Stilltipp: Wann und wie oft soll ich eigentlich stillen?

Erst letzte Woche hat sich unsere Haus- und Hof-Stillberaterin Sandra in unserer Rubrik „Das sind wir“ vorgestellt. Und jetzt, da die Erinnerung an sie noch so schön frisch ist, meldet sie sich gleich mit einem neuen Expertentipp des Monats zu Wort. In ihrem aktuellen Stilltipp verrät sie euch, wann und wie oft ihr eigentlich stillen solltet.

Mutter und Kind sollten immer ihren eigenen Still-Rhythmus finden. Und zwar angepasst an ihre eigenen Bedürfnisse. Gerade in den ersten Tagen nach der Geburt ist häufiges Anlegen ohne einen erkenntlichen Rhythmus völlig normal. Ja, sogar wichtig, weil damit die Milchbildung angeregt wird. Empfohlen wird in der ersten Woche nach der Geburt ein maximaler Still-Abstand von drei Stunden. Eventuell muss dafür das Neugeborene sogar mal sanft geweckt werden. Danach ist der Rhythmus individuell.

Ideal ist es, wenn das Baby zu Beginn mindestens sieben bis zwölf Mal in 24 Stunden an der Brust trinkt. Wir sollten nicht vergessen, dass der Magen eines Neugeborenen sehr klein ist. Am ersten Lebenstag passt gerade einmal eine murmelgroße Menge hinein. Nach etwa einem Monat hat er dann ein Fassungsvermögen von 80 bis 100 ml. Und Muttermilch ist leicht verdaulich. Wenn wir das bedenken, ist es nur logisch, dass Babys sehr oft trinken wollen.

Dass jedes Mutter-Baby-Gespann seinen eigenen Still-Rhythmus finden muss, liegt auch daran, dass jede Mutter unterschiedlich viel Milch produziert. Darüber hinaus produzieren auch die beiden Brüste einer Frau unterschiedliche Milchmengen: die eine Seite mehr als die andere. Und deswegen können wir auch keine grundsätzliche Empfehlung darüber aussprechen, wie oft und wie lange ein Baby trinken will. Wir sollten uns einfach auf unseren Nachwuchs und seine Bedürfnisse verlassen.

Und weil sich im Laufe des Tages die Milchmenge ebenfalls verändert, ist es auch völlig normal, dass sich manche Babys nachts und am Vormittag mehr Milch holen und dann eine längere Stillpause einlegen als am Nachmittag. Denn dann nimmt die Milch in den Brüsten allmählich wieder ab. Dadurch kann es spätnachmittags oder abends auch zum so genannten „Clusterfeeding“ kommen. Die Kinder trinken mehrmals in einer Stunde oder bleiben sogar einfach über mehrere Stunden an der Brust. Damit fordern sie mehr Milch und regen deren Produktion an.

Und noch etwas: Ein Stillabstand von zwei bis vier Stunden ist bei einem Stillkind völlig normal. Bei Entwicklungsschüben fordern die Babys eben mehr Stillzeiten ein. Somit sind auch kürzere Abstände vollkommen üblich.

Also ihr seht, vom 4-Stunden-Rhythmus sind Babys meist weit entfernt. Es geht um Nahrung und darum, die Bedürfnisse eures Babys zu stillen. Und da ist alles „normal“. Eure Hebamme oder eine Still-Laktationsberaterin kann Euch dabei unterstützen, euren eigenen, an eure Bedürfnisse angepassten Still-Rhythmus zu finden.

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