Es ist eine Alltagssituation, die wohl die meisten von euch kennen: das Baby wird in die Autobabyschale gesetzt, diese zum Auto gehievt, dort sicher befestigt und schon geht die Fahrt zum Arzt, zu den Großeltern oder zu Freunden und Bekannten los. Ja, so eine Babyschale ist schon was Feines, schließlich ermöglicht sie, dass das Baby sicher und geborgen ganz alleine im Auto mitfahren kann. Und schläft es dabei mal ein, wird die Schale ganz einfach aus dem Auto genommen und der Nachwuchs kann friedlich weiterschlummern. Und genau da kommen wir zur eigentlichen Krux dieser tollen Erfindung. Denn MAL ist das ja okay, doch leider kommt es immer häufiger vor, dass Eltern ihr Neugeborenes oder auch älteres Baby über längere Zeit auch außerhalb des Autos darin herumtragen. Und das ist weder für den Tragenden noch für das Baby gut. Warum das so ist, erklärt euch heute unsere Trageexpertin Katrin.
Der ADAC schreibt in seiner Broschüre „Sicher im Auto – Mit dem Baby unterwegs“:
Eine Babyschale ist ein hochentwickeltes technisches Gerät, das ausschließlich zur Sicherung im Auto bestimmt ist. Anderweitige Nutzungen außerhalb des Autos, vor allem bei Neugeborenen innerhalb der ersten Lebensmonate, sind unbedingt zu vermeiden. Außerhalb des Autos gehören Babys in einen Kinderwagen oder in ein Tragetuch. Dieser Hinweis steht dort nicht umsonst. Denn leider werden Neugeborene und ältere Babys häufig auch in Autoschalen transportiert, wenn dies gar nicht notwendig ist. Und das kann Folgen haben: Zum einen für das Baby, da es als Tragling anatomisch eigentlich dafür vorgesehen ist, am elterlichen Körper getragen zu werden. Zum anderen ist aber auch das Herausnehmen der Babyschale aus dem Auto und das Tragen dieses meist 4 kg schweren Kindersitzes zusammen mit dem kindlichen Gewicht eine extreme Schlepperei für den Tragenden. Nicht selten übernimmt das nämlich die Mutter. Und wie ich erst vor Kurzem in einem Expertentipp erklärt habe, sollte frau nach der Geburt beim Tragen besonders vorsichtig sein und auf einige Dinge achten.
Das Tragen in einer Babyschale belastet Mutter und Kind
Das schwere, nicht körpernahe und einseitige Tragen der Babyschale – inklusive Baby – widerspricht aber genau diesem Hinweis. Es belastet den mütterlichen Beckenboden, die Hand, den Arm und die Schulter massiv, klemmt beim Tragen in der Armbeuge womöglich die Blutzufuhr ab, führt zu Hautreizungen, einer ungünstigen Ausgleichshaltung (schiefe Wirbelsäule), Haltungsschäden, Schmerzen, Bandscheibenvorfällen und Verspannungen.
Und auch auf das Kind kann sich das häufige Tragen in der Babyschale negativ auswirken, denn es weiß gar nicht, was mit ihm geschieht: Da die Schale für die Mutter viel zu schwer ist und sie beim Gehen regelmäßig mit ihrem Bein dagegen stößt, wird das Kind hin und her geschüttelt. Der große, schwere Babykopf hat keinerlei Halt und ist jeder Erschütterung direkt ausgesetzt. Das Baby ist quasi in einer ausweglosen Situation, es hat keinen Blick- und erst recht keinen Körperkontakt zu den Eltern und die Welt um ihn oder sie herum schwankt. Wenn man nun bedenkt, dass Neugeborene ein sehr begrenztes Sichtfeld haben und nur über etwa 4% der Sehschärfe eines Erwachsenen verfügen, sind sie dieser unsicheren Situation allein ausgeliefert. Zudem ist das Liegen auf dem Rücken in einer Babyschale für Neugeborene und kleine Babys sehr schwierig, da die ganze Haltung instabil und asymmetrisch ist. Bei langem Gebrauch kann es daher durch die eingeschränkte Bewegung zu einer erheblichen Belastung der Wirbelsäule oder einer Beeinträchtigung der Muskulatur kommen. Auch die Tatsache, dass in dieser Zwangshaltung oft das Kinn in Richtung Brust gedrückt wird, kann zusätzlich die Atmung beeinträchtigen.
Für Neugeborene und Babys ist daher der Transport in Babyschalen außerhalb des Autos völlig ungeeignet, kann unter Umständen sogar gesundheitsschädigend sein und die Entwicklung massiv beeinträchtigen. Meine Empfehlung lautet daher ganz klar: Tragt euer Neugeborenes oder euer Baby außerhalb des Autos in einer passenden ergonomischen Babytrage oder einem Tragetuch. Solltet ihr nur ganz kurze Wege zurücklegen und das schlafende Baby nicht wecken bzw. herausnehmen wollen, so könntet ihr die Schale als kurzzeitige Alternative auf einen Buggy oder ein Kinderwagengestell mit passendem Adapter setzen. Aber denkt daran: das darf absolut keine Dauerlösung sein.