr euch schwanger ins kühle oder heiße Nass schmeißt. Also aufgepasst:
Do’s und Don’ts beim Baden in der Schwangerschaft
Werfen wir zunächst einen Blick auf das Baden in der Schwangerschaft. Das ist für viele von euch ja die kleine Wellnessoase zuhause. Warmes Wasser, wohlriechende Badezusätze und das leichte Flackern der Kerze im Takt der sanften Chillout-Klänge aus der Musikbox… Genau so soll und darf es sein – auch oder gerade wenn ihr schwanger seid. Denn das warme Wasser lockert eure Muskeln, entlastet die Gelenke und entspannt euren Rücken.
Entscheidend ist allerdings die Wassertemperatur! Angenehme 33 bis 34 Grad sollten nicht überschritten werden. Zu warmes Wasser kann nämlich die Blutgefäße weiten, den Blutdruck sinken lassen und somit zu Kreislaufproblemen führen. Und einen Sturz in oder neben der Badewanne wollt ihr sicherlich nicht riskieren – vor allem nicht schwanger. Außerdem können höhere Wassertemperaturen auch Krampfadern verschlimmern und eure Körperkerntemperatur könnte durch ein zu langes heißes Bad ansteigen. Und das ist vor allem beim Baden in der Schwangerschaft innerhalb des ersten Trimesters riskant. Denn das Risiko einer Frühgeburt oder von Fehlbildungen des Embryos konnte in der Vergangenheit mit einer erhöhten Körperkerntemperatur der Mutter in Verbindung gebracht werden.
Baden in der Schwangerschaft – so kann´s gehen
Ein 15-minütiges Bad bei maximal 34 Grad Wassertemperatur tut vielen von euch sicher gut (gesunde Schwangerschaft vorausgesetzt) Beim Badezusatz solltet ihr auf reine ätherische Öle verzichten oder aber diese mit eurer Hebamme besprechen. Denn einige können wehenfördernd wirken. Außerdem herrscht bei Ölen gerne mal Rutschgefahr in der Badewanne. Also Obacht. Rückfettend darf der Badezusatz hingegen gerne sein, das tut eurer Haut gut.
Ein weiterer wichtiger Hinweis von uns an euch: Badet nie, wenn ihr alleine zuhause seid! Eine erwachsene Person sollte immer in Rufweite sein, damit er oder sie im Zweifel zur Hilfe eilen kann. In Griffweite habt ihr zudem bitte eine Flasche Wasser. Denn trinken ist immer und auch gerade beim Baden in der Schwangerschaft wichtig!
Schwimmen in der Schwangerschaft – Wellnessprogramm mit Langzeitwirkung
Während in der heimischen Badewanne der entspannende Wellnessfaktor im Mittelpunkt steht, gilt es beim Schwimmen im Schwimmbad, die Schwerelosigkeit eures Körpers auszunutzen und euch gelenkschonend zu bewegen. Denn Bewegung tut gut. Und zwar von der Frühschwangerschaft bis hin zur Entbindung (mit einigen Ausnahmen, aber dazu später mehr). Vor allem im dritten Trimester atmet einfach alles in euch auf, wenn ihr euch ins Wasser gleiten lasst. Das mittlerweile beachtliche Zusatzgewicht wird von eurem Rücken und euren Gelenken genommen und ihr fühlt euch leicht wie eine Feder. Lasst euch treiben und entspannt, aber schwimmt auch gerne noch die eine oder andere Bahn – je nachdem, wie ihr euch fühlt. Hört unbedingt auf euren Körper, der teilt euch mit, was noch geht und was ihr lieber sein lassen solltet.
Schwimmen in der Schwangerschaft – das ist zu beachten
Grundsätzlich ist Schwimmen in der Schwangerschaft eine super Sache und führt bei einer normal verlaufenden Schwangerschaft auch nicht zu vorzeitigen Wehen, wie manche Leute behaupten. Im Gegenteil, in vielen Fällen sinkt das Frühgeburtsrisiko sogar, sagt auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Zudem verbessert ihr eure Ausdauer und auch eure Fähigkeit euch von Anstrengungen zu erholen. Klingt ziemlich ideal für das, was euch während der Schwangerschaft, der Geburt und auch danach noch bevorsteht, nicht wahr? Zieht ihr regelmäßig eure Bahnen, könnt ihr auch möglichen Bandscheibenproblemen vorbeugen und Wassereinlagerungen reduzieren. Und weil euer Gehirn ordentlich mit Sauerstoff versorgt wird, hält euch das Schwimmtraining auch geistig fit. Weil ihr als Schwangere schneller schwitzt , bietet das Wasser zudem eine willkommene Abkühlung. Und zu guter Letzt wird euer Darm durch die sanfte Bewegung auch ein bisschen in Schwung gebracht. Während der Schwangerschaft wird der nämlich gerne mal etwas träger.
Do’s und Don’ts beim Schwimmen in der Schwangerschaft
Beim Schwimmen ist es übrigens völlig egal, wie ihr euch im Wasser bewegt. Ob Bauch- oder Rückenschwimmen, Aquagymnastik oder langsames Aquaspinning – macht das, was euch gut tut. Nur auf Sprünge ins Wasser solltet ihr bitte verzichten. Denn mit jeder Woche, die ihr schwanger seid, liegt der Schwerpunkt mehr auf eurem Bauch. Landet ihr also mit dem Bauch zuerst im Wasser, könnten ihr euch und euer Ungeborenes verletzen.
Trainiert oder untrainiert – bis zu dreimal die Woche könnt ihr gerne für 10 bis 30 Minuten schwimmen gehen. Dabei geht es selbstverständlich nicht darum, Höchstleistungen zu erbringen. Im Gegenteil, euer Puls sollte im moderaten aeroben Bereich bleiben, das heißt so zwischen 100 und 135 Schlägen pro Minute. Allerdings ist das abhängig von eurem “Trainingszustand”. Sprecht das also gerne mit eurer Hebamme oder eurem Frauenarzt bzw. eurer -ärztin ab. So lange ihr jedoch gemächlich ein paar Bahnen zieht, sollte normalerweise alles unkritisch sein. Fühlt ihr euch aus welchen Gründen auch immer plötzlich komisch, macht unbedingt eine Pause und wendet euch an das Personal im Schwimmbad. Sicher ist sicher.
Apropos Pause: 24 Stunden sollten etwa zwischen euren Badeeinheiten liegen. Eure Bänder und Muskeln sind nämlich durch das Schwangerschaftshormon Relaxin lockerer als sonst, so dass sogar beim Schwimmen Verletzungen drohen, wenn ihr nicht ausreichend regeneriert.
Um irgendwelche Bakterien in öffentlichen Bädern müsst ihr euch übrigens keine Gedanken machen. Das Wasser wird gründlich gereinigt und überwacht und das Chlor darin wirkt gegen eine Verkeimung. Nur wenn ihr irgendwo seid, wo es wirklich sehr, sehr stark nach Chlor riecht, ist das oft ein Zeichen für verschmutztes Wasser. Dort solltet ihr grundsätzlich eher auf das Schwimmen verzichten.
Schwangerenschwimmen und -baden in Einzelfällen verboten
Wie bei allen Themen in der Schwangerschaft, gibt es auch beim Schwimmen und Baden in der Schwangerschaft ein paar Situationen, in denen ihr darauf verzichten solltet. Das gilt in Einzelfällen auch für Bewegung allgemein. Allerdings sprecht ihr das bitte immer mit eurer Hebamme und eurer Frauenärztin, eurem Frauenarzt ab. Die wissen am besten, was in jedem individuellen Fall das Richtige ist.
Schwimmen und Baden in der Schwangerschaft ist tabu bei, z.B.:
- Blutungen
- vorzeitigen Wehen
- Risikoschwangerschaften
- Übelkeit
- Schwindel
Do’s und Don’ts in Naturgewässern, Therme und Whirlpool
Während das Plantschen in der heimischen Badewanne oder im öffentlichen Schwimmbecken eher keinen Grund zur Sorge liefert, kann das bei Seen, Flüssen, in der Therme und im Whirlpool schon anders aussehen. Beziehungsweise lohnt sich hier ein genauerer Blick auf die jeweilige Situation.
Schwimmen in Seen, Flüssen und Meeren
Liegt für das Naturgewässer eine Badeerlaubnis vor und ist die Wasserqualität zu dem Zeitpunkt eures Vorhabens sehr gut, könnt ihr sicher plantschen gehen. Im Sommer können sich in stehenden Gewässern – und auch in der Ostsee mit ihrem geringen Salzgehalt – bei anhaltenden Wassertemperaturen über 20 Grad Blaualgen, E.Coli- oder Vibrionen-Bakterien vermehren. Eine Infektion mit letzteren kann beispielsweise zu Durchfall, Schüttelfrost und Fieber und bei immungeschwächten Personen sogar zu einer Sepsis führen. Informiert euch also immer vorab über mögliche Badewarnungen und nehmt diese ernst.
Auch in Naturgewässern solltet ihr niemals alleine schwanger schwimmen gehen, sondern immer eine erwachsene Person an eurer Seite haben, die euch im Notfall helfen kann. Achtet vor allem in Flüssen und Meeren auf Gefahren und Strömungen, insbesondere gefährliche Unterströmungen. Als Schwangere müsst ihr trotz des vermeintlich schwerelosen Zustands im Wasser durch den Babybauch nämlich noch zusätzliches Gewicht durch das Wasser bewegen. Einer Strömung, die euch vom Ufer wegzieht, sollte darum besondere Beachtung geschenkt werden.
Baden in Whirlpools
Bakterien und Pilze tummeln sich gerne in Whirlpools, da diese mit warmem Wasser befüllt sind und sie sich darin schnell vermehren können. Das Wasser selbst wird zudem auch seltener gewechselt. Weil bei Schwangeren die lokale Immunabwehr der Vaginalflora durch Schwangerschaftshormone geschwächt ist, kann das Baden im Whirlpool zu einer Pilzinfektion führen. Und diese sollten Schwangere vor allem in ihrem ersten Trimester dringend vermeiden. Deswegen hier eher ein Don´t für eure Liste.
Schwanger in die Therme
Wie wir bereits beim Thema Baden in der Schwangerschaft gelernt haben, ist alles, was den Kreislauf beeinträchtigen kann oder mit hohen Temperaturen zu tun hat, mit Vorsicht zu genießen. So auch die Therme. Grundsätzlich ist ein Thermenbesuch allerdings kein Problem, so lange ihr zu große Temperaturwechsel vermeidet und nur kurz im Wasser bleibt.
Bei den Saunen ist beispielsweise die finnische Sauna mit 90 Grad für Schwangere tabu. Besser: die Biosauna oder das Vivarium, aber nur wenn ihr auch vorher schon Saunagängerinnen wart. Das Kältebecken solltet ihr ebenfalls links liegen lassen, dafür nach dem Saunagang lieber zunächst Füße und Hände, dann Beine und Arme mit dem Schlauch abkühlen. Zum Schluss dann Rücken und Bauch. Und keine Angst, euer Baby wird davon nichts mitbekommen, also nicht frieren. Denn durch Bauchdecke, Gebärmutter und Fruchtwasser ist der kleine Wurm perfekt geschützt.
Zwischen den einzelnen Wärme- oder Kälteeinheiten solltet ihr ausreichend Pausen einlegen. Lasst es langsam und ruhig angehen, um euren Kreislauf und Körper zu schonen.
Schwimmen und Baden in der Schwangerschaft sind Wellness pur!
Juchhuu, allen Unsicherheiten und dem einen oder anderen Schwangerschaftsmythos zum Trotz dürft ihr das Schwimmen und Baden in der Schwangerschaft voll und ganz genießen. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen. Das meiste davon erklärt sich aber auch von selbst, nicht wahr? Und übrigens, solltet ihr irgendwann, irgendwo gehört oder gelesen haben, dass ihr beim Schwimmen oder Baden in der Schwangerschaft spezielle Schwimmtampons nutzen oder, noch schlimmer, diese vorher in Öl oder Joghurt tauchen sollt: Tut es nicht! Das ist Quatsch, denn ihr habt bereits einen natürlichen Tampon in euch. Nämlich den Schleimpfropf, den Drüsen am Gebärmutterhals zu Beginn der Schwangerschaft bilden. Er verschließt den Muttermund und dient als natürliche Schutzbarriere für Keime, die so nicht in die Gebärmutter gelangen können. Ihr seht, Mutter Natur hat schon für alles gesorgt. Und ganz wichtig: Fragt bei allen Unsicherheiten und gesundheitlichen Einschränkungen eure Hebamme oder gynäkologische Praxis um Rat! Und nun dürft ihr einfach nur genießen – und zwar eure kleine, schwerelose Auszeit in Badewanne, Schwimmbad oder See.