Stilltipp: Was ist eigentlich eine Relaktation?

Das Stillen ist ein großes Thema für jede Mutter. Egal, ob es das erste, zweite oder dritte Kind ist. Wirklich problemlos läuft es wohl bei den wenigsten ab. Aber wusstet ihr, dass sogar jemand, der selbst gar nicht schwanger ist, die Milchbildung anregen kann? Zum Beispiel für ein Adoptivkind? Das geht mit einer Relaktation. Was genau das ist und in welchen Situationen diese spannende Methode noch angewendet werden kann, verrät euch unsere Still-Expertin Sandra im heutigen Expertentipp.

Manchmal stillen Mütter aufgrund von Stillproblemen, Erkrankungen oder einer vorübergehend erforderlichen Trennung vom Kind ab und trauern im Nachhinein der Stillbeziehung nach. Jede Frau darf absolut für sich entscheiden, ob sie stillen möchte oder ob für sie Gründe dagegen sprechen. Manchmal entscheidet sich eine Mutter erst nach ein paar Tagen dazu, ihr Kind nicht zu stillen. Das ist absolut okay und nicht entscheidend dafür, ob man eine gute Mutter ist.

Wenn Mütter aus persönlichen oder gesundheitlichen Gründen nach der Geburt nicht stillen, ist das keine Entscheidung für immer. Sollte sich die Mutter doch noch umentscheiden und den Wunsch verspüren, ihr Baby zu stillen, dann gibt es die Möglichkeit der Relaktation. Aber was genau ist das eigentlich und wie funktioniert diese Methode? Vorweg: Unser Körper ist fantastisch, wenn man bedenkt, was er so alles schafft und kann!

Gründe für eine Relaktation

Dass Stillen für Mutter und Kind gesund ist und das Immunsystem vom Baby stärkt, wissen die Mütter in der Regel. Deshalb ist das auch oft einer der Gründe, sich für eine Relaktation zu entscheiden. Aber es gibt noch mehr: persönliche, gesundheitliche Umstände oder sogar ein Adoptivkind können der Grund einer Relaktation sein.

Nicht für jede Mutter ist das Stillen eine schöne Situation. Manche haben Angst, Schmerzen oder Hemmungen. Aber nicht selten möchten die Mütter diese dann nach ein paar Tagen doch überwinden und anfangen zu stillen. Wenn der Körper aus gesundheitlichen Gründen zu wenig Milch produziert, die Geburt oder das Wochenbett sehr anstrengend waren, kann oder möchte eine Mutter vielleicht nicht direkt stillen bzw. voll stillen.

Die Methode der Relaktation

Beim Adoptivstillen wird häufig schon längere Zeit bevor das Baby in die Familie kommt Unterstützung gesucht. Wir sprechen dann von einer induzierten Laktation statt von einer Relaktation. Das bedeutet, die Adoptivmutter war noch nie schwanger und kann dennoch den Körper in eine Milchbildung bringen und ihr Baby stillen. Wie das funktioniert? Der Prolaktinspiegel im Blut muss für die Milchbildung erhöht werden. Eine Stimulation der Brust und Brustwarzen mehrmals am Tag über einen Zeitraum von je 10 bis maximal 30 Minuten ist dafür notwendig. Massagen und natürlich die Saugbewegung mit Hilfe einer Pumpe sind nicht nur hilfreich, sondern ebenfalls essentiell. Zusätzlich ist auch jeder Brustkontakt mit dem Baby eine große Hilfe. Die Mutter benötigt darüberhinaus zuhause gute Unterstützung im Haushalt, im Beruf und bei der Betreuung weiterer Kinder sowie eine ganze Menge Geduld. Bis der Milchfluss in Gang kommt, dauert es in manchen Fällen mehrere Wochen.

Es besteht immer das Risiko, dass eine Mutter alles tut, um die Milch in den Fluss zu bekommen, die Milchproduktion dann aber doch nicht ausreicht, um das Baby voll zu stillen. In solchen Fällen wird die Mutter weiterhin Kunstnahrung beifüttern müssen.

Darüberhinaus lassen sich manche Babys auch nur schwer bis gar nicht an die Brust gewöhnen. In diesen seltenen Fällen kann die Mutter ihre eigene Muttermilch mit der Flasche füttern.

Hat die Frau schon mal ein Kind gestillt – in der Vergangenheit oder in der aktuellen Situation – stehen die Chancen, dass es zu einer ausreichenden Milchbildung kommt, sehr gut. Schwieriger, aber nicht hoffnungslos ist es, wenn die Mutter noch nie gestillt und noch keine Geburt erlebt hat.

Unterstützende Maßnahmen für eine Relaktation

Je dichter der Zeitpunkt einer Relaktation an der Geburt liegt, um so einfacher wird es sein, da der Prolaktinspiegel nach der Geburt ohnehin sehr hoch ist. Wirklich unterstützend wirkt aber der Haut-Körperkontakt. Es ist zu empfehlen, dass die Mutter sich Hilfe organisiert – idealerweise eine Stillberaterin – und mit Ihrer Hebamme über den Stillwunsch spricht. Gemeinsam wird man das Vorgehen besprechen und die Mutter mit milchbildenden Präparaten und entsprechender Ernährung unterstützen.

Eine Relaktation ist eine große Herausforderung und eine enorme Belastung für die Mutter, aber wunderschön, wenn Erfolge zu sehen sind. Rückschritte gehören dazu. Es ist aber einfacher damit klar zukommen, wenn man darauf vorbereitet ist. Es wird Momente geben, in denen man alles hinschmeißen möchte und zur Flasche greift. Zuhören, trösten und Motivation helfen, um dieses Tief zu überwinden.

Hat die Mutter bei der Relaktation nur kleine Erfolge erzielt, wird sie wahrscheinlich sehr stolz und glücklich sein. Wenn die Versuche ins Leere laufen und die Mutter schließlich aufgibt, kann sie stolz darauf sein, es versucht und dabei alle Kraft in die Milchbildung gesteckt zu haben, damit sie ihr Kind stillen kann.

Hier noch ein paar nützliche Tipps für die Unterstützung während einer Relaktation:

  • Babytrage und Tragetuch für ganz viel Haut-Körperkontakt.
  • Stillfreundliche Kleidung, um immer schnell an die Brust zu kommen.
  • Familienbett, um direkt neben dem Baby schlafen zu können.
  • Stillkissen
  • Eine Milchpumpe mit Doppelpumpset (gibt es in der Apotheke auf Rezept)
  • Brustwarzencremes für beanspruchte Brustwarzen

https://youtu.be/_j1oXTCFBcs