Erste Hilfe für Baby und Säuglinge: Was tun bei Kopfverletzung, Fieberkrampf oder Verschlucken?

Erste hilfe für baby und säuglinge

Es sind echte Horrormomente für junge Mütter und Väter: Das Baby stürzt vom Wickeltisch, es fällt beim Hochziehen mit dem Kinn auf die Tischkante, verschluckt sich an einem Stück Obst oder wurde von einer Biene oder Wespe gestochen. Situationen wie diese wünscht sich niemand, aber – das gehört auch zur Wahrheit dazu – sie passieren im Alltag mit Baby. Denn unsere Kleinen sind evolutionsbedingt neugierig und wollen die Welt

entdecken. Zudem können sie die Gefahren nicht einschätzen und haben noch keine Erfahrungen sammeln können. Und da Unfälle so gut wie fast jedem von euch da draußen passieren, ist es wichtig zu unterscheiden, wann ein Baby oder Kleinkind “nur” Trost und wann es wirklich schnelle und medizinische Hilfe benötigt.

Eines steht aber fest: Gut, wer in diesen Momenten Ruhe und einen kühlen Kopf bewahren kann. Denn so könnt ihr eurem Nachwuchs Ruhe und Sicherheit vermitteln und ggf. notwendige Hilfe sofort einleiten. Und das schafft ihr in erster Linie dann kompetent und zielgerichtet, wenn ihr bereits einen “Erste Hilfe für Baby und Säuglinge”-Kurs absolviert habt. Denn dann habt ihr immerhin schon mal in der Theorie all diese Momente durchgespielt und wisst hoffentlich zumindest theoretisch, was zu tun ist.

Und im Zweifelsfall gilt immer: Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig den Rettungsdienst unter der 112 rufen.

Den Rettungsdienst rufen

Unter der Telefonnummer 112 erreichst du den Rettungsdienst, der dir immer mit Rat und Tat zur Seite steht. Folgende Informationen sind wichtig:

  • WER ruft an?
  • WAS ist passiert?
  • WO wird Hilfe benötigt?
  • WER ist betroffen? Wie viele Kinder sind betroffen und wie alt sind diese?
  • WELCHE Verletzungen?

Unbedingt auf Rückfragen warten und nicht auflegen. Und ganz wichtig: Im Notfall bekommt ihr hier auch eine telefonische Anleitung, was ihr tun müsst, bis der Rettungsdienst eingetroffen ist.

Erste Hilfe für Baby und Säuglinge ist einfach wichtig. Um das jedem und jeder von euch da draußen regelmäßig bewusst zu machen und euch daran zu erinnern, dass ihr mal nach einem Erste Hilfe-Kurs für Babys und Kleinkinder in eurer Region schaut, gibt es jedes Jahr den Welt-Erste-Hilfe-Tag. Und weil der immer am zweiten Samstag im September stattfindet, möchten wir euch heute gemeinsam mit den ExpertInnen von Daisy First Aid und den Tipps von den Maltesern auf das Thema “Erste Hilfe Baby” aufmerksam machen – mit grundlegenden Tipps sowie drei Beispielnotfällen, die im Alltag mit Baby passieren können.

Erste Hilfe für Baby und Säuglinge: die Basics

Tritt bei euch und eurem Baby ein Notfall ein, ist es grundsätzlich wichtig, dass ihr zunächst Ruhe bewahrt. Euer Zustand überträgt sich nämlich immer auch auf euer Baby. Außerdem fällt es euch leichter, das im Erste Hilfe-Kurs Gelernte abzurufen, wenn ihr ruhig und besonnen bleibt. Ihr müsst ja überhaupt erst einmal die Situation einschätzen und dann entsprechend handeln. Danach sind dann – je nach Situation, versteht sich – folgende Maßnahmen wichtig:

  1. Lebensbedrohlich: ja oder nein? Bewusstseins- und Atemkontrolle:

Überprüft zuerst den Zustand eures Babys: Ist es bei Bewusstsein und atmet es normal? Wie ist die Farbe der Haut?

  1. Notruf absetzen: 112 (Europäischer Notruf) / Schweiz: 144

Ihr fühlt euch nicht gut mit dem Zustand eures Babys oder es verhält sich in irgendeiner Form auffällig? Dann zögert nicht, die Notrufnummer 112 zu wählen. Erklärt ruhig und präzise, was passiert ist und folgt den Anweisungen am Telefon.

  1. Stabile Seitenlage:

Ist euer Baby oder Säugling bewusstlos UND atmet: Bringt es in die stabile Seitenlage. Das verhindert, dass die Atemwege eures Babys durch seine Zunge oder Erbrochenes blockiert werden.

  1. Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW):

Atmet euer Kind nicht mehr, müsst ihr eine Herzdruckmassage mit Beatmung durchführen! Informiert euch unbedingt darüber, wie eine Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Babys und Säuglingen durchgeführt wird. Auch wenn es hoffentlich niemals dazu kommen wird, kann diese Maßnahme in Notfällen wie Atemstillstand oder Herzstillstand das Leben eures Babys retten. Wichtig: Dies wird je nach Alter des Kindes unterschiedlich durchgeführt und die kindliche Lunge kann nicht so viel Sauerstoff aufnehmen. Babys werden nur mit zwei Fingern auf dem unteren Brustbein reanimiert, der Kopf wird nicht überstreckt und die Beatmung erfolgt über Mund und Nase.

  1. Erste-Hilfe-Ausrüstung:

Seid ihr mit eurem Baby unterwegs, solltet ihr immer eine zertifizierte Erste-Hilfe-Ausrüstung für Babys und Säuglinge griffbereit haben. Dazu gehören z.B.: Verbandsmaterial wie sterile Kompressen, Binden und Pflaster in unterschiedlichen Größen, Schere, Kalt-/Warmkompressen, Sofort-Kälte-Kompressen, Dreieckstuch, Rettungsdecke, Digital- Fieberthermometer, physiologische Kochsalzlösung zum Reinigen von Wunden, Zecken- und Splitterpinzette, Einmalhandschuhe, Desinfektionstücher, Händedesinfektionsmittel und Wundspray. Überprüft den Inhalt regelmäßig auf Vollständigkeit und Haltbarkeit. Übrigens: Auch Wasser gehört zur Ersten Hilfe für Säuglinge und Baby. Denn damit könnt ihr Wunden säubern, Verbrennungen oder Stiche kühlen, Hände waschen, Sand aus den Augen entfernen und vieles mehr. Also: immer eine Flasche zur Hand haben.  

Erste Hilfe für Baby
📷Daisy First Aid
  1. Wichtige Notrufnummern:

Nicht nur die Nummer des Notrufs (112) sollte euch bekannt sein, auch die der regionalen Giftnotrufzentrale, des Kinderarztes und die Adresse des nächstgelegenen Krankenhauses. Am besten speichert ihr euch unsere Liste mit sämtlichen Notrufnummern ab, ergänzt sie um regionale Kontakte und druckt das Ganze zusätzlich aus, um es z.B. präsent am Kühlschrank zu platzieren. Das gilt übrigens auch, wenn ihr in den Urlaub fahrt. Ihr solltet immer und überall wissen, an wen ihr euch im Notfall wenden könnt.

  1. Zeigt euer Kind erst verzögert Symptome?:

Bei lebensbedrohlichen Situationen die 112 wählen, ansonsten unbedingt ein Krankenhaus (Kinderklinik falls möglich), einen Kinderarzt oder den kinderärztlichen Bereitschaftsdienst aufsuchen (falls die kinderärztliche Praxis geschlossen ist) und die Symptome abklären lassen.

Erste Hilfe Baby: Was tun bei Verschlucken, Sonnenstich und Insektenstichen?

Leider können wir an dieser Stelle nicht auf alle Notfälle eingehen, das würde den Rahmen des Blogs sprengen. Wir möchten euch an dieser Stelle aber ja auch nur mit Grundlagen versorgen und euch daran erinnern, einen Kurs “Erste Hilfe für Baby und Säuglinge” zu besuchen. Drei Beispielfälle wollen wir uns aber kurz mal anschauen:

1. Erste Hilfe nach Verschlucken und bei Ersticken

Es kann schnell passieren, dass Babys und Kleinkinder sich verschlucken. Dies kann z.B. durch eine Münze oder Murmel passieren, die auf dem Boden lag oder natürlich auch beim Essen. Animiert euer Kind zum Husten und beobachtet ganz genau, ob es effektiv atmet. Ist der Gegenstand zu groß, kann er in der Speiseröhre stecken bleiben und Verletzungen verursachen. Noch kritischer wird es, wenn euer Baby den Fremdkörper eingeatmet hat und euer Baby keine Luft mehr bekommt. Das erkennt ihr z.B. an Atemnot, anhaltendem Hustenreiz, Pfeifgeräuschen beim Atmen und einem verfärbten Gesicht. Es läuft rot oder blau an, weil die Atmung aussetzt. Ruft dann sofort einen Notarzt und leitet Erste-Hilfe-Maßnahmen ein:

Bei Babys, die erst ein paar Monate alt sind und noch nicht nicht selbst stehen können, solltet ihr folgendes tun, bis der Rettungsdienst eintrifft:

  • Setzt euch auf einen Stuhl, die Beine eng aneinander, und legt das Baby bäuchlings auf eure Oberschenkel. Der Brustkorb liegt auf euren Knien.
  • Klopft maximal bis zu fünfmal auf die Rückenmitte.
  • Wenn das nicht funktioniert, dreht euer Baby um und gebt mit den Fingerspitzen fünf kleine Stöße auf den Brustkorb, bis die Atemwege frei sind.
  • Tritt immer noch keine Besserung ein, wiederholt ihr die Stöße, bis der Rettungsdienst da ist.

Wichtig: Selbst wenn das Baby hustet und wieder Luft bekommt, kann der Fremdkörper in einen Lungenflügel gefallen sein, das Kind muss ärztlich untersucht werden. Bei größeren Kindern gelten die gleichen Regeln wie bei Erwachsenen, die sich verschluckt haben.

2. Erste Hilfe bei Sonnenstich und Hitzeschlag

Wie wir alle wissen, reagieren Babys und Kinder viel empfindlicher auf Sonnenstrahlen und Sommerhitze als Erwachsene, denn sie können ihren Wärmehaushalt noch nicht so gut regulieren und die zarte Babyhaut ist viel empfindlicher. Also lautet die Empfehlung in den ersten Lebensjahren: Schützt euer Baby vor Sonnenstrahlung und bleibt im Schatten. Auch ein Warten/Fahren im zu warmen Auto unbedingt vermeiden. Sollte es dennoch zu einem Sonnenstich kommen, zeigen sich z.B. Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und ein erhöhter Puls. Noch dramatischer wird die Situation aber mit einem Hitzeschlag: Hierbei kommt es zu einem Temperaturanstieg (mehr als 40 Grad Celsius) mit hochrotem Kopf, einer Bewusstseinstrübung und ggf. Schüttelfrost und einem steifen Nacken.

  • Ruft sofort einen Notarzt und bringt euer Baby an einen kühlen, schattigen Ort.
  • Dickere Kleidung sofort ausziehen.
  • Dem Baby feuchte Tücher über den Körper legen und es vorsichtig runterkühlen (Achtung: nicht eiskaltes Wasser verwenden!)
  • Dem Baby je nach Alter Muttermilch oder Wasser (nicht zu kalt) geben.
Erste Hilfe für Baby

3. Erste Hilfe bei Insektenstichen

Insektenstiche, gerade im Sommer, kennt jeder. Diese sind unangenehm, aber solange keine Allergie besteht, sind sie meistens harmlos. Ein warmer Waschlappen auf der Einstichstelle kann das Gift der Biene oder Wespe zerstören. Nach ein paar Minuten dann die Stelle kühlen.

Vorsicht aber bei z.B. Atemnot, Quaddeln auf der Haut, einem erhöhten Puls, Fieber, Übelkeit und Schüttelfrost. Es kann sich um einen allergischen Schock handeln.

  • Ruft sofort einen Notarzt.
  • Wurde euer Kind von einer Wespe oder Biene gestochen? (Bei Letzterem steckt der Stachel häufig noch.)
  • Entfernt den Stachel durch Wegschnippsen, nicht herausziehen.
  • Löst enge Kleidung.
  • Je nach Verfassung: Bringt euer Kind in eine aufrechte Position/Sitzposition oder legt es hin und die Beine hoch – bei Bewusstlosigkeit stabile Seitenlage.
  • Kommt es zu einem Atem- oder Herzstillstand, muss sofort mit der Wiederbelebung begonnen werden.
  • Bei Zecken: Zecke mit einer speziellen Zange/Pinzette oder Zeckenkarte entfernen und einen Arzt konsultieren.

Erste Hilfe für Baby und Säuglinge – Wissen hilft

Einen kühlen Kopf bewahren und nicht in Panik verfallen – das ist das A und O, wenn euer Baby sich verletzt oder in eine andere Notsituation gerät. Und dabei hilft es, wenn ihr wisst, was zu tun ist. Wir hoffen, dass wir euch mit unserem Blogbeitrag über Erste Hilfe für Baby und Säuglinge schon mal ein paar Grundlagen an die Hand geben konnten. Gleichzeitig werden wir aber nicht müde zu betonen, wie wichtig es ist, dass ihr einen Erste Hilfe-Kurs für Babys und Säuglinge sowie Kleinkinder besucht. Denn neben Insektenstichen, Sonnenstich und Erstickungsgefahr gibt es ja auch noch viele weitere Situationen, in denen Erste Hilfe notwendig ist. Also, worauf wartet ihr noch? Erste Hilfe-Kurs raussuchen und buchen. Ihr tut es für euch und für eure Kinder!

Achtung: Diese Informationen sind nach bestem Wissen und Gewissen und größter Sorgfalt zusammengestellt worden. Wie jede Wissenschaft ist die Medizin aber ständigen Entwicklungen unterworfen. Jeder Nutzer dieser Informationen ist angehalten, den vorliegenden Einzelfall und die hier genannten Informationen genauestens zu prüfen. Die Anwendung der hier genannten Maßnahmen erfolgt auf eigene Gefahr.

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Quelle: Malteser: Erste Hilfe für Babys und Kinder – das solltest du wissen.

Daisy First Aid

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