Baby-Handling, Teil 1: Wie bewege und halte ich mein Kind in den ersten Monaten?

Wenn Frauen und Männer zum ersten Mal Eltern werden, ist alles ganz neu und faszinierend. Aber alles, was neu ist, bringt auch Unsicherheiten mit sich. Vor allem, wenn man plötzlich so einen kleinen, hilflosen Säugling vor sich hat. Viele junge Eltern, und vor allem frisch gebackene Väter, sind häufig sehr zögerlich und vorsichtig im Umgang mit einem Neugeborenen. Dabei darf und soll gerne beherzt, sicher und vor allem bewusst zugegriffen werden, sagt unsere Trageexpertin und Hebamme Katrin. Denn Babys mögen Berührungen. Im ersten Teil ihres Expertentipps zum korrekten Baby-Handling verrät sie heute, warum es so wichtig ist, sich ganz bewusst mit den Bewegungsabläufen eures Babys auseinanderzusetzen.

Während der Schwangerschaft befand sich das Baby im Fruchtwasser und in der Gebärmutter. Jetzt, nach der Geburt, muss es sich erst einmal an die Schwerkraft gewöhnen. Die differenzierten Bewegungen fallen ihm schwerer und es braucht Hilfe und Unterstützung von außen, also von euch. Jede Bewegung, ob auf einer Unterlage liegend, auf dem Arm oder in einer Tragehilfe, gibt dem Baby einen neuen Reiz zum Lernen, zum Erfahren und zum Verbinden mit der Außenwelt.

Was bedeutet das nun konkret für euch Eltern im Umgang mit eurem Kind? Wie könnt ihr euer Baby in seiner Entwicklung fördern, ohne es zu überfordern?

Achtsam unterstützen

Zuallererst ist es wichtig, dass ihr euch bei jedem Handgriff grundsätzlich überlegt, wie ihr selbst eine bestimmte Bewegung ausführen würdet. Und zeitgleich solltet ihr euch auch fragen, was euer Baby in einer bestimmten Situation selber tun würde, wenn es dazu alleine in der Lage wäre. Dieses Denken sensibilisiert euch schon mal grundlegend für Bewegungsabläufe und führt zu einem achtsamen Umgang mit eurem kleinen Schatz.

Euer Handeln und eure Unterstützung helfen eurem Baby so lange, bis es diese Schritte eigenständig durchführen kann. Ihr bietet eurem Baby damit jedes Mal die Gelegenheit neue Lernerfahrungen zu sammeln. Mit jeder neuen Herausforderung und jedem Erfolgserlebnis wird euer Kind mutiger. Ihr motiviert es somit, auch bei Rückschlägen wieder aufzustehen und es immer und immer wieder zu versuchen. Dabei differenziert und verbessert es einzelne Bewegungsabläufe stetig.

Grundsätzlich gilt: Je kleiner das Baby ist, desto mehr Unterstützung und Nähe braucht es von außen. Seine Bewegungen sollen so natürlich wie möglich unterstützt werden, ohne diese vollständig zu übernehmen. Denn auch Babys können schon sehr viel allein. Durch eine enge Bindung zu den Eltern und vor allem auch aus einer Tragehilfe heraus, entdeckt es die Welt in Bewegung – und das jeden Tag aufs Neue.

Tipps für ein korrektes Baby-Handling

Wie also findest du heraus, wie du dein Baby am besten unterstützen kannst?

Gib ihm zunächst grundsätzlich die Chance, jede Bewegung mitzumachen und unterstütze es bei selbstkontrollierten Bewegungen. Achte zudem darauf, wie du dein Baby bewegst und überlege dir, was du anders machen könntest, damit du seine Eigenständigkeit förderst und nicht seine Anspannung erhöhst. Achte auch auf Abwehrzeichen, z.B. wenn dein Baby die Arme nach oben schlägt, es weint, die Muskulatur anspannt, sich steif macht oder sich überstreckt.

Und mache dir klar, dass dein Baby andere Proportionen hat als du: Nach der Geburt wirkt der Rücken deines Babys zunächst leicht gerundet. Es hat Schwierigkeiten auf der geraden Unterlage stabil zu liegen, da auch seine Beine so geformt sind, dass sie nur punktuell die Fläche berühren können. Der Kopf ist so groß wie sein Brustkorb, das Becken fast halb so groß wie der Kopf und die Arme so kurz, dass sie nicht über die Mitte seines Körpers reichen. All das bedeutet für dein Baby, dass es anfangs große Mühe hat, den Körper in der Schwerkraft auszubalancieren. An Entspannung und Ruhe ist hier so gar nicht zu denken – solange es keine Unterstützung von außen erfährt.

Damit dein Baby trotzdem entspannen kann, kannst du Folgendes tun:

Beim Schlafen

In der Rückenlage bietet ein kleines Kissen oder eine Handtuchrolle unter den Beinen Halt und mehr Stabilität. Das Baby kann die Beine entspannt ablegen. Zusätzlich kann als Beruhigungshilfe für unruhige Phasen eine Puckhilfe nützlich sein. Im Bettchen liegend aber bitte darauf achten, dass das Baby nicht auf die Seite oder den Bauch rollen kann.

Beim Ablegen/Aufnehmen

Ist das Baby auf deinem Arm eingeschlafen, ist es normalerweise schwierig, es ohne Aufwachen ins Bettchen zu legen. Aber es gibt einen Trick: Nimm dein Baby nicht unter den Armen und lege es einfach ab. Es erschrickt nur, nimmt die Arme hoch und weiß gar nicht, was mit ihm passiert.
Versuche es daher so hinzulegen, wie du dich selbst hinlegen würdest: Stütze dein Baby an Oberkörper und Becken, so dass es leicht nach vorn gebeugt ist, lass es zunächst mit Füßen und Beinen die Matratze berühren, setze dann dein Baby auf den Po. Lege es abgestützt zuerst auf eine Körperseite, damit es zuallerletzt seinen schweren Kopf ablegen kann.

Dein Baby kann diese Bewegung leichter verstehen und nachvollziehen und fühlt sich im Raum orientierter. Dieses Ablegen ist auch im wachen Zustand empfehlenswert. Übrigens: das Aufnehmen erfolgt in gleicher Weise nur in umgekehrter Reihenfolge.

Handling 2

Beim Wickeln

Von früher kennt man üblicherweise noch den klassischen Handgriff: die Beine nach oben ziehen, um dann die Windel zu entfernen. Diese Bewegung würde das Kind aber erst dann selbständig ausführen, wenn es eine Kerze machen könnte. Diese Position schränkt allerdings sämtliche innere Prozesse wie Verdauung und Atmung ein und führt zu Anspannung.

Daher besser: Wickeln über die Seitenlage! Du öffnest in Rückenlage die Windel und reinigst das Genital, dann unterstützt du das Baby dabei, in die Seitenlage zu kommen, um die Windel entfernen zu können. Der restliche Po wird gesäubert. Dann wird in gleicher Position eine neue Windel aufgeschlagen, an den Po gelegt und das Kind unterstützt, sich zurückzudrehen. So landet es in der geöffneten Windel, die nun verschlossen werden kann. Dieser Bewegungsablauf übt gleichzeitig die spätere Drehbewegung von der Rücken- in die Bauchlage und zurück.

All das hört sich tatsächlich erst einmal ungewohnt an. Aber: je häufiger du das auf diese Art und Weise machst, desto schneller verinnerlichst du diese Handgriffe und sie werden zur Routine. Wie du dein Baby unterstützend und achtsam anziehst, es beim Drehen unterstützt und eine gute Schlafumgebung schaffst, erfährst du schon bald in unserem zweiten Teil zum korrekten Baby-Handling.

Quelle: Ausführliche Informationen und Bilder zu diesem Thema: Baby in Balance, Hartz, Kienzle-Müller, Höwer, GU-Verlag, 2012